Wir stellen an dieser Stelle Entwicklungen im Bereich Community und Debattenkultur im Internet vor, die wir besonders interessant finden. Dieses Mal fragen wir nach dem Nutzen von Lern-Communities im Internet.
Die verbreitetsten Communities im Internet sind wahrscheinlich die Kommentarthreads auf Online-Medien und auf Facebook. Foren dagegen sind losgelöst von einzelnen Artikeln. Meistens kann man als unangemeldeter Leser mitlesen, aber nicht kommentieren. Natürlich gibt es auch geschlossene Foren, zu denen man nur nach vorheriger Anmeldung Zugang erhält.
Fortbildung im Internet
Zu ihnen gehören auch Lern-Communities, die ihren Nutzern ein gewisses Mass an Privatheit bieten wollen und ihre Inhalte nicht völlig frei verfügbar machen wollen. Dazu gehört «Future Learn», ein Zusammenschluss einiger britischer Universitäten, die einen Teil ihrer Kurse online anbieten. Die Inhalte orientieren sich an den Seminaren der Universität vor Ort, sind aber gekürzt und etwas vereinfacht. Das Prinzip erinnert an die englischen «Community Colleges», die mit den Volkshochschulen im deutschsprachigen Raum vergleichbar sind.
Das Lernen in der Klasse hat den Vorteil, dass es besonders vielseitig durch eine Auswahl von Medien erfolgen kann. Die Ansprache verschiedener Sinne und Fähigkeiten verbessern den Lerneffekt und die Konzentration. Zudem kann man sofort Verständnisprobleme klären. Beim Lernen alleine kann man selbst Geschwindigkeit und Frequenz bestimmen, es fehlt allerdings die Motivation durch die Gruppe.
Wie wichtig die Gruppendynamik unter anderem ist, zeigen die Abbrecherraten der verschiedenen Kursangebote. Auch fällt es vielen Teilnehmern wohl schwer, nach der täglichen Arbeit in ihrem Beruf noch die Energie zum Weiterlernen aufzubringen.
Doch geht die Rechnung auch auf?
Insbesondere Communities, in denen Erwachsene lernen, beziehen verschiedene Elemente mit ein, die aus dem klassischen Unterricht bekannt sind: Es gibt einen Wechsel zwischen eigenständigem Arbeiten und dem Lösen von Gemeinschaftsaufgaben. Man schreibt also zum Beispiel einen kurzen Text, der später über Chat oder Video diskutiert wird.
Hinzu kommt ein spielerisches Element, indem Nutzer in einer Art Wettkampf gegeneinander antreten, um das Gelernte zu wiederholen. Weitere spielartige Funktionen und Chats sollen das Wiederholen und Einsetzen von gelerntem Stoff erleichtern. So benutzt die Sprachlern-App «Babbel» einen Vokabeltrainer, dessen Oberfläche nach dem multiple-choice-Prinzip funktioniert und an ein Quiz mit Bildern erinnert.
Viele Angebote sind zunächst kostenlos, verstecken aber weiterführende Lektionen hinter einer Bezahlschranke. Zum Teil kann man zwar mehrere Lektionen absolvieren, aber bestimmte Funktionen nur über ein Abonnement freischalten.
Es gibt im Internet sehr viel Werbung für sogenannte «Webinars» und angeblich kostenlose Angebote, die aber bei genauerer Untersuchung oft nicht mit einer Community verknüpft sind und meist nicht halten, was sie versprechen. Man sollte sich also genau informieren, bevor man etwas kauft oder abonniert.
Karlheinz Pape ist Spezialist für Wissensmanagement und Fortbildung in Unternehmen, er betont in seinem Blog, dass erfolgreiche Lern-Communities offenbar immer selbstorganisiert sind, in seinen Worten heisst dies im Umkehrschluss:
«Jede Fach-Community ist eine Lern-Community»
Er führt hier als Beispiel die Fach-Community von MotorTalk an als eine der grössten in Europa. Für Unternehmen ist der Nutzen von internen Lern-Communities marginal, da hier Lernen ohne Zwang hier kaum zu funktionieren scheint und Mitarbeiter sich meist schwer tun mit dem Annehmen neuer Technologien. Pape hält auch das Kommentarniveau als ausschlaggebend für die Lebendigkeit einer Lern-Community: Je mehr negative Kommentare in einer Community, desto geringer ist der Anreiz, sich zu äussern. Im Idealfall sollte eine Lern-Community eine «Ermöglichungsdidaktik» verfolgen,