Konrad gegen die Pest: Computerspiel im Basel von 1615

Der berühmte Merianplan von 1615 bietet den Hintergrund für ein Computerspiel, das durch das von der Pestseuche geplagte Basel des frühen 17. Jahrhunderts führt.

Überraschung in Stadtarzt Platters Kabinett.

(Bild: hmb.ch)

Der berühmte Merianplan von 1615 bietet den Hintergrund für ein Computerspiel, das durch das von der Pestseuche geplagte Basel des frühen 17. Jahrhunderts führt.

Ich bin Konrad. Alle sind Konrad, die in das Online-Computerspiel «Basel 1610» eintauchen. Konrad ist die Hauptfigur des «Serious Adventure Games», welches das Historische Museum Basel und das Kunsthistorische Seminar der Universität zusammen mit der Agentur für Kommunikationsdesign ui/deation und den Spielentwicklern von Good Evil entwickelt haben.

Konrad ist ein junger angehender Arzt, der nach Basel kommt, um beim berühmten Stadtarzt Felix Platter ein Medizinstudium zu absolvieren. Er hat eine etwas androgyne Erscheinung, damit sich auch Spielerinnen in die Figur hineindenken können, wie Daniele Turini, Leiter eCulture im Museum, bei der Präsentation des Spiels erklärte.

Die Pest besiegen

Wie bei «Point and Click Adventure Games» üblich, sind Aufgaben zu lösen und Objekte einzusammeln, um die Mission bewältigen zu können, mit der die Spielfigur betraut ist. Konrad muss zusammen mit Felix Platter die Pest besiegen, die Basel damals tatsächlich heimgesucht und die Bevölkerung arg dezimiert hat. Und natürlich muss er auch um sein eigenes Überleben besorgt sein.

Als Rahmen für das Spiel dient der bekannte Vogelschauplan von Basel, den Matthäus Merian d. Ä. vor genau 400 Jahren dem Rat der Stadt Basel übergeben hat.



Die bekannte Vogelschau der Stadt Basel von Matthäus Merian d. Ä. bildet den Rahmen des Games.

Die bekannte Vogelschau der Stadt Basel von Matthäus Merian d. Ä. bildet den Rahmen des Games. (Bild: Franco Meneghetti)

Die Idee, anlässlich von «400 Jahre Merianplan» ein Computerspiel zu kreieren, kam von Studierenden. Barbara Schellewald, Ordinaria für Ältere Kunstgeschichte an der Universität Basel, gesteht, dass sie anfänglich skeptisch, nach zwei Workshops zum Thema aber vollkommen überzeugt gewesen sei. «Über ein Spiel wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln ist eine prima Aufgabe», sagte sie bei der Präsentation am Dienstag.

Erst ein Teil spielbar

Die Vize- und Interimsdirektorin des Museums, Gudrun Piller, sagte, dass die Suche nach einem «Adventure» im Basel des frühen 17. Jahrhunderts sehr schnell zum Thema Pest geführt habe. «Durch die Aufzeichnungen von Felix Platter ist dieses Thema sehr gut dokumentiert.» Für das Museum ist das Spiel ein willkommenes Mittel, neue Publikumssegmente zu gewinnen.

Gleichzeitig musste Piller allzu hohe Erwartungen in das Spiel etwas dämpfen. Die Entwicklung von Computergames sei sehr teuer und aufwendig. Und übersteige im Moment die Mittel und Möglichkeiten der Verantwortlichen. Das schlägt sich aber nicht in der Qualität des Spiels nieder, sondern im Ablauf der Story, die gegenwärtig just in dem Moment abbricht, wo sie beginnt spannend zu werden.

In Platters Kabinett kommt der Spendenaufruf

Konrads erste Aufgabe ist es, durch das Spalentor überhaupt mal in die Stadt zu gelangen, was aus Gründen, die hier nicht genannt sein sollen, nicht ganz so einfach ist. Als zweite Station dient Platters Kabinett am Petersplatz, wo sich Konrad erst einmal zurechtfinden muss.

Zum Treffen mit dem Stadtarzt kommt es aber noch nicht. Das Spiel bricht ab mit dem Hinweis, dass für die Weiterentwicklung zusätzliche Gelder notwendig seien. Die Beiträge der Abteilung Kultur Basel-Stadt, des Swisslos-Fonds Basel-Stadt (30’000 Franken aus dem Programm für Impulsprojekte) sowie der Bowmore Foundation Vaduz reichten offensichtlich nicht weiter.

So bleibt im Moment die Frustration, dass es nicht weitergeht. Oder aber der Griff ins Portemonnaie, denn – und das spricht für das Spiel – weitergespielt hätte ich als Konrad sehr gerne.

In der Zwischenzeit lohnt sich ein Ausflug auf die GeoViewer-Website des Grundbuch- und Vermessungsamts Basel-Stadt. Zusammen mit der Kantonalen Denkmaplflege hat das Amt den historischen Merianplan online gestellt. So kann man sich durch das Basel von 1615 bewegen und Informationen zu ausgewählten Bauten von früher abrufen.

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«Basel 1610». Computerspiel in der Umgebung des historischen Merianplans von 1615.

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