Die Liebe zu Mutter Erde wird gerne über die Kleidung signalisiert – auch wenn diese aus der Massenproduktion stammt.
Obwohl der Mensch unbestritten natürlichen Ursprungs ist, distanziert er sich, zumindest in unseren Breitengraden, in vielen Bereichen von seinen Wurzeln: Kleidung aus Polyester schützt vor Sturm und Schnee, technische Geräte bringen die Welt ins Wohnzimmer und Autos, Züge und Flugzeuge den Menschen in die Welt.
In anderen Lebensbereichen wiederum kann es gar nicht natürlich genug zu- und hergehen: Viele Gebrechen werden mit Naturmedizin behandelt; Ackerpflanzen sollen nicht mit Gift vor Ungeziefer beschützt werden, sondern mit Marienkäfern; Fahrräder lösen Autos als Statussymbole ab – Naturverbundenheit und Umweltbewusstsein sind im Trend.
Auf ein Auto wird verzichtet, auf die Fernreise nicht.
Gleichzeitig möchte natürlich kaum jemand auf die Annehmlichkeiten des modernen Lebens verzichten. Deshalb kommt es zu seltsamen Kombinationen: Globuli werden über einen Tablet-Computer bestellt, der mit Atomstrom läuft. Nacktwanderer tragen ausgeklügelte Hightech-Wanderschuhe. Zigaretten sind «schadstoffrei», und Tierfreunde besprechen bei einem Thontartar, dass es wirklich unmöglich ist, wie schlecht Delfine im Conny-Land gehalten wurden. Auf ein Auto wird verzichtet, der ökologische Fussabruck von Fernreisen aber ignoriert; schliesslich dienen diese Aktivitäten der Horizonterweiterung.
Eine weitere beliebte Möglichkeit, sich Mutter Erde nah zu fühlen, sind Kleidungsstücke in gedämpften Tönen. Ihre Muster sind inspiriert von jenen, die echte Naturvölker getragen haben, während die noch verbleibenden sich gerne mit westlichen Marken schmücken. Hergestellt werden die Uniformen für Naturkinder natürlich meist in der Massenproduktion.
Etwas Gutes hat der Ethnoschick aber dennoch: Wegwerfmode ist er keine. Seit den Siebzigern ist dieser Stil nie ganz aus der Mode verschwunden.
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