Nazi-Pranger an Basler Wänden: Antifaschisten mobilisieren gegen Rechtsextreme in Weil am Rhein

In Basel zeigen derzeit Wandzeitungen Köpfe, die zur rechtsextremen Szene Südbadens gezählt werden. Zudem rufen antifaschistische Kreise zu einer Demo in Weil am Rhein auf. Der Hintergrund: Rassistische Übergriffe und Drohungen gegen eine Familie sowie ein mittlerweile abgesagter rechter Aufmarsch.

Drohungen, Kundgebungen und eine Parteisektion: Die rechtsextreme Szene in Weil am Rhein macht von sich reden. Nun werden Aktivisten aus diesem Milieu an den Pranger gestellt. Das Bild wurde