Die Leserschaft der TagesWoche zeigt viel Sympathie für das Projekt einer Bahnverbindung zum EuroAirport. In der Wochendebatte stimmten fast vier von fünf Teilnehmern für den Bahnanschluss (77 Prozent). Bei den Kommentaren gab es aber durchaus kritische Stimmen.
«Wer jetzt für einen Bahnanschluss plädiert, aber so tut, als ginge es ihm dabei nicht um den Ausbau der Kapazität des Flughafens, der ist bewusst unehrlich», schreibt Leser Holzapfel in seinem Kommentar zur Wochendebatte über den geplanten Bahnanschluss an den EuroAirport. Je besser er zugänglich sei, desto mehr Leute würden ihn auch frequentieren, desto mehr Leute würden auch aus anderen Gegenden der Schweiz nach Basel statt nach Zürich oder Genf fahren, um in die Ferien zu verreisen. Und so sieht denn etwa Leser Heiner Schäublin in Projekt nichts anderes als «den Gewinn zu privatisieren und die Kosten und die steigenden Immissionen zu sozialisieren. Deshalb muss alles vermieden werden, was die Attraktivität dieses Transportmittels steigert.» Ganz sicher dürfe ein Ausbau nicht auf Staatskosten gehen.
Kritik wird auch laut wegen des Partners beim Ausbau des Flughafens. «Frankreich ist in der nahen Vergangenheit des öfteren als unzuverlässiger Partner aufgetreten und gebärdet sich in gewissen Fragen erpresserisch gegenüber der Schweiz und Schweizer Recht. Der Nutzen für die Schweiz, über einen Schienenanschluss zu verfügen, ist zudem extrem klein und die Gefahr riesig, dass ein solch teurer Infrastrukturbau via massive Frequenz- und Passagiersteigerungen einigermassen amortisiert werden muss», schreibt der skeptische H Flückiger.
Heute eine «Tortur»
Matthis Häuptli äussert technische Bedenken: «Die Crux des Bahnanschlusses liegt aber darin, dass eine rein innerfranzösische Strecke mit französischem Stromsystem geplant ist, auf die die Regionalzüge … umgeleitet werden. Dadurch wird eine attraktive Anbindung an das schweizerische Bahnnetz wie in Zürich und Genf, mit direkten Zügen zum EuroAirport, nie möglich sein. Man schaue sich zum Vergleich nur einmal den dünnen Fahrplan auf der Strecke Basel-Mülhausen an. Wenn der Bahnanschluss der Schweizer Seite etwas bringen soll, muss ein schweizerisches Bahntrassee gelegt werden, unter Ausbau der Elsässerbahn mit ein bis zwei Gleisen unter dem CH-Stromsystem.»
Für Marc Bürgi – und damit sind wir bei den zustimmenden Kommentaren – ist heute die Reise mit dem Öffentlichen Verkehr an den EuroAirport «eine Tortur. Von zu Hause aus auf das Tram oder den Zug, mit dem Zug oder dem Tram zum Basel Bhf SBB, dort in den Bus 50 und bei 30°C in die verschwitzte Menge sitzen. Wer Pech hat, rumpelt im Stehen an den Flughafen. Falls z.B. jede zweite Region S-Bahn aus Laufen/Rheinfelden/Olten durch den Bhf SBB weiter zum Flughafen Mulhouse fahren würde, oder sogar Schnellzüge, welche nach Frankreich weiter ziehen, wäre dies ein Segen.»
Lukas Holm bringt es so auf den Punkt: «Ob links – rechts oder rot – blau! Zu einem Flughafen gehört ein Bahnanschluss!» Und ein Marco M stimmt zum Plädoyer fürs Fliegen an: «Der Flughafen ermöglicht es Menschen, sich über weite Distanzen hinweg zu treffen, Kontakte in neuen Ländern zu knüpfen und sich zu bilden. Der Weg zur Völkerverständigung und zu einem geeinten und friedvollen Europa führte bislang immer nur über das Begegnen und gegenseitige Verstehenlernen. Der EuroAirport kann hierzu seinen wichtigen Beitrag liefern. Dabei bin ich aber auch der Meinung, dass beispielsweise Flüge von Basel nach Paris in Zeiten des LGV Rhin-Rhône (Fahrzeit mit dem Zug: 3 Stunden) völlig sinnlos sind.» Wer Mobilität als reine Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung abtue, sei ein grüner Ideologe: «Mobilität hat auch ihre wunderbaren Seiten.»
Verbesserungen der Buslinie
Schliesslich gibt es jene Leser, die sich auch Alternativen zum geplanten Bahnanschluss an den EuroAirport vorstellen können. Nochmals Matthis Häuptli: «Die Buslinie 50 hat einen dichten Takt und müsste nicht im Stau stehen, wenn sie zwischen Kannenfeldplatz und Bahnhof SBB das Tramtrassee benützen könnte.» Ebenfalls um Verbesserungen bei der Buslinie geht es bei blacksheep:«Andererseits könnte man in die 50er Linie investieren. Erstens, indem man die Randzeiten besser bedient (erster Abflug / letzte Ankunft inkl. Flexibilität bei Verspätung), zweitens müsste man in Rushhours mehrere Busse einsetzen und drittens bei Bedarf den Takt erhöhen.»
Und ganz zuletzt ein überraschender Vorschlag. Da die existierende Bahnlinie Mulhouse-Basel nur einen halben Kilometer am Flughafen vorbeiführe, könne man einen Bahnhof einach an den bestehenden Gleisen errichten. «Ich meine, die 500 Meter sind keine grosse Distanz. Da muss man selbst in grossen Metropolen längere Fusswege in Kauf nehmen, um vom Terminal zur U-Bahn Station oder zum Bahnhof zu kommen», schreibt Phil Flieger, dessen Nickname offensichtlich Programm ist.