Mundaufmachen, Zurücktrollen, Ferien oder kurz: das Internet der Woche

Im Netz wird seit Wochen scharf geschossen und auch die Politik rüstet verbal auf. Manchmal tappt man auch nur in das eine oder andere Fettnäpfchen, und Ferien machen, ist auch nicht ganz ohne in diesem Internetz.

Rassismus, Beleidigungen, Trolle: viele Nutzer haben derzeit die Nase voll. Jetzt wird zurückgefaucht.

(Bild: Diogo A. Figueira, flickr, CC)

Im Netz wird seit Wochen scharf geschossen und auch die Politik rüstet verbal auf. Manchmal tappt man auch nur in das eine oder andere Fettnäpfchen, und Ferien machen, ist auch nicht ganz ohne in diesem Internetz.

Bereits letzte Woche ging es hier um Rassismus und Benimm im Internet. Damit ging es diese Woche gleich weiter. Die Netzwoche begann am Wochenende mit der Belagerung des Flüchtlingsheims im sächsischen #Heidenau durch «besorgte Bürger» und «Asylgegner» die sich am vergangenen Wochenende Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten.

Im Laufe der Woche gab es in der Folge mehrere Kommentare aus Medien und Politik, in den sozialen Netzwerken machte dieser Brief an die Einwohner Heidenau die Runde. Am Mittwoch besuchte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die sächsische Kleinstadt, um eine Stellungnahme abzugeben, was nach Meinung der Netzöffentlichkeit längst überfällig war.

Kurz vorher war ihr Vize Sigmar Gabriel schon da. Gabriel läutete dabei gleich eine neue Runde der verbalen Aufrüstung ein und bezeichnete die rechten Demonstranten als «Pack». Dasselbe beleidigte mit «Volksverräterin» gleich an die Adresse der deutschen Kanzlerin zurück.

#mundaufmachen

Am Donnerstag wurde #mundaufmachen zum trending Hashtag auf Twitter. #Mundaufmachen geht zurück auf ein Video von Joko Winterscheid und Klaas Heufer vom Circus Halligalli, die, ganz in diesem Stil, einen Rant über Fremdenhass, Trolle und Hater veröffentlich haben. In nicht eben zarten Worten:

Eine weitere Eskalation steht noch aus.

Zurücktrollen mit Pizza

Nicht nur beim Thema Rassismus wird der Ton rauer, sondern auch sonst. Die SRF-Sportmoderatorin Steffi Buchli wehrte sich Anfang der Woche gegen einen Troll, der sie in Bezug auf die Moderation der Sendung «Kulturplatz» kritisiert – oder eher beleidigt – hatte.

Wünscht man sich als Moderatorin eigentlich nicht: Beleidigungen im Netz.

Wünscht man sich als Moderatorin eigentlich nicht: Beleidigungen im Netz. (Bild: Facebook)

Buchli antwortete simpel: Sie publizierte den Kommentar samt Namen des Urhebers auf ihrer Facebook-Seite. Einige tausend Likes und mehrere wenig nette Kommentare später hat der Absender seine Worte garantiert bereut.

Souveräne und coole Gegenwehr, eigentlich. Zusätzlich veröffentlichte Buchli allerdings die Handynummer des Trolls auf Twitter. «Pizza-Bestellungen nimmt er keine entgegen, ich habs probiert», schrieb sie dazu. Und bekam dafür einiges an Gegenwind.

Immerhin kam die Angelegenheit zu einem guten Ende. Die Telefonnummer ist mittlerweile wieder gelöscht, der Troll hat sich entschuldigt. «Vom Tisch» und «Peace!» entschied Buchli auf Facebook und Twitter.

Urlaub machen mit Christine Kohli

Gar nichts mit Rassismus zu tun hatte folgender Tweet der FDP-Politikerin Christine Kohli. Am vergangenen Montag sorgte er trotzdem für einige Reaktionen:

Da ging es um den Vaterschaftsurlaub, über den in der vergangenen Woche on- wie offline diskutiert wurde. «Ferien sind für KMU eine Belastung» wollten natürlich einige Twitter-Nutzer nicht unwidersprochen hinnehmen. Kohli legte noch eins drauf und schrieb:

Zur Erinnerung: in der Schweiz ist derzeit Wahlkampf. Da werden solche Tweets dann schon mal grundsätzlich aufgefasst.

Christine Kohli konnte ihr Handy danach wohl erst einmal einige Stunden stilllegen.

Bis zum Abend hatte sie sich dann zu diesem Vorschlag durchgerungen. Ob das wirklich so beabsichtigt war, wissen wir leider nicht:

 

Endlich – der IKEA-Katalog wird rezensiert

Zum Abschluss noch etwas zum Lachen. Das «meistverbreitete Buch der Welt» wurde endlich rezensiert. Behauptet zumindest der Ikea-Konzern in seinem neuesten Werbespot. «Vollgemüllt mit Gegenständen» sei der möblierte Roman, befand Rezensent Hellmuth Karasek («Literarisches Quartett»). Dazu «zusammenhanglos in der Handlung» und etwas aufdringlich in der Ansprache.

Die Idee ist zwar nicht ganz neu, amüsant ist sie trotzdem. Gerade deshalb, weil man nicht so genau entscheiden kann, ob sich das Video jetzt über Sprache und Habitus der Literaturkritik lustig macht oder über die Werbepraktiken des IKEA-Konzerns.

Nächster Artikel