Knall beim RHC Basel: Präsident Ehrler tritt zurück

Als «Mister Rollhockey» hat Roger Ehrler den Spitzen-Rollhockey in der Region Basel massgeblich geprägt. Jetzt demissioniert er via Homepage als Präsident des von ihm gegründeten RHC Basel – nur Tage, nachdem der Club mit namhaften Transfers auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Der Basler Jan Velten gegen Marc werner rsv weil rechts im Rheinkniederby der Nationalliga A im Rollhockey Natiaonalliga A RSV Weil _ RHC Basel 2:5Bild meinrad schˆn Binzen31. 10. 13

(Bild: Meinrad Schön)

Als «Mister Rollhockey» hat Roger Ehrler den Spitzen-Rollhockey in der Region Basel massgeblich geprägt. Jetzt demissioniert er via Homepage als Präsident des von ihm gegründeten RHC Basel – nur Tage, nachdem der Club mit namhaften Transfers auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Mit einem komplizierten, in einer mehrseitigen «wichtigen Mitteilung» versteckten Satz kündigt RHC-Basel-Präsident Roger Ehrler seinen Rücktritt an: «Um ein Hindernis, verursacht durch eine Personalie, für den Erfolg eventueller zukünftiger Verhandlungen zu beseitigen und einen Verbleib in der Halle nicht zusätzlich zu gefährden, trete ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Präsident zurück», schreibt er auf der Website des Vereins.

Konkret geht es darum, dass Ehrler beziehungsweise der RHC Basel den Vertrag mit der Hallengenossenschaft Rollschuh-Sport Basel dieses Frühjahr per 1. Januar gekündigt hat. Offenbar hat der RHC Basel in der Zwischenzeit keine Alternative gefunden und möchte gerne in der Halle bleiben – allerdings zu besseren Bedingungen.

Bisher konnte der RHC Basel die Halle nur einmal abends und sonst über Mittag benutzen. An den anderen Abenden war die Halle durch den Rollkunstlauf des RS Basel und den Rollsportverein Saint-Louis belegt. Vor allem auf diese Zeiten hatte Ehrler spekuliert. «Am Anfang des Mietvertrages mit der Genossenschaft im Mai/Juni 2013 wurde uns gesagt (wir behaupten versprochen), dass Abendstunden, die wir schon damals dringend benötigten, frei würden und dies zum 1. Januar 2014», schreibt er.

Als ehemaliger Gönner nichts mehr zu sagen

Peter Mohler, Präsident der Rollschuhhallen-Genossenschaft, widerspricht: «Ein solches Versprechen haben wir nie gemacht, und wir kündigen keine seit Jahren bestehenden Verträge.» Er habe lediglich zugesichert, dass der RHC Basel der Erste wäre, der frei werdende Hallenzeiten erhalten würde. Weil sich der Neubau einer Halle in Saint-Louis verzögert hat, könnte das aber noch eine Weile dauern.

Mit Roger Ehrler habe er nie persönlichen Kontakt gehabt, sagt Mohler, nur mit dem früheren Mannschaftscaptain und Clubmanager Andreas Paczia. Somit ändere sich durch den Rücktritt von Roger Ehrler nichts an der Faktenlage. Brisant und für Ehrler besonders ärgerlich: Er, der in seiner Jugend selbst beim RS Basel Rollhockey spielte, hat die vor 20 Jahren erstellte Halle massgeblich mitfinanziert.

Danach kam es zu Querelen zwischen Ehrler und der Hallengenossenschaft. Aber nicht primär wegen des Rollhockeys, sondern wegen Ehrlers Rollkunstlaufsport betreibenden Schwestern. Ob deshalb oder aus verletztem Stolz, bis vor Kurzem behauptete Ehrler, er werde nie mehr in die Rollsporthalle Morgarten zurückkehren. 

Doch Ehrler braucht eine Halle in der Schweiz. Zwar dürfen die Clubs aus Weil und Friedlingen, die er jahrelang unterstützte, an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen. Aber ein Schweizer Meister, der auf deutschem Boden trainiert und spielt, darf nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Und ein Erfolg auf europäischer Ebene ist es, was sich Ehrler so sehr wünscht. Also ist er auf die Halle an der Nidwaldnerstrasse angewiesen. Keine andere Anlage ist so gut für Rollhockey geeignet wie diese. 

Frisch verpflichtete Altstars

Ob mit oder ohne neue Halle – auf die neue Saison hin hat Roger Ehrler kürzlich die drei portugiesischen Ex-Internationalen Carlos Guillaumes, Rui Ribeiro und Goalie Carlos Silva verpflichtet. In einem Interview mit dem portugiesischen Rollhockey-Portal HóqueiPT.com äussert sich Silva (32) über seinen neuen Verein: «Es ist vielleicht ein eher unbekannter Club mit nur wenigen Zuschauern, aber er will wachsen. Das Ziel ist, Meister zu werden. Das ist das Ziel, das uns der Präsident nannte. Es ist ein ambitioniertes Projekt mit einem Plan dahinter, es ist nicht nur eine Person mit Geld.» Damals konnte Silva ja noch nicht wissen, dass der Verein vielleicht schon bald ohne Präsidenten und ohne Halle dastehen würde.

In Portugal, wo Rollhockey äusserst populär ist, hat der Wechsel für grosses Aufsehen gesorgt, belegte doch die Schweiz an der kürzlich ausgetragenen Europameisterschaft nur den letzten Platz. Sportliche Gründe dürfte die Portugiesen deshalb kaum in die Schweiz gelockt haben. Das gibt auch Silva unumwunden zu.

Über den finanziellen Aspekt der Transfers äussert sich Ehrler wie folgt: «Es gibt keinen mir bekannten Transfermarkt im Rollhockey, in dem Gelder fliessen, und Spieler kann man auch nicht kaufen. Es sind Sportler, die für einen Vereinswechsel kein Geld erhalten – auch der Verein nicht, der den entsprechenden Spieler verliert.»

Besuch von der Steuerfahndung 

So oder so – Ehrler hat in den letzten Monaten mehrmals Besuch von den deutschen Steuerfahndern erhalten. Sie interessieren sich offenbar dafür, ob während Ehrlers Zeit als Sponsor des RSV Weil Spieler bezahlt worden sind. Auch dazu äussert sich Ehrler in seiner Botschaft auf der Homepage. «Verschiedene staatliche Instanzen in Deutschland verrichten momentan ihre Arbeit, und dies nach Recht und Gesetz. Die Dinge werden sich klären und ich bin der festen Überzeugung, dass bezüglich dieser Angelegenheit bald Ruhe in die regionale Rollhockey-Landschaft einkehren wird und wir uns wieder auf das Sportliche konzentrieren können.» 

Auch nach seinem Rücktritt von sämtlichen Ämtern verspricht Ehrler, den Verein weiterhin finanziell zu unterstützen. Bleibt offen, wer unter dem «Constantin des Rollhockeys» neuer RHC-Präsident wird. Interessenten können sich beim Verein melden. «Es muss nicht zwingendermassen eine Person mit Fachkenntnissen in unserer Sportart sein – keine Vorbelastung und daher entsprechende Neutralität könnten ein Vorteil sein», schreibt Ehrler auf der RHC-Homepage.

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