Mini-Erdbeben zwingen IWB, das Geothermie-Bohrloch in Kleinhüningen wieder zu öffnen

Erneut sorgte das stillgelegte Geothermie-Bohrloch in Kleinhüningen für Erdbeben: Obwohl die Mini-Beben bislang nicht spürbar waren, soll das Loch geöffnet werden, um den Überdruck zu verringern – sicherheitshalber.

Ein Bild aus der Zeit, als in Kleinhüningen noch tief unter dem Boden nach Wärme gebohrt wurde, bis eine Reihe von Erdbeben 2007 zum Aus für das Projekt Deep Heat Mining sorgte.

(Bild: KEYSTONE/ Patrick Straub)

Erneut sorgte das stillgelegte Geothermie-Bohrloch in Kleinhüningen für Erdbeben: Obwohl die Mini-Beben bislang nicht spürbar waren, soll das Loch geöffnet werden, um den Überdruck zu verringern – sicherheitshalber.

Im Winter 2006/07 sorgten in Basel verschiedene Erdstösse bis zu einer Magnitude von 3,4 für Schreckensmomente und an gewissen Orten auch für geringe Schäden. Es waren keine natürlichen, sondern künstliche Beben, ausgelöst durch das Geothermie-Pilotprojekt in Kleinhüningen. Das Projekt wurde daraufhin 2007 eingestellt, das Bohrloch 2011 verschlossen.

Jetzt hat der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich festgestellt, dass die Seismizität im Umkreis des Bohrlochs wieder angestiegen ist, wie das Basler Gesundheitsdepartement und die IWB in einer gemeinsamen Medienmitteilung bekannt geben.

In jüngster Zeit hätten sich Mini-Beben gehäuft, die für Menschen zwar nicht spürbar, aber messbar gewesen seien, heisst es in der Medienmitteilung: «Das stärkste solche Ereignis hatte bisher eine Magnitude von 1,9. Etwa ab einer Magnitude von 2,5 sind Erdbeben für Menschen spürbar.»

Überdruck sorgt für Mini-Beben

Der Erdbebendienst – der mit der Überwachung des Bohrlochs beauftragt worden war – stellte fest, dass seit dem Verschluss des Bohrlochs im Jahr 2011 der Druck kontinuierlich angestiegen ist. «Der dabei entstandene Überdruck breitete sich innerhalb, aber auch ausserhalb des bisherigen Reservoirs aus und bewirkte kleinere Erdbeben», heisst es in einer Analyse des Dienstes. Diese mündet in die Empfehlung: «Um die Seismizität mittelfristig zu reduzieren, sollte der Druck im Reservoir durch kontrolliertes Öffnen des Bohrlochs reduziert werden.»

Verantwortlich für das Bohrloch und somit auch dessen kontrollierte Öffnung sind die IWB. «Wir sind als Rechtsnachfolger der Geopower Basel AG verantwortlich für das Ganze», sagt Sprecher Lars Knuchel. Wie viel Zeit das Prozedere in Anspruch nehmen wird und welche Kosten auf die IWB zukommen werden, konnte Knuchel nicht sagen. «Wir müssen erst ein technisches Konzept ausarbeiten, um diese Fragen beantworten zu können.»

Nicht mit bösen Überraschungen zu rechnen

Die IWB, auf deren Werkhofareal sich das verschlossene Loch befindet, erwarten keine Gefahren bei der Öffnung. «Wir haben den Vorteil, dass wir ziemlich genau wissen, was sich im vier bis fünf Kilometer tiefen Loch befindet», sagt Knuchel. Hauptsächlich wird mit kleineren Mengen von austretendem Stickstoff gerechnet sowie dem Austritt von mineralisiertem Wasser, das aufgefangen und umweltgerecht entsorgt werde.

Auch wenn der Erdbebendienst nicht gänzlich ausschliessen kann, dass es nach der Öffnung des Lochs zu weiteren Beben kommen könnte, sprechen die bisherigen Erfahrungen für eine Entschärfung der Situation, teilen das Gesundheitsdepartement und die IWB mit: «Die Experten erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass die Seismizität nach Öffnen des Bohrloches erneut graduell abnehmen wird, wie dies schon im Zeitraum 2007 bis 2011 beobachtet wurde.»



Die beobachtete Beben der letzten zehn Jahre deuten auf einen Anstieg der Stärke-Kurve hin.

Die beobachtete Beben der letzten zehn Jahre deuten auf einen Anstieg der Stärke-Kurve hin. (Bild: Schweizerischer Erdbebendienst)

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