Mit Nadel und Faden an der Berufs-Weltmeisterschaft

Dominique Zwygart hat die Lehre als Damenschneiderin kaum abgeschlossen – und steht schon im Rampenlicht. Sie vertritt die Schweiz an der Berufs-WM in Leipzig – und hat prominente Unterstützung.

Die Baselbieterin Dominique Zwygart näht und schneidert an der Berufs-WM in Leipzig um die Wette. (Bild: Mischa Christen)

Dominique Zwygart hat die Lehre als Damenschneiderin kaum abgeschlossen – und steht schon im Rampenlicht. Sie vertritt die Schweiz an der Berufs-WM in Leipzig – und hat prominente Unterstützung.

Das Interview mit Dominique Zwygart hat noch nicht begonnen – und schon wird sie umarmt. Es ist nicht irgendwer, der die Damenschneiderin herzt, sondern die höchste Schweizerin. Auf ihrer Einkaufstour durch Sissach macht Nationalratsprä­sidentin Maya Graf Halt, um sich nach dem Nervositätsgrad der jungen Frau aus Tenniken zu erkundigen. Zwygart antwortet locker: «Jetzt geht es noch.»

Das war Mitte Woche, inzwischen dürfte die Ner­vosität gestiegen sein. In diesen Tagen entwirft und näht die 20-Jährige im Eiltempo Jacke und Hose für eine heissbegehrte Medaille: Als letztjährige Gewinnerin der Schweizer Berufsmeisterschaft hat sie sich für die Weltmeisterschaft «WorldSkills» in Leipzig qua­lifiziert, wo sie derzeit als eine von 22 Schneiderinnen und Schneidern um den Sieg kämpft.

Jacke im Military-Look

Unterstützung durch die höchste Schweizerin erhält sie auch dort. Maya Graf befindet sich als Vertreterin der Schweiz ebenfalls in Leipzig, wo sie ihre Landsleute anfeuert. Als Mitglied der nationalrätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur will sie sich dort auch stark machen für das Schweizer Modell der Berufslehre, für das sich besonders in der Krise vermehrt auch andere Länder interessierten, sagt sie.

Dominique Zwygart hatte das «Wettkampf-Modell» bereits im Kopf, als sie abreiste. Die Aufgabe wurde ihr im Vorfeld mitgeteilt: eine Jacke im Military-Chic-Look. «Zunächst habe ich gestutzt, dann habe ich mir aber ein Modell ausgedacht, das ich trotz Militärlook selber tragen würde.» Ob sie die Jacke auf Bestellung vervielfältigen wird, weiss sie noch nicht – zumal die Auftraggeber für andere Kleider schon Schlange stehen.

Kleid für Maya Graf

Eine Auftraggeberin ist die Nationalratspräsidentin, für die Dominique Zwygart bereits notfallmässig ein grünes Cocktail-Kleid abgeändert hat. «Als Nächstes wünsche ich mir eine Hose, ein Oberteil und ein Jacket», sagt Graf. Zeit für solche Arbeiten bleibt Zwgart neben ihrem Job in einem Schneideratelier in Luzern nur wenig. Doch wer weiss, wie lange es noch dauert, bis sie ein eigenes Geschäft hat – vielleicht sogar mit einer WM-Medaille an der Wand.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13

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