Kein Taxi für Dereck Chisora

In London wird ein Titelkampf zwischen dem Box-Rüpel Dereck Chisora und dem Prattler Arnold Gjergjaj angekündigt. Und in Basel reibt man sich die Augen.

Hätte sich gerne in ein Taxi gesetzt, um einen Basler zu vermöbeln: Dereck Chisora, Box-Rüpel vom Dienst. (Bild: Nils Fisch)

In London wird ein Titelkampf zwischen dem Box-Rüpel Dereck Chisora und dem Prattler Arnold Gjergjaj angekündigt. Und in Basel reibt man sich die Augen.

Die Ansage war so professionell, das bekommt nur ein Profi­boxer mit Vorliebe für das Image des bösen Buben hin. «Er hat 16 Leute k.o. geschlagen. Aber ruft mir ein Taxi – und ich ­knocke ihn aus!», blaffte Dereck ­Chisora am Montag in London. Und drohte damit Arnold Gjergjaj, dem Schwergewicht des Boxclubs Basel, gegen den er am 30. November seinen europäischen Titel verteidigen werde.

Gelernt ist eben gelernt. Das Ballyhoo gehört zum Profiboxen wie das Transfergerücht zu jedem FCB-Spieler, der fünf gerade Pässe geschlagen hat. Chisora ist ein Meister des Kampfes ­neben dem Ring. Als er 2012 gegen Vitali Klitschko antrat, gab er ihm im Vorfeld mediengerecht eine Ohrfeige, bespuckte danach Vitalis Bruder Wladimir, blieb eine halbe Stunde zu lang in ­seiner Garderobe und prügelte sich zum krönenden Abschluss nach verlorenem Kampf an der Pressekonferenz mit einem anderen Boxer.

Gut, sehr viel wusste Chisora am Montag noch nicht über den kommenden Gegner Gjergjaj: «Ich gehe nach Hause und google ihn.» Und viele britische Boxfans taten es ihm gleich. Die Youtube-Klickzahlen der Gjergjaj-Kämpfe hüpften nach oben.

Ebenfalls nach oben ging der Puls bei Gjergjajs Trainer und Manager Angelo Gallina. Der wusste nämlich wenig von diesem Titelkampf, den sogar die «Times» ankündigte. Erst einen Tag nach den englischen Medienberichten erhielt er von Chisoras Management den Vorschlag für einen Vertrag zugestellt. Gallina lehnte ab. Zu kurz sei die Vorbereitungszeit, Gjergjaj eben erst von einer Rückenverletzung genesen. Danke der Nachfrage. Dereck Chisoras Taxi fährt doch nicht nach Basel.

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Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 18.10.13

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