Unser Spielexperte weiss, wie man durch virtuelle Welten schwebt. Die Mavic-Pro-Drohne eröffnet ihm jetzt aber ganz neue Dimensionen.
Drohnen sind omnipräsent: Ob in der Wirtschaft, im militärischen Zusammenhang oder als High-Tech-Spielzeug, täglich liest man über autonom fliegende Multikopter.
Seit die chinesische Firma DJI 2013 die weisse Flugdrohne Phantom veröffentlicht hat, sind die Fluggeräte auch im Hobbybereich weit verbreitet. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) geht davon aus, dass allein in der Schweiz über 20’000 Drohnen in Gebrauch sind – Tendenz steigend.
Die ersten Modelle forderten ihren Piloten fliegerisches Können ab, mittlerweile hat die Steuerungstechnologie einen derartigen Quantensprung gemacht, dass ein Flug fast zum Kinderspiel wird. Bestes Beispiel für die aktuellen Möglichkeiten ist die neue DJI Mavic Pro. Ein fliegender Computer mit unglaublichen technischen Fähigkeiten.
Zusammengeklappt ist die Mavic Pro nicht grösser als eine Halbliter-Flasche. (Bild: Stephan Herzog)
Nach dem Auspacken überrascht zunächst die geringe Grösse, zusammengeklappt ist die Mavic Pro etwa so gross wie eine Halbliter-Wasserflasche. Auch die Fernbedienung ist kaum grösser als ein Game-Controller. Damit auf die umfangreichen Funktionen zugegriffen werden kann, muss man ein Smartphone oder Tablett mit dem Controller verbinden.
Smartphones und Mini-Tablets werden direkt in den Controller gesteckt, Tablets benötigen eine separat erhältliche Halterung. Die Inbetriebnahme ist kinderleicht: Zuerst wird die Fernbedienung aktiviert, danach die Drohne. Nach kurzer automatischer Kalibrierung ist sie startbereit.
Fliegerisches Können gefragt
Drohnen orientieren sich schon lange über GPS-Satelliten. Im Falle der Mavic Pro kommen aber diverse weitere Orientierungshilfen hinzu. Da wären einmal Ultraschall-Sensoren, die Hindernisse erkennen können und Zusammenstösse verhindern. Zudem wurden fünf Kameras eingebaut, die die Orientierung im Raum verbessern und eine autonome Rückkehr zum Startpunkt ermöglichen.
Ausserdem gibt es noch diverse Lagesensoren, die ebenfalls die Orientierung verbessern. Nach dem Start orientiert sich die Mavic in geringer Höhe kurz, danach findet sie jederzeit wieder zu dieser Stelle zurück.
Die ersten Flugversuche sollten Neulinge im Anfänger-Modus machen. Dieser definiert ein 30x30x30 Meter grosses Gebiet, das die Drohne nicht verlässt. So kann man in Ruhe ein Gefühl fürs Fliegen entwickeln und es besteht kaum Gefahr, dass ein Manöver ausser Kontrolle gerät.
Das Steuern einer Drohne ist kein Kinderspiel: Die ersten Flugversuche sollten Neulinge im Anfänger-Modus absolvieren. (Bild: Stephan Herzog)
Die verschiedenen technikgestützten Orientierungshilfen können auf Wunsch auch abgestellt werden, womit die Drohne in den sogenannten Sport-Modus versetzt wird. Dann fliegt die Mavic Pro rund 65 km/h schnell – allerdings sollte man schon fliegerisches Können mitbringen, wenn man in diesen Modus wechselt. Ein Crash kann ziemlich teuer werden.
Das Fliegen selbst ist eine tolle Sache, doch das ist nicht das Kerngebiet der Mavic. Ihre Stärken liegen darin, als fliegende Kamera zu dienen. Die Aufnahmemöglichkeiten, die die Mavic bietet, sind unglaublich clever und innovativ. Die verbaute 4K-Kamera ist auf einem sogenannten Gimbal (zu Deutsch: kardanische Aufhängung) montiert. Das ist ein System, das die Kamera permanent stabil hält. Die Aufnahmen ruckeln oder zittern nie – Bewegungen sind stets flüssig und ruhig.
Auf dem verbundenen Smartphone oder Tablet sieht man stets das Bild der Drohnenkamera vor sich und kann auf die verschiedenen Kamerafunktionen zugreifen. Die Mavic ist beispielsweise in der Lage, Personen zu erkennen und zu verfolgen. Ich kann mich also auf dem Smartphone markieren und dann joggen, mit dem Fahrrad fahren oder sonstige Aktivitäten durchführen und so von der Drohne filmen lassen.
