Hans-Georg Schaub gehört zu den Menschen, die Basel an den Feiertagen musikalisch verwöhnen. Jedes Jahr sind die Turmbläser an Heiligabend um 17 Uhr und in der Silvesternacht ab 23 Uhr eine halbe Stunde lang auf dem Münster zu hören.
Hans Georg Schaub ist Naturwissenschaftler, Lehrer und leidenschaftlicher Musiker. Seit dem zwölften Altersjahr spielt er Barock-Posaune im Basler Stadtposaunenchor, dem rund 30 aktive Mitglieder angehören. An den winterlichen Feiertagen sind die Turmbläser voll im Einsatz: Am 24. und am 31. Dezember spielen sie jeweils auf der Galerie des Münsters vor mehreren tausend Zuschauern.
Heiligabend liegt Schaub besonders am Herzen. «Dann ist es immer so schön familiär, die Grosseltern kommen etwa mit ihren Enkelkindern, damit die Eltern zuhause heimlich den Baum schmücken können.» Die Weihnachtsstimmung könne sich dann so richtig entfalten, wenn die Läden endlich geschlossen seien «und der Konsumstress vorbei ist». Auch der Silvesterabend sei ein besinnliches Ereignis, dann verabschieden die Turmbläser mit Chorälen das alte Jahr.
«Es fasziniert mich an der alten Musik, dass man die historischen Stücke authentisch wieder auferstehen lassen kann», sagt Schaub. «Die meisten von uns sind Hobbymusiker, die musikalische Qualität des Spiels beeindruckt mich manchmal selbst.» Für ihn hat dies viel mit der Spezialisierung zu tun. «Ich denke, das ist der Trick – sich einen kleinen Bereich auszusuchen und diesen gewissenhaft abzudecken.»
Hans-Georg Schaub liebt nicht nur den Barock, sondern auch die Rockmusik.
Besonders stolz ist er auf seine Bassposaune. Sie ist nach barocker Mensur und nach traditioneller Herstellungsweise gebaut, das Metall etwa darf beim Spielen nicht zu heiss werden. In Basel fertigt der Instrumentenbauer Rainer Egger die historischen Stücke an; er ist für seine Kunst über die Schweiz hinaus bekannt.
«Der Auftritt der Turmbläser ist leider vom Aussterben bedroht», sagt Schaub. «Unser Durchschnittsalter ist bedenklich hoch.» Er selber ist 61, aber längst nicht der Älteste in der Gruppe. An sich sei dies nichts Schlechtes. «Das sind bewundernswerte Leute, die sich ausgezeichnet gehalten haben.» Doch der Nachwuchs lasse leider auf sich warten.
«Mein Onkel hat mich und meine zwei Schwestern für die Barockposaune begeistert», erinnert sich Schaub an seine eigenen Anfänge. Seither nimmt die frühbarocke Musik einen wichtigen Teil seines Lebens ein. Die Mitglieder des Posaunenchors proben jede Woche, seit Jahr und Tag immer die gleichen Leute. «Mittlerweile sind daraus Freundschaften entstanden.»
Nebst der Barockmusik ist Schaub auch leidenschaftlicher Rockmusiker, vor allem an der Bassgitarre. Er brauche den Ausgleich. Bei der jeweils anderen Gruppe stösst er mit dieser Einstellung auf Verwunderung. Doch Schaub sagt überzeugt: «Ich brauche den Rock, den Blues und den Barock gleichermassen.»