200 Seminarteilnehmer waren angemeldet, aber nur 50 erschienen zur ersten Ausgabe der neuen Kampfkunstmesse «Masters Hall of Honour and Fame» in Basel. Trotz Loch im Budget will Veranstalter Damian Mohler den Anlass nicht aufgeben.
«Wenn ich gross bin, möchte ich Schauspielerin werden», sagt die neunjährige Kampfkunst-Weltmeisterin und Stargast «JJ Golden Dragon» ins Mikrofon der ersten «Masters Hall of Honour and Fame» Kampfkunstmesse in der St.Jakob Halle. Mit ihrer Nebenrolle im Film «The Martial Arts Kid» ist sie bereits auf bestem Weg dazu.
Die junge Dame ist noch ausser Atem – immerhin hat sie gerade eine spektakuläre Kampfkunstchoreografie mit flinken Tritten, Überschlägen in alle Himmelsrichtungen und einer haarspaltenden Samurai-Schwertführung aufgeführt.
Hat auch Kopf über alles im Blick und Griff: JJ Dragon. (Bild: Hans-Jörg Walter)
JJ ist nicht die Einzige, die mit einer Darbietung an Basels jüngster Kampfkunstmesse für Staunen sorgt. Neben weiteren Demonstrationen verschiedener internationaler Meister, dürfen sich die Laien zwei Tage lang in Disziplinen wie Kung Fu, Brazilian Jiu Jitsu, Thaiboxen, Samurai-Schwertkampf bis hin zu indonesischem Silat üben. Einige Impressionen davon:
Selbstverteidigung mit Silat Meister Johann Davids. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Brazilian Jiu Jitsu im Bodenkampf. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Ein Familientreffen der Kampfkünstler
Unter den rund 50 Teilnehmern herrscht eine familiäre Stimmung. Pro Seminar nehmen lediglich sechs bis zehn Personen teil. Die meisten haben bereits Kampfsporterfahrung und tauschen sich über die Unterschiede ihrer verschiedenen Stile aus. Ein Grossmeister hält sich beim Kampfkunstdialog eher im Hintergrund, da er selbst nur chinesisch spricht: Master Zhou, der ein «Healing Qigong» Seminar leitet. Nach eigenen Angaben kann Zhou mit seiner Qi (Lebensenergie) Tumore und schulmedizinisch unheilbare Krankheiten lindern.
Um seine Kräfte entgegen meiner Skepsis zu demonstrieren, legt mir der chinesische Altmeister ein in nasses Haushaltspapier gewickeltes Blatt Alufolie auf den Schoss. Konzentriert wedelt er seine Hand über das Papier, bis seine Qi die Alufolie – man will es kaum glauben – bis zum Glühen erhitzt. Die Zuschauer staunen.
Der Selbstversuch: Der Meister und der Journalist bei der Vorführung für die Zuschauer. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Der Verdacht dabei liegt jedoch nahe, dass die Alufolie nicht in Wasser, sondern in einer basischen Lösung (wie etwa Natriumhydroxid) getränkt war, welche mit Aluminium chemisch reagiert und Hitze freisetzt. So funktioniert zumindest der alte Partytrick «Hypno Heat». Ob sich aus dem faulen Zauber Rückschlüsse auf die Heilungskraft Zhous schliessen lassen, kann ich nur vermuten.
Zum nächsten Selbstversuch begebe ich mich in das Nunchaku-Seminar. Der Nunchaku ist eine traditionelle Bauernwaffe Japans, mit der ursprünglich Getreide gedroschen wurde. Bekannt wurde der Nunchaku durch Bruce Lee und seine Kampfkunst-Filme.
Mit den zwei an einer Kette verbundenen Holzstöcken zu hantieren, erweist sich als deutlich schwieriger, als es in den Filmen aussieht. Dass der Übungs-Nunchaku aus Plastik und Styropor besteht, erspart mir einige fiese Kopfblessuren.
Auch hier geht probieren über zu schauen: Selbstversuch mit Nunchakus – zum Glück aus Styropor. (Bild: Hans-Jörg Walter)
In seiner späteren Vorführung macht der Kursleiter Alexandre Champendal aus St. Prex deutlich, was nach einigen Jahren Übung mit der Nunchaku möglich ist.
Einst ein Landwirtschaftswerkzeug, heute ein Kampfgerät: Alexandre Champendal mit Nunchaku. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Von ihm erfahre ich sodann, warum seine Kampfdisziplin noch nicht in Basel Fuss gefasst hat: «In der Deutschschweiz gibt es noch keine Nunchaku-Schulen. Das liegt daran, dass der Nunchaku in Europa vor allem in Frankreich und der Niederlande bekannt wurde. In der Romandie gibt es schon sechs oder sieben Nunchaku-Schulen.»
Die nächste Kampfkunstmesse ist bereits in Planung
Dass leider nur ein Viertel der erwarteten 200 Teilnehmer zu den Seminaren erschienen ist, reisst ein tiefes Loch in das Budget des Veranstalters Damian Mohler. Die Gründe dafür sind ihm klar: fehlende Werbewirksamkeit seiner Veranstaltungsplakate und der starke Schweizer Franken, der die erwarteten Teilnehmer aus dem Dreiländereck abschreckt. Neben den Kurskosten seien die Übernachtungspreise in Basel zu teuer.
Vom finanziellen Defizit will sich Mohler allerdings nicht beirren lassen. In den kommenden Jahren soll an der Kampfkunstmesse sogar Wettkämpfe stattfinden und die Preise gesenkt werden, denn: «Ein Kampfsportler geht nicht einfach in die Kabine und heult, nur weil er bei seinem ersten Wettkampf nicht so abgeschnitten hat, wie er sich das vorgestellt hat.»
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Wer mehr über Damian Mohler und die Kampfkunst lesen möchte, dem sei unser Interview mit dem Kampfkunstmeister empfohlen. Und weil man sich kaum satt sehen kann, JJ Dragon in Action zum Geniessen:
(Bild: Hans-Jörg Walter)
(Bild: Hans-Jörg Walter)
(Bild: Hans-Jörg Walter)
(Bild: Hans-Jörg Walter)