Mit einer Modeschau im Unternehmen Mitte zeigte der Schweizer Tierschutz (STS), dass es trendige und warme Kleider gibt, ohne dass dafür Tieren das Fell abgezogen werden muss. Zudem hat der STS ein Label geschaffen, mit dem Hersteller und Geschäfte für pelzfreie Mode garantieren.
Auch wenn die protzigen Pelzmäntel nahezu aus dem Strassenbild verschwunden sind – «es müssen immer noch genau soviele Tiere für die Mode sterben wie ehedem», sagt Katja Polzin, Projektleiterin «pelzfrei» beim Schweizer Tierschutz STS. Das sei heute nur weniger sichtbar. Zum einen würden die Pelze versteckt als Futter eingenäht, zum anderen als Verzierungen bei Kapuzen, Handschuhen, Schuhen und Taschen verwendet. «Und zwar in einem enormen Ausmass», so Polzin. Besonders letzteres habe dazu beitragen, dass das Bewusstsein um die Problematik des Pelztragens nicht mehr so geschärft sei wie noch vor zehn, zwanzig Jahren. Etwa nach dem Motto: «Das ist ja nur ein kleines Stücklein Fell.» Dabei habe diese Verwendungsform enorm zugenommen. «Allein in China müssen jährlich rund 30 Millionen Tiere sterben, weil die Modeindustrie ihr Fell will.» Auf brutalste Weise, sagt sie.
Lebendig das Fell abgezogen
Hunderttausende von Tieren, sagte denn auch STS-Präsident Heinz Lienhard zum Auftakt der Modeschau, würden bei vollem Bewusstsein enthäutet. «Sie stöhnen und wimmern und leben endlos lange Sekunden, bis sie zusammenbrechen und endlich tot sind.» Tatsächlich gingen solche Aufnahmen um die Welt, unter anderem von Filmemacher Mark Rissi, der 2004 in der chinesischen Provinz Hebei die Tötungsmethoden der Pelzindustrie dokumentiert hat. «Und ich habe es mit eigenen Augen ansehen müssen», sagte Lienhard.
Solche Aufnahmen blieben dem Publikum heute Abend erspart. Das, was es zu sehen kriegte, reichte: Füchse in engen Käfigen, auf Drahtgitterböden, mit offenen und eiternden Wunden, abgebissenen Beinen und verlorenen Augen. «Wochenlang durchgeseucht, bis zur Fellreife», kommentiere Lienhard den Film. Die Aufnahmen stammten aus einer finnischen Pelzfarm. Immerhin werden dort die Tiere getötet, bevor ihnen das Fell abgezogen wird. Doch die Pelzfarmen in Europa, sagte Lienhard, könnten mit der chinesischen Massenproduktion nicht Schritt halten. «Das Resultat ist eine absehbare Konzentration der gesamten Pelzproduktion in Fernost.»
Ein Label, das «echtpelzfreie» Mode garantiert
Und was ist mit dem Fell von Schlachttieren wie Kaninchen oder Kühen? Die werden ja ohnehin gemetzget? Katja Polzin hat auch darauf eine Antwort: Wenn man sicher sein könnte, dass diese Felle aus Schweizerischer Schlachtproduktion stammten, sagt sie, dann wäre wohl nichts dagegen einzuwenden. «Aber solange es keine Deklarationspflicht gibt, kann man nicht sicher sein und solange ist Pelztragen einfach nicht okay.» Man brauche keine Tiere zu töten, um warm zu haben.
Dies zu demonstrieren, war denn auch der Zweck dieser Modeschau. Acht junge schöne Frauen – allesamt Miss-Schweiz-Kandidatinnen – und zwei ebenso schöne junge Männer – keine Mister-Schweiz-Kandidaten – führten anschliessend Wintermode vor, die gänzlich ohne Tierleid hergestellt wurden. Auch deren Kapuzenjacken waren mit Fell verziert, aber mit künstlichem Fell. Ebenso Mützen und Schals und Gilets. «Ich trage gerne Fell», sagte Kerstin Cook, Miss Schweiz 2010, «aber es ist nicht nötig, dafür zu töten.»
Sie und die anderen Schönheiten zeigten Mode von Herstellern und Händlern, die dafür bürgen, keine echten Felle zu verwenden. Mit einem vom STS initiierten Label, mit dem die Konsumentin und der Konsument sicher sein kann, dass er so garantiert «echtpelzfreie» Kleider kauft.