Medien und Migranten – eine schwierige Beziehung

Medien beleuchten den «Normalfall Migration» nicht. Das ist eine gefährlich eindimensionale Sicht.

Medien beleuchten den «Normalfall Migration» nicht. Das ist eine gefährlich eindimensionale Sicht.

Urs Wüthrich nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Journalisten geht. Ihr Image sei «noch schlechter als jenes der Politiker», sagt der Baselbieter Bildungsdirektor im Interview. «In der Re­gion Basel scheinen mir die Medien nicht mehr in der Lage zu sein, ­seriös zu recherchieren und wirk­liche Missstände aufzudecken.» Das sitzt. Wüthrich ist selber Medien­profi. Er formuliert pfeilscharf und pointiert – medienwirksam eben.

Kritische Töne gegenüber den Medien wurden auch von Seiten der Wissenschaft laut. Das Forschungs­institut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich ana­lysiert jeweils die Medienbericht­erstattung vor Abstimmungen. So auch im Fall der Masseneinwanderungsinitiative. Dabei hoben die Forscher den ­«Tages-Anzeiger» und «20 Minuten» besonders hervor: Beide Titel seien durch eine auffällig wohlwollende Wertung der Vorlage aufgefallen.

Der Ausländer als Problem

Noch weiter geht das Forschungs­insti­tut Media Tenor. Die Debatte über die Masseneinwanderung verlaufe ähnlich wie jene über die Minarette, sagte CEO Roland Schatz kurz vor der Abstimmung vom 9. Februar. «Solange Ausländer in den Medien in erster Linie als Problem präsentiert werden, wäre jeder Entscheid zugunsten der Ausländer eine Überraschung.»

Haben die Medien das Abstimmungsverhalten beeinflusst? Klare Aussagen lassen sich dazu nicht machen.

Die Frage aber, ob Journalisten die Lebensrealität der Migranten adä­quat beleuchten, ist berechtigt. Sie wurde auch am Tages­Woche-­Podium «Mittendrin: Integriert?!» ­gestellt, das ganz Leuten mit Migrationshintergrund gehörte. Seit dem «medialen Rechtsrutsch» in Basel werde das Zusammenleben der Menschen verschiedenster Nationen immer mehr problematisiert, «statt dass man die multikulturelle Bevölkerung als ­Ressource und Besonderheit der Stadt darstellt», meinte BastA!-Grossrätin Sibel Arslan.

Eine Kritik, die wir uns gerne hinter die Ohren schreiben.

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