Trotz Regen läuft einiges am Hafen in Kleinhüningen: Die Schiffe dürfen wegen Hochwassers nicht ablegen, Gäste kommen trotzdem. Manche steigen sogar ein, obwohl der «Lällekönig» & Co. auf unbestimmte Zeit liegen bleiben werden – und der Pegel weiter steigt.
So schnell kann es gehen.
Am Samstag tuckerten noch etliche Motorboote auf dem Rhein umher, die Bootsführer genossen die Sonne und dachten an alles – ausser an Hochwasser. Der Pegelstand lag bei 5,67 Metern und war somit weit entfernt von den 7,90 Metern, bei denen der Rhein in Basel für die Schifffahrt gesperrt wird. Jetzt, nur wenige Tage später, ist das Wasser mit Schwankungen zeitweise 8,27 Meter hoch. Ab einem Pegel von 8,20 Meter ist die Schifffahrt auf der gesamten Strecke von Rheinfelden bis Kembs gesperrt – was jetzt der Fall ist.
Es hat stark geregnet vom Dienstag bis und mit Mittwochmorgen – und regnet teilweise noch immer. Doch nicht nur wegen des Regens in der Region ist das Wasser so rasch angestiegen, sagt Urban Grossholz, Schiffsführer bei der Basler Personenschifffahrt. «Hinzu kommt das Wasser aus den Seen in der Zentralschweiz», erklärt er jedem, der es wissen will. Und er muss einigen Auskunft geben. Denn trotz des Regens sind etliche Menschen für eine Fahrt mit dem «Lällekönig» nach Kleinhüningen gekommen. Kapitän Grossholz ist der Überbringer der Nachricht, dass daraus nichts wird. Was einige Leute aber nicht davon abschreckt, trotzdem einzusteigen.
Zusätzliche Seile für Boote
Auf dem stillliegenden «Lällekönig» gibt es Kaffee für eine Gruppe, die vergebens angereist ist. Und auch wer nicht dazu gehört, ist willkommen in der Schiffsstube. Bloss für Kapitän Grossholz gibt es nichts mehr zu tun, und das, schätzt er, nicht nur heute Mittwoch. «Ich denke, das Hochwasser dauert noch einige Tage an.» Denn der Regen vom Mittelland sei noch gar nicht in seiner ganzen Fülle in Basel angekommen. Das Wasser brauche je nach See bis zu drei Tage für seine Reise in den Basler Rhein.
Es ist also ein Trugschluss zu meinen, das Ende des Regens bedeute einen sinkenden Pegel. Das weiss auch Hafenmeister Fredi Mangold vom «Regioport». Mit dicken Seilen in der Hand kontrolliert er, ob die Boote und Schiffe gut genug festgemacht sind für den Fall, dass das Wasser weiter steigt. Bei einigen hilft er mit einem Zusatzseil nach. Ausser ihm befindet sich praktisch niemand am Yachthafen am Rand des Hafenareals. Warum auch? Das Fahrverbot gilt auch für kleine Schiffe. Bloss Manfred Hofmänner vom «Taxi-Boot» ist noch hier. Unter dem Arm trägt er zahlreiche Kissen. Es scheint, das nasse Wetter würde ihn nicht stören.
Düstere Prognose
Der Eindruck täuscht: «Ich bin nur hier, um zu kontrollieren, ob mit dem Boot alles in Ordnung ist – und um das Wasser auszuschöpfen», sagt er. Einer Gruppe aus Zürich musste er absagen. Schlecht für das Geschäft, für Hofmänner aber ein Risiko, das dazu gehöre, sagt er. Wobei: So schlimm wie jetzt sei es schon lange nicht mehr gewesen. 2011 wurde die Schifffahrt gar nie gesperrt, weil es im Winter wenig schneite und im Sommer wenig regnete, was zu teilweise aussergewöhnlich tiefen Wasserpegeln in den Seen führte. Und auch in diesem Jahr gab es bisher erst im Frühling einmal Hochwasser – und das nur kurz.
Doch jetzt ist die Prognose düster: «Es sieht danach aus, als würde der Pegel bis am Donnerstag weiter ansteigen und erst dann langsam sinken – wie es von diesem Zeitpunkt an weiter geht, können wir noch nicht einschätzen», sagt Nina Hochstrasser vom «Port of Switzerland». Diese Prognose teilen offenbar auch die Kapitäne des Löschboots der Feuerwehr: Sie brachten dieses am Mittwochmorgen in Sicherheit ins Hafenbecken 1 ins stille Gewässer. Zu ihrem Erstaunen waren sie aber nicht allein auf dem Fluss unterwegs. Das Luxus-Flusskreuzfahrt-Schiff «River Melody» legte in Richtung Holland ab, als der Pegel noch bei 8,19 Metern stand. Keine zehn Minuten später wäre der Wasserstand zu hoch gewesen, um rheinabwärts fahren zu dürfen.
So schnell kann es gehen.
Quellen
Artikelgeschichte
Pegelstand 16:08h: 8,27 Meter. Am Mittag war er noch 8,22 Meter.