In welchem Quartier heben die meisten Pudel ihr Bein? Wo hält man sich noch Kampfhunde? Und warum ist die Mopsdichte im Matthäusquartier so hoch? Die Basler Hundestatistik wirft ein neues Licht auf die Stadt.
Jetzt ist es amtlich: Kleinhüningen ist das wohnenswerteste Quartier der Stadt. Ein einziger Pudel streift durch Kleinhüningen, während es im St. Alban stolze 16 sind, in Riehen – aber das wird niemanden überraschen – teilen sich sogar gezählte 26 Pudel das Revier. Und dabei handelt es sich nur um die besteuerten, also behördlich erfassten Krauspelze. Wie hoch die Dunkelziffer bei den Pudelhaltern ist, weiss keiner.
Das statistische Amt Basel-Stadt hat in einer löblichen Arbeit sämtliche Hunde nach Rassen, Alter, Quartier und Fellfarbe in einer interaktiven Grafik ausgewiesen. Nur Halbdackel halten das für radikalisierte staatliche Zahlenschieberei. Die offizielle Hundestatistik, das muss die Behörde erkannt haben, ersetzt im Grunde viele andere, denn sie lässt wie keine zweite Rückschlüsse auf den Stand der Dinge im Stadtkanton zu.
Pudel etwa können allein durch ihre Präsenz ganze Stadtteile in den Abgrund ziehen. Ihre Halter sind für gewöhnlich Menschen, die ihre (durch welche Umstände auch immer) verhinderten Träume an ihrem Vierbeiner ausleben. – Träume, wie Kinder haben oder Hairstylist werden, zum Beispiel. Jedes Quartier erträgt aber nur eine gewisse Anzahl an Korkabsätzen und Fönfrisuren bei Mensch und Tier. Die Pudeldichte wirkt sich, das zeigt die Hundestatistik eindrücklich, direkt auf den Charme und Charakter einer Nachbarschaft aus (siehe St. Alban, siehe Riehen!).
Quartierschädigend: Pudelhalter.
Das Bruderholz ist die Dackelmetropole der Stadt. 26 der untersetzten Trottoirschnüffler leben auf dem Geldhügel. Die meisten davon sind acht Jahre und älter, was auf eine ebenfalls in die Jahre gekommene Halterschaft schliessen lässt. Der Dackel, Vorzugshund des pensionierten mittleren Versicherungskaders, wird, so der statistisch eindeutige Befund, verdrängt.
Angesagte Welpen auf dem Bruderholz sind der Handtaschenversäuberer Chihuahua und eine unnötige Kreuzung namens Labradoodle. Hunde, die man der 12-jährigen Tochter als Entschädigung für die soziale Exklusion nach der neuen Zahnspange in einer Box mit Schlaufe drum unter den Weihnachtsbaum schiebt.
Belesen: Cocker Spaniel.
Kampfhunde finden sich angesichts der strengen Auflagen nur vereinzelt in der Stadt. Ganze sieben Rottweiler gibt es noch, drei davon schüchtern die Bewohner des St. Johann ein. Der American Staffordshire Terrier seinerseits bringt es noch auf neun breit über die Stadt verteilte Exemplare. Auffällig: Drei Bullterrier verunsichern das St. Alban – womöglich eine natürliche Abwehrreaktion auf die Pudelinvasion.
Im Stadtteil Am Ring, der sich sichelförmig um die Universität zieht, ist die Population des als intellektuell (siehe Bild) geltenden Cocker Spaniel mit neun Tieren ungewöhnlich gross. Der notorische Wadenbesteiger Shih Tzu ist im St. Johann, Klybeck und Gundeli verbreitet, wo auch menschliche Wadenbesteiger keine Seltenheit sind. Und, jetzt kommts, im Matthäusquartier ist eine Hundesorte übervertreten, für die an dieser Stelle kein Verständnis aufgebracht werden kann: der Mops.
Knuddliger Todesengel der Gentrifizierung: der Mops.
15 Mopse leben im Matthäus, das bei Leuten hoch im Kurs steht, die ihren eigenen Sauerteig tauschen. Mopse sind streng genommen keine Hunde. Es sind genetisch verhunzte, dem Zeitgeist geschuldete Qualzüchtungen, die mit Hunden so viel gemein haben wie zehn Stunden extrahierter Cold Drip mit Kaffee – der stimmige Hund für dieses überzüchtete Quartier.
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