In den Flumserbergen geht eine Lawine nieder. Nur dank Glück wird kein Skifahrer verletzt. Der Pistenabschnitt ist den Bahnbetreibern als heikel bekannt.
Als es knallt, sitzt der Fotograf Michael Würtenberg im Sessellift und geniesst die Sonne in den Flumserbergen. Er wird Zeuge, wie sich in einer Felswand, rund 150 Meter von ihm entfernt, eine Lawine löst. Dann donnert es. Als er später die schwarze Piste vom 2222 Meter über Meer gelegenen «Leist» talwärts fährt, stösst er auf den Kegel der Lawine. «Auf der ganzen Piste verstreut lagen überall Eisklötze. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Lawine statt am Mittwochnachmittag am Wochenende herunter gekommen wäre, wenn viel mehr Skifahrer unterwegs sind.» Er schätzte die Eisbrocken auf einen Durchmesser von dreissig, vierzig Zentimetern mit einem Gewicht von gegen zehn Kilogramm.
Auf Anfrage der TagesWoche bestätigt Heinrich Michel den Vorfall. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Bergbahnen Flumserberg AG. Allerdings mag er nicht von einer Lawine sprechen, sondern von einem Schneerutsch. Dabei seien «Schneekugeln» bis auf die Piste gerutscht. Der Pistenabschnitt ist den Bahnbetreibern als riskant bekannt: «Wir überwachen den Hang oberhalb dieses Pistenabschnitts permanent und sprengen, wenn nötig. Wir machen dies mit aller Sorgfaltspflicht», sagt Michel. Gemäss dem Insitut für Schnee- und Lawinenforschung galt für das Gebiet gestern die Gefahrenstufe «mässig».
Sonne löste Lawine aus
Auch am Mittwochmorgen hätten die Sicherheitsverantwortlichen die Lage beurteilt, erklärt Heinrich Michel von der Bergbahn. Von einer Fehlbeurteilung will Michel trotz der Lawine aber nicht sprechen. «Ein solcher Schneerutsch kann immer passieren.» Gestern Mittwoch habe die Sonne den Schnee dermassen erwärmt, dass schliesslich ein Teil einer Schneewächte oberhalb der Piste abgebrochen sei. Wie schwer sich Skifahrer wegen der Lawine hätten verletzen können, sei spekulativ. Zumindest bestand nicht die Gefahr, dass Skifahrer verschüttet worden wären. «Keine Überdeckungsgefahr» im Jargon. Dazu war die Lawine zu klein.
Der Pistenchef markierte die Gefahrenstelle und entschied, dass es genüge, wenn die Pistenfahrzeuge am Abend die Stelle wieder präparieren würden. Wäre ein Skifahrer wegen der Lawine verunfallt, hätte die Bahn gehaftet, allerdings nur, falls sie ihre Sorgfaltspflicht nicht erfüllte. Fotograf Michael Würtenberg jedenfalls war froh, dass er die Stelle nicht ein paar Minuten früher passiert hatte. Er kam mit dem Schrecken davon.