Eine freundliche Frage im Voraus hilft, Ängste abzubauen.
Auf Wunsch umkreist einen die Drohne. Es gibt auch eine «Stativ»-Funktion, welche die Steuerung der Mavic in einen hochstabilen und präzisen Status versetzt, wodurch kinderleicht perfekte Motivausrichtungen und Aufnahmen möglich sind. Natürlich gilt es bei allen Aufnahmen sicherzustellen, dass man keinerlei Persönlichkeitsrechte verletzt und die Erlaubnis hat, die jeweiligen Motive festzuhalten.
Eine freundliche Anfrage im Voraus räumt zudem oft die Skepsis von drohnenfremden Menschen aus dem Weg und hilft, Ängste abzubauen.
Mit etwa 20 Minuten ist die Akkulaufzeit der Mavic ziemlich hoch, dennoch empfiehlt sich der Kauf von zusätzlichen Akkus. Hier setzt auch das sogenannte «Fly More»-Paket an. Darin sind drei Akkus, ein Mehrfachladeadapter, Ersatzpropeller und eine praktische Tasche enthalten. Einzeln kosten die verschiedenen Teile deutlich mehr als im Set. Aufgrund der Bedienerfreundlichkeit, der praktischen Kameramodi und der geringen Grösse eignet sich die Mavic Pro prima für Ferien, Ausflüge oder sportliche Aktivitäten.
Im Sport-Modus fliegt die Mavic Pro rund 65 km/h schnell. (Bild: Stephan Herzog)
Doch Vorsicht: Das Fliegenlassen von Drohnen ist nicht überall erlaubt. In komplett gesperrten Zonen, etwa im Umkreis von fünf Kilometern rund um Flughäfen, ist das Fliegen bereits softwareseitig gesperrt. Doch auch sonst existieren diverse Zonen und gesperrte Flughöhen. Man sollte sich also unbedingt vergewissern, ob der Flug erlaubt ist.
In der Schweiz kann man dies über die interaktive Karte des BAZL tun. Auch ist es in der Schweiz obligatorisch, eine Modellflieger-Haftpflichtversicherung abzuschliessen, die rund 30 Franken pro Jahr kostet.
Mit dem Kopf steuern
Wer noch mehr aus der Drohne herausholen möchte, findet im Internet weiteres praktisches Zubehör. Eines der faszinierendsten ist eine simple VR-Brille (Google Cardboard geht auch). In die kann man das Smartphone schieben und mit der Fernbedienung verbinden. Dann braucht es noch eine alternative App namens Litchi (Kostenpunkt etwa 25 Franken).
Schon kann man das Bild der Drohnenkamera über die Brille erleben und sogenannte FPV-Flüge durchführen. Selbst die Steuerung der Kamera durch Kopfbewegung wird möglich. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Das Fliegen mit einer Brille alleine ist in der Schweiz nicht erlaubt. Eine Begleitperson muss stets dabei sein und eingreifen können. Zudem dürfen Drohnen nur auf Sicht geflogen werden.
Das Landepad hilft bei der punktgenauen Landung. (Bild: Stephan Herzog)
Ebenfalls praktisch ist ein faltbares Landepad. Dies ist einerseits nützlich in hohem Gras, dient der Drohne aber auch dazu, den Landepunkt jeweils präzise ansteuern zu können. Im Internet ist dieses für rund 15 Franken erhältlich. Ein weiterer Kauftipp ist ein kleiner Plastikbalken, der die Steuerknüppel der Fernbedienung blockiert und dafür sorgt, dass diese in der Tasche nicht unnötigem Druck ausgesetzt werden. Das Teil kostet im Internet etwa drei Franken, kann aber auch selbst gebastelt werden mit einem Styroporstück, Fingerhüten oder Ähnlichem.
Die Mavic Pro ist mit Billigdrohnen aus dem Discounter nicht zu vergleichen. Für rund 1200 Franken (1500 Franken für das komplette Fly More Set) bekommt man hier ein semiprofessionelles Fluggerät der allerneusten Generation. Früher flog ich die altbekannte weisse Phantom, doch der grosse Koffer dafür blieb oft daheim vergessen. Die Mavic habe ich fast immer dabei und nehme stets tolle Film- und Fotoaufnahmen als Erinnerungsstücke mit nach Hause.
Für Gadget- und Fotofans ist die Mavic Pro eine der besten Anschaffungen des Jahres und verdient das Prädikat #supersach uneingeschränkt.
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PS: Wer sich für Drohnenfotografie interessiert, findet auf www.skypixel.com zahlreiche Aufnahmen von Hobby- und Profipiloten rund um die Welt.