Kopfschütteln? Mir egal – mein Piepi wartet!

Die neue App Pokémon Go lässt Kinderträume wahr werden! Endlich haben die kleinen Monster den Schritt in die reale Welt so gut wie geschafft. Auf Tuchfühlung mit Pikachu, Raupy, Piepi & Co.

Die Zuneigung zu seinen Pokémon drückt sich durch liebevoll gewählte Namen aus.

(Bild: Antonia Brand)

Die neue App Pokémon Go lässt Kinderträume wahr werden! Endlich haben die kleinen Monster den Schritt in die reale Welt so gut wie geschafft. Auf Tuchfühlung mit Pikachu, Raupy, Piepi & Co.

Invasionsartig erobern kleine Monster momentan die Welt. Sie breiten sich aus und tauchen aus dem Nichts auf. Zuhause, im Büro oder auf weiter Flur – überall kann man ihnen plötzlich begegnen. Die Rede ist von Pokémon, kleinen Kreaturen mit knuffigen Namen wie Taubsi, Raupy oder Piepi.

Pokémon Go, die neue Augmented Reality App von Niantic Labs nimmt seine Nutzer auf ein digitales Geo-Caching-Abenteuer mit. Für alle, die bis jetzt bei Pokémon immer noch Bahnhof verstehen, gehts hier zum ausführlichen Artikel.

Seit Samstag ist die App auch in der Schweiz erhältlich. Ich habe sie bereits vorab getestet und mich in Basel und meinem Wohnort Münchenstein auf die Lauer gelegt.

Pikachu ist tot, lang lebe Pikachu

«Am Besten App starten und drauflosspazieren», sage ich mir. Der erste Fang lässt nicht lange auf sich warten, sofort habe ich die Möglichkeit mir zwischen drei Starterpokémon eines auszuwählen: Shiggy, Glumanda oder Bisasam sitzen in meinem Zimmer und warten darauf, geschnappt zu werden.

Das ikonischste aller Pokémon, Pikachu, ist bei Pokémon Go nicht am Anfang verfügbar – ausser man bedient sich eines Tricks. Fängt man keines der Starter sondern läuft ihnen ungefähr viermal davon, erscheint plötzlich ein Pikachu.

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Ist das erste Monster gefangen, steht der fröhlichen Jagd nichts mehr im Weg. Sie verstecken sich in meinem Büchergestell oder im Garten. Auch Drive-By-Fänge aus dem Tram heraus sind möglich. Virtuelle Welt verschmilzt mit meiner Umwelt. Fast enttäuscht stelle ich bei der Sichtung eines Rattfratz fest, dass dieses dann nicht auf der Schaukel in der Claramatte hockt und mich anfeixt, sondern eben doch nur auf meinem Mobiltelefon existiert.

Bei Pokémon Go gilt, ähnlich wie bei den Menschen, wo viele Leute zusammenkommen, läuft einfach mehr. Wo sich viele Pokémonjäger aufhalten, finden sich oft Orte, an denen andere Spieler Items gesetzt haben, die Monster anlocken. Von denen kann auch ich profitieren, denn diese sind für alle Spieler in der Gegend wirksam. Bequem sacke ich auf diese Art ein Pokémon nach dem anderen ein.

Die Invasion der Herzigen.

Andere Pokémonjäger in der Stadt auszumachen, klappt ziemlich einfach. Pokémon Go-Spieler sind Rudeltiere. So bin auch ich zusammen mit einem Freund unterwegs, mit dem ich mich zur Jagd verabredet habe. Abwechselnd starrt einer von uns auf den Bildschirm während der andere darauf achtet, dass keine Strassenlaternen oder Zivilisten gerammt werden.

Immer wieder begegnen uns andere Pokémon-Jäger, leicht erkennbar an den mitgeführten Powerbanks (das Spiel ist ein Akkufresser!). Treffen sich unsere Blicke mit einem anderen Gegner nicken wir kurz, grinsen wissend. «Ihr seid auch am Pokémon sammeln, gell?», ruft uns jemand aus einer Gruppe Jugendlicher zu bei der Elisabethenkirche und lacht. «Klar!»

«Endlich selbst rausgehen und Pokémon fangen!», höre ich begeistert.

Vor der Kaserne treffe ich eine Gruppe junger Männer, die es sich auf einer Bank bequem gemacht haben und frenetisch auf ihren Bildschirmen herumtippen. Hin und wieder ein Freudenschrei, dann zeigen sie sich stolz den letzten Fang. «Endlich selbst rausgehen und Pokémon fangen!», höre ich von ihnen begeistert. 

Ist die Frage des richtigen Teams geklärt, geht es ans organisierte Pokemon-Fangen. Eine nützliche Liste, wo welche Pokémon gehäuft vorkommen, gibt es hier. Hinzu kommen diverse Facebookseiten,  «WhatsApp-» und «Telegram»-Gruppenchats, in denen Informationen zu seltenen Pokémon-Sichtungen ausgetauscht und Pläne für Putschversuche auf gegnerische Gyms vorbereitet werden.

Kopfschütteln? Mir egal – mein Piepi wartet!

Keine Jagd ist vollkommen ohne gelegentliches Geplänkel. Und, in Voraussicht auf zukünftige Funktionen der App die direktes Chatten und Pokémon-Tauschen erlauben sollen, kann man nicht früh genug beginnen, sich neben realen Freunden auch ein Netz von Pokémon-Freunden anzulegen.

Sieben Kilometer und gefühlte 200 Pokémon später sitze ich wieder zu Hause und versuche, meinen Mitbewohnern die Faszination der Pokémon-Safari zu vermitteln. Doch ich ernte lediglich Kopfschütteln, als ich beim Abendessen plötzlich wie vom Affen gebissen vom Stuhl hochspringe und aus dem Haus renne, weil gerade ein neues Pokémon auf meinem Radar aufgetaucht ist.

Mir aber egal, da draussen sitzt ein Piepi und das ist meins!

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