Mobilfunk, Proteinpamp und Pastasauce oder kurz: das Internet der Woche

Das Netz setzte sich in den letzten Tagen ausführlich mit Werbekampagnen auseinander. Die Gründe dafür sind allerdings unterschiedlich.

Die vergangene Woche war ein Fest für Social-Media-Junkies. Gleich mehrere Werbekampangen luden zur Persiflage ein. (Bild: Boris Lichtli, Facebook)

Das Netz setzte sich in den letzten Tagen ausführlich mit Werbekampagnen auseinander. Die Gründe dafür sind allerdings unterschiedlich.

In der vergangenen Woche beherrschte vor allem Werbung die sozialen Netzwerke. Einmal, weil sich Verbraucher dagegen wehrten. Zum anderen, weil sich manche Ereignisse einfach wunderbar dafür eignen, durch den Kakao gezogen zu werden. Auch wenn das nicht immer beabsichtigt ist.

Für Social-Media-Junkies gab es in der vergangen Woche ein richtig tolles Häppchen. Der Schweizer Mobilfunkanbieter Orange benannte sich in «Salt» um. Und musste für Publicity eigentlich gar nicht mehr sorgen. Das Rebranding war ein Fest für alle Wortverdreher. «Orange, Salt…fehlt nur noch der Tequila », stellte eine Nutzerin fest. «Da bekommt der Ausdruck gesalzene Rechnung gleich eine neue Bedeutung», lästerten andere. Oder «Heisst Swisscom dann demnächst Pepper»?

 

Have a Body. Go to the beach 

Nicht ganz so glatt lief es mit einer Kampagne der Firma Protein World. «Are you beach body ready?», fragte eine Anzeige in der Londoner U-Bahn. Auf dem Poster befand sich eine junge Frau im Bikini, geworben wurde für Proteinprodukte. Allzu gut kam das nicht an. Sexistisch, befanden einige Passanten. Fat-Shaming, befanden andere. Einfach dämlich, fand wohl der Rest.

So sah das Original aus: Mit diesem Werbeposter wurde in der Londoner U-Bahn für Proteinprodukte geworben.

So sah das Original aus: Mit diesem Werbeposter wurde in der Londoner U-Bahn für Proteinprodukte geworben. (Bild: unbekannt)

Findige Social-Media Nutzer machten daraus die Hashtags #beachbodyready und #eachbodyready. Das Poster wurde mit Anmerkungen versehen, verfremdet, kommentiert und machte seine Runde durch die sozialen Netzwerke. Eine sehenswerte Zusammenstellung dessen, was sich Nutzer auf Facebook und Twitter zum Thema #eachbody alles einfallen liessen, gibt es bei buzzfeed

 

Protein World hatte dafür wenig Verständnis. Ein Vertreter des Unternehmens bezeichnete die kreativen Störer in einem Interview als «Terroristen». Eine Petition, die darauf abzielte, die Anzeige zu entfernen zu lassen, bekam in kurzer Zeit 42’000 Unterschriften. Und war erfolgreich – das Poster wurde entfernt. Der Absatz der beworbenen Produkte hatte sich durch den Backlash jedoch verdreifacht. Der alte Spruch «all news is good news» traf da wohl vollkommen zu.

Al Dente

Im Hals stecken bleiben könnte empfindlichen Essern das Produktdesign einer US-Firma. «Middle Earth Organics» ist bekannt für seine Pastasaucen. Die werden laut Hersteller aus frisch geernteten Tomaten gemacht, sind bio (organic), zuckerfrei und werden in Schraubgläsern angeboten. Die Behälter von «Europe’s premier organic tomato sauce line» sind mit Bildern berühmter italienischer Gemälde versehen, die meist Frauen darstellen. 

«Middle Earth Organics» ist bekannt für seine Pastasaucen. Die Schraubgläser, in denen sie angeboten werden, sind mit Ausschnitten aus bekannten italienischen Gemälden verziert.

«Middle Earth Organics» ist bekannt für seine Pastasaucen. Die Schraubgläser, in denen sie angeboten werden, sind mit Ausschnitten aus bekannten italienischen Gemälden verziert. (Bild: Middle Earth Organics)

Die Frau auf dem Glas ganz rechts heisst Judith und ist im Original zu sehen auf einem Gemälde von Caravaggio. Nach der biblischen Überlieferung hat Judith die Welt von einem Tyrannen befreit und verkörpert Mut, Entschlossenheit und aufopferungsvolle Vaterlandsliebe. Wegen dem, was sie auf dem erwähnten Gemälde eigentlich tut. Ganz schön al dente.

Ob sich das Gemälde «Judith and Holofernes» für Pastawerbung eingnet? 

Ob sich das Gemälde «Judith and Holofernes» für Pastawerbung eingnet?  (Bild: Michelangelo Merisi da Caravaggio )

Unbekannter mauert S-Bahn zu

Eher ungewollt bekannt wurden ein paar Bastler durch eine Pressemeldung. Unbekannte «Handwerker» mauerten am vergangenen Dienstag kurzerhand die Tür einer Hamburger S-Bahn zu. Vor dem Ausgang eines Wagens der S11 befinden sich laut einer Pressemeldung der Hamburger Polizei nun Ytong-Steine. Die S-Bahn-Maurer schafften es damit in alle sozialen Netzwerke und die meisten Onlinemedien. «Nicht lustig, sondern eine Straftat», befand die Polizei und warnte ­eindringlich vor Trittbrettfahrern. 

Die Polizei warnt vor Nachahmungstaten. Ein- oder mehrere Spassvögel mauerten diese Woche in Hamburg eine S-Bahn zu.

Die Polizei warnt vor Nachahmungstaten. Ein- oder mehrere Spassvögel mauerten diese Woche in Hamburg eine S-Bahn zu. (Bild: Bundespolizei Deutschland)

 

Nächster Artikel