Ladensterben, Pegida, Rechtsrutsch – die Fasnacht 2016 wird ernst

Anders als in den letzten Jahren konnte der Obmann des Basler Fasnachts-Comités, Christoph Bürgin, bei den Fasnachts-Sujets keine klaren Renner nennen. Besonders Stammcliquen scheinen sich in diesem Jahr mit ernsthaften Themen auseinanderzusetzen.

Die drei vom Fasnachts-Comité: Nachwuchsfördererin Pia Inderbitzin, Obmann Christoph Bürgin und Cortège-Meister Bruno Kern

(Bild: Dominique Spirgi)

Anders als in den letzten Jahren konnte der Obmann des Basler Fasnachts-Comités, Christoph Bürgin, bei den Fasnachts-Sujets keine klaren Renner nennen. Besonders Stammcliquen scheinen sich in diesem Jahr mit ernsthaften Themen auseinanderzusetzen.

Stricken war der Renner im Jahr 2013, im Jahr darauf führten Baustellen die Sujet-Hitliste an, 2015 waren es die Selfies. Und 2016? Christoph Bürgin konnte an der Medienkonferenz zur Fasnacht kein favorisiertes Thema herausgreifen. «Die Liste der Sujets ist so vielschichtig, dass ich kein Schwergewicht nennen kann», sagte der Obmann des Basler Fasnachts-Comités.

Dieser Eindruck findet bei den Sujets der Stammcliquen seine Bestätigung: Alle 36 grossen Cliquen gehen thematisch ihre ureigenen Wege. Allerdings sind die Sujetbeschreibungen im offiziellen Fasnachtsführer «Rädäbäng» oftmals so kryptisch verfasst, dass sich das eigentliche Thema höchstens erahnen lässt. Schwer auszumachen, was sich zum Beispiel hinter dem Sujet «Völggerball» verbirgt, das die Alte Stainlemer angeben. Da drückt sich der Dupf-Club mit seinem Sujet «Pegida» schon um einiges klarer aus.

Top: Der Zustand der Stadt

Bürgin hat trotzdem die Mühe auf sich genommen, zwei Themenkreise herauszukristallisieren. 69 Cliquen spielen auf unterschiedliche Weise ihre Sorge um den Zustand der Stadt Basel aus. Dazu gehören die tote Innenstadt, das Ladensterben oder das Verkehrskonzept. 38 Cliquen, darunter viele Stammvereine, beschäftigen sich nach Bürgins Interpretation mit «sehr ernsthaften Themen» wie Rassismus, Rechtsrutsch und dergleichen mehr.

Die Zahl der Stammcliquen ist übrigens von 38 auf 36 geschrumpft. Nicht mehr als solche aufgeführt sind Die versoffene Deecht und d Wiehlmys, die neu «nur» noch als Pfyffer- und Tambouregruppe registriert sind. Den Titel Stammclique dürfen nur die Formationen tragen, die eine Junge Garde unterhalten und mit jeweils mindestens 15 Trommlern und Pfeifern unterwegs sind.

Insgesamt sind 465 «Einheiten», wie Bürgin die Cliquen, Guggen, Wagen, Chaisen und Einzelmasken begrifflich zusammenfasste, beim Comité angemeldet. Das sind acht weniger als im vergangenen Jahr. Zugenommen hat die Anzahl der Guggen (von 59 auf 61). Mit 120 sind die Wagencliquen zahlenmässig am stärksten vertreten.


Stadt stellt den Fasnächtlern keine Poller in den Weg

Auch wenn die kantonale Verwaltung und insbesondere das Verkehrskonzept Innenstadt bei den Cliquen wohl nicht so gut wegkommen werden, lobte Bürgin «die für die heutige Zeit atypisch gute Zusammenarbeit» mit den Behörden. Sie sei «super» und «kolossal», sagte der Comité-Obmann. Von Samstag vor bis Freitag nach der Fasnacht seien für alle aktiven Fasnächtler die Einschränkungen des Verkehrskonzepts Innenstadt aufgehoben.

Auch die neuen Verkehrspoller am Spalenberg werden die Cliquen nicht behindern. Die Verantwortlichen des Bau- und Verkehrsdepartements werden sogar die fixen Poller am Strassenrand vorübergehend demontieren, wusste Bürgin zu berichten.

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