Kleinbasler Bär tanzt fürs Zusammenleben

Am Bärenmähli des Kleinbasler Bärentags plädierten Selim Karatekin, Mitglied der Basler Muslim-Kommission, und SP-Nationalrätin Silvia Schenker für ein vorurteilfreies Zusammenleben der Kulturen.

Der Kleinbasler Bär als Symbol für das Miteinander der Kulturen beim Anmarsch zum ersten Tanz vor der Matthäuskirche

(Bild: Dominique Spirgi)

Am Bärenmähli des Kleinbasler Bärentags plädierten Selim Karatekin, Mitglied der Basler Muslim-Kommission, und SP-Nationalrätin Silvia Schenker für ein vorurteilfreies Zusammenleben der Kulturen.

Wie sich die Bilder unterscheiden: Während beim traditionellen Mähli der drei Ehrengesellschaften am Vogel-Gryff-Tag die männlichen Basler Bürger in dunklen Anzügen unter sich bleiben, herrscht beim Bärenmähli ein buntes Durcheinander mit vielen Kindern, Frauen und Männern ohne Schweizer Pass und linken Politikerinnen und Politikern aus dem Grossbasel. 

Der Kleinbasler Bär kann hier Symbol sein für das multikulturelle Kleinbasel, das sogar den Stadtteil auf der anderen Seite des Rheins nicht ausschliessen mag. Für dieses Zusammenleben der Kleinbasler Kulturen und gegen jegliche Art von Ausgrenzung setzten sich denn auch die offiziellen Tischredner am Bärenmähli ein: Selim Karatekin als Vertreter der Basler Muslim-Kommission und SP-Nationalrätin Silvia Schenker.

«Die gleichen Männer, die am Claraplatz eine muslimische Frau bedroht haben, gehen jetzt auf die Strasse, um unsere Frauen zu schützen!»

Tischredner Selim Karatekin

Karatekin stellte in seiner Rede das «Miteinander» und die Nachbarschaft der verschiedenen Religionsgemeinschaften ins Zentrum. Er betonte die «hervorragenden Beziehungen» der Muslim-Kommission mit der römisch-katholischen und der reformierten Kirche sowie mit der Israelitischen Gemeinde in Basel. Die ideale Form des Zusammenlebens solle nicht eines von «Baslern mit Muslimen» oder gar «Baslern gegen Muslime» sein, sondern letztlich von «Baslern mit Baslern».

Karatekin sprach auch die aktuellen Ereignisse in Europa an: die Anschläge des IS in Paris, die Flüchtlingsströme, die «abscheulichen» Vorfälle in der Silvesternacht in Köln und den aufkeimenden Rechtsextremismus – und in dem Zusammenhang auch die in Basel geplante Pegida-Demonstration vom 3. Februar, die er als bedenkliches Zeichen erachtet: «Die gleichen Männer, die im August am Claraplatz eine muslimische Frau mit Kind angeschrieen und bedroht haben, gehen jetzt auf die Strasse, um unsere Frauen zu schützen!»

Freundschaft als Waffe gegen den Extremismus

Das Ziel aller Extremisten sei es, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben, mahnte Karatekin. Am Schluss seiner Rede plädierte er dafür, jetzt erst recht über die Religionsgemeinschaften hinweg zusammenzuhalten: «Unsere Freundschaft ist der grösste Feind der Extreminsten», sagte er.

Auch Silvia Schenker setzte das «Miteinander» in das Zentrum ihrer Rede. Als höchst bedenkliches Zeichen gegen dieses Miteinander bewertet sie die Durchsetzungsinitiative der SVP, die am 28. Februar zur Abstimmung kommen wird und die Grundrechte verletze. Grosse Sorgen bereite ihr, dass die Ereignisse in Köln den Kampf gegen diese Initiative erschwerten.

Schenker mahnte, dass die Durchsetzungsinitiative letztlich zum Dammbruch im Kampf der SVP gegen das internationale Völkerrecht werden könnte. Die Folge der Initiative wäre nämlich, dass die Richter wichtige Grundrechte, die in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgehalten sind, nicht mehr berücksichtigen dürften. Für Schenker geht es bei der Initiative demnach letztlich auch um die Grundsatzfrage, «ob die SVP in unserem Land alles, aber auch wirklich alles durchsetzen kann». 

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