Seit gut zwei Jahren ist Martina Fehr Chefredaktorin der «Südostschweiz». Das Regionalblatt erreicht täglich 165’000 Leser von Glarus bis Graubünden. Offenbar ist Fehr aber noch nicht lange genug an der Spitze, um über wegweisende Entscheide für ihre Redaktion informiert zu werden. Angefragt zu einer geplanten Kooperation zwischen der «Basler Zeitung» und der «Südostschweiz» antwortet Fehr: «Davon habe ich noch nie etwas gehört. Wir arbeiten sehr gut mit der ‹Aargauer Zeitung› zusammen, ich gehe davon aus, dass das so bleibt.»
Fehr, halb nervös, halb belustigt, sagt weiter: «Sollten Sie etwas herausfinden, wäre ich froh, Sie könnten mir Bescheid geben.»
«Die Redaktion weiss nichts, auf dieser Ebene ist das Projekt noch nicht angelangt», das erklärt Hanspeter Lebrument, ewiger Verleger der «Südostschweiz», auf Anfrage. Das Projekt: ein gemeinsamer Mantelteil zwischen den beiden Zeitungen.
Somm am Samstag für die Bündner
BaZ und «Südostschweiz» würden demnach künftig in den Ressorts Inland, Ausland, Kultur und Wirtschaft Artikel teilen und eng zusammenarbeiten. Laut Lebrument laufen die Planungen bislang auf höchster Ebene, zwischen Andrea Masüger – CEO von Somedia, welche die «Südostschweiz» herausgibt – und Markus Somm, Miteigentümer und Chefredaktor der «Basler Zeitung».
Auslöser für die Gespräche sei die Zusammenarbeit auf Ebene Korrektorat und Layout gewesen. Seit Mitte Jahr wird die BaZ mehrheitlich in Chur produziert und korrigiert. Lebrument bewertet die Kooperation als «ausgezeichnet» und den in Basel umstrittenen Markus Somm als «hervorragenden Journalisten, den ich gerne in unserer Zeitung lesen würde». Somm soll demnach keine redaktionelle Rolle in Chur übernehmen, seine samstäglichen Leitartikel aber in Graubünden und Umland streuen.
«Einen gemeinsamen Mantel macht man, um Stellen einsparen zu können. Das ist ja der Witz an der Sache.»
Auch die Redaktionen sollen aufgrund der geografischen Distanz getrennt bleiben. Heisst das, ein Stellenabbau bleibt aus? Lebrument lacht: «Selbstverständlich macht man einen gemeinsamen Mantel, um Stellen einsparen zu können. Das ist ja der Witz an der Sache.» Es gebe nichts Schöneres, als eine eigene Zeitung ohne Partner zu betreiben, aber die wirtschaftliche Lage würde dies nun mal nicht mehr ermöglichen, so der 76-Jährige. Somedia hat 2015 bei einem Umsatz von 133 Millionen Franken einen Gewinn von über 4,5 Millionen erwirtschaftet. Aktuellere Zahlen wurden bisher nicht publiziert.
Noch sind die Verträge nicht unterzeichnet. Ob die Zusammenarbeit kommt, hänge von den Bedingungen ab, namentlich davon, wie viel Geld eingespart werden könne. Lebrument sagt, man müsse die geplante Kooperation im Licht der Konsolidierung auf dem Schweizer Medienmarkt sehen. Tamedia habe durch die Zusammenlegung der eigenen Titel die anderen Verlage unter Druck gesetzt nachzuziehen.
Ab wann könnte man mit dem gemeinsamen Mantel starten? «Sicher nicht 2017, so viel kann ich sagen», meint Lebrument.