Was der Männerdutt mit der Gleichberechtigung zu tun hat.
Die Suche nach einem neuen Rollenverständnis von Mann und Frau macht auch vor der Kopf- und Gesichtsbehaarung nicht halt. Momentan kann man anhand der aktuellen Frisurenmode jüngerer Semester, vor allem jener der «Hipster», die Unsicherheit beobachten, welche die Ansprüche der modernen Zeit (und der Frauen, die in diesen leben) so mit sich bringen – auch wenn Männer heutzutage Teilzeitangestellte und Familienmanager sein dürfen, vollziehen sich Änderungen nun einmal nicht über Nacht.
Nach aussen getragen wird der Konflikt zwischen traditioneller und moderner Männerrolle durch die Kombination zweier Haartrachten. Zum einen tragen viele junge Männer eine Frisur, die bisher eher Feminität symbolisierte: den Dutt, auf Baseldeutsch auch mehr oder weniger liebevoll «Pfürzi» genannt. Diese Haartracht trugen bis anhin berufstätige Frauen, die auf keinen Fall herumfliegende Strähnen brauchen konnten, etwa Krankenpflegerinnen oder Ballerinas.
Das «Pfürzi» ist klar die strengste und zugleich die praktischste Langhaarfrisur.
Das «Pfürzi» ist klar die strengste und zugleich die praktischste Langhaarfrisur. Zwar erscheint der Männerdutt meist unordentlicher als die oft gesteckten Kunstwerke der Damenwelt (Herren knödeln die Hälfte oder alle Haare einfach irgendwie mit einem Zopfband oben auf dem Kopf zusammen). Diese Frisur kann dennoch als ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung angesehen werden: weg vom nur Praktischen, das die Männergarderobe oft prägt, hin zum Kompromiss zwischen Aussehen und Funktionalität, den Frauen mit ihrer Kleidung schon sehr lange kultivieren.
Kontrastiert wird ein «Pfürzi auf Männerköpfen» allerdings meist mit einem Bart. Damit setzen moderne Männer dem Dutt ein Zeichen urtümlicher, wilder Maskulinität entgegen – schliesslich kriegen Männer bisher noch keine Kinder und Frauen äusserst selten Vollbärte.
Aus der Kombination Pfürzi plus Vollbart gleich auf einen Mann zu schliessen, der die Gleichberechtigung mit Haut und Haaren lebt, kann allerdings nach hinten losgehen. Vielleicht hatte ein Konservativer auch einfach keine Lust aufs Rasieren und Haarewaschen.
–
Zehn Haargummis gibt es bei H&M für Franken 3.90; www.hm.com