Königlich-leichte Unterhaltung unter dem Zeltdach

Das Broadway-Variété hat Basel erreicht, die Heimatstadt des Spektakels. Die diesjährige Show mit dem Titel «Le Königreich» ist humorvolle Unterhaltung. In Kombination mit dem aufgetischten Essen ein bestechendes Konzept.

show im broadway-variete in Zug 2014 (Bild: zVg, mischa scherrer)

Das Broadway-Variété hat Basel erreicht, die Heimatstadt des Spektakels. Die diesjährige Show mit dem Titel «Le Königreich» ist humorvolle Unterhaltung. In Kombination mit dem aufgetischten Essen ein bestechendes Konzept.

«Überlassen Sie alles uns», wird der Zuschauer beim Broadway-Variété gleich zu Beginn aufgefordert. Tatsächlich geht es hier vor allem darum, zurückzulehnen und das Gesehene auf sich wirken zu lassen. Die Idee des «Spiel- und Verzehrtheaters» ist sinnliche, lockere Unterhaltung, eine humoristische Alltagsflucht. Hier will man weder hinterfragen noch auf irgendwelche Missstände aufmerksam machen. Der Genuss steht ganz im Vordergrund.

Dabei wird ein Dreigangmenü von artistischen Darbietungen, Theatereinlagen und Musik begleitet, die Show und das kulinarische Angebot sind aufeinander abgestimmt. Dieses Jahr lautet das Motto «Le Königreich». Der «König» ist eine Frau, was dank einer «Quotenregelung der fortschrittlichen Monarchie» zustande gekommen sei. Da sich eine Königin aber schlecht Respekt verschaffen könne, müsse sie sich halt doch als Mann verkleiden und ausgeben.

Viele treue Stammkunden

Die Artisten, Köche, Schauspieler, Sänger und Musiker des Broadway-Variétés haben ihre Zelte und Wohnwagen dieses Jahr beim Gartenbad St. Jakob aufgestellt. Es ist nicht der erste und wohl auch nicht der letzte Standort des Variétés. Vor über zwanzig Jahren fand die Show noch im Dalbenloch statt, passend zwischen Ruinen, inmitten der Altstadt. Als sich Anwohner über den Lärm beschwerten, zogen die Artisten ein paar Hundert Meter weiter zum Birsköpfli.

Luca Botta, der das Reisetheater seit vier Jahren leitet, sagt: «In Basel sind wir zu Hause, wir haben hier einen treuen Kundenstamm. Viele Zuschauer sind seit Jahren mit dabei, kennen sich auch untereinander.»

Im Laufe des Abends merkt man, was die Künstler alles können

Tatsächlich ist die Premiere gut besucht. Der Altersdurchschnitt ist eher hoch, viele graue Haarschöpfe sind im Publikum auszumachen. Unsere Tischnachbarn grüssen den Techniker und unterhalten sich mit einer älteren Dame über das Programm vom Vorjahr. Es herrscht fast schon eine vertraute, familiäre Stimmung im Vorstellungszelt.

Die Show kommt langsam in die Gänge. Zu Beginn wirken die Künstler eher wie ein fröhlich-bunt zusammengewürfelter Amateurhaufen. Erst im Laufe des Abends merkt man, was die Artisten, Musiker und Schauspieler wirklich können.

Da ist eine Artistin, die mit beeindruckenden Übungen an einem überlebensgrossen Triangel von der Decke mitten im Zelt baumelt. Oder wir bekommen eine beeindruckende Diabolo-Show zu sehen, mit cooler Breakdance-Musik unterlegt.

Poetische Weltreisen und Stelzenelefanten

Eindeutig ein Highlight des Abends ist der Monolog von Theaterleiter Luca Botta. Auch der Humor der Show steigert sich mit der Zeit: Bei einer Art poetischer Weltreise werden Ortschaften und Länder durch ihre klangliche Ähnlichkeit mit anderen Wörtern in die Erzählung eingebunden. Etwa so: «Ich ging Usbekistan raus», oder «Ich zog ein schönes Chile an», oder «Musik ertönte aus dem Eldoradio». Das Originelle dieser Erzählweise lässt sich schwer vermitteln, ist aber ein Erlebnis. Ebenfalls äusserst originell: der in Jeans gekleidete Stelzen-Elefant, auf dem die Königin einen kurzen Auftritt hat.

Je weiter das Menü fortschreitet, desto länger und ausgiebiger werden die Showeinlagen zwischen den Gängen. Als Amuse-Bouche wird uns ein gut gewürzter Mini-Gazpacho kredenzt. Zur Vorspeise gibt es eine Randen-Pilzquiche mit Salatbouquet. Die Hauptspeise ist für Fleischesser eine mittelalterlich-königliche Entenkeule mit Polenta, für Vegetarier gibt es gefüllte Zucchini mit derselben Beilage. Der Nachtisch schliesslich ist eine Crema Catalana mit falschen Florentinern und Aprikosen garniert.

Das Essen ist durchaus überzeugend, beim Hauptgang können wir die vegetarische Variante fast noch wärmer empfehlen als die Entenkeule, da der Fleischsauce das gewisse Etwas fehlt. Das königliche Sujet drückt vor allem beim Hauptgang durch, bei Vor- und Nachspeise haben wir es leicht vermisst.

Fazit: Das Broadway-Variété ist einen Besuch wert

Auf jeden Fall sind wir gut gesättigt und zufrieden, als die Nachtischteller abgeräumt werden. Und dann kommt die Show noch einmal in die Gänge. Es werden weitere artistische Darbietungen zum Besten gegeben, so manch ein Scherz wird gerissen, und auch das Theaterspiel kommt nicht zu kurz. Sehr süss ist etwa die Einzeldarbietung der frankophonen Schildkröte – mittlerweile ein Dauerbrenner des Theaters –, die ihr Recht, auf der Autobahn «fahren» zu dürfen, einfordert.

Ganz zum Schluss wird eine Art Metallkarussell in der Mitte des Zuschauerzelts festgeschraubt. Dort nehmen dann die Hauptakteure Platz und drehen sich im Kreis, während sie musizieren und die Königin ein letztes Mal mit ihrer schönen Stimme auftrumpft.

Und dann nimmt der Abend, der knapp vier Stunden dauert und wie im Flug vergeht, ein Ende. Wir sind noch etwas verwirrt von all den unterschiedlichen Eindrücken, denn es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Variété-Abend genossen haben.

Wird es auch das letzte Mal sein? Wohl kaum. Tatsächlich ist das locker-humorvolle Variété, verbunden mit einem leckeren Essen, ein bestechendes Konzept. Wenn man bereit ist, einen Abend ganz im Zeichen des Vergnügens zu verbringen und sich selbst und die Welt nicht ganz so ernst zu nehmen, dann ist das Broadway-Variété ganz sicher einen Besuch wert.

Das Broadway-Variété ist noch bis am 15. November in Basel. Unter der Woche kostet die Show inklusive Dreigangmenü 110 Franken (ohne Getränke), am Wochenende zehn Franken mehr. Reservieren kann man direkt per Telefon.

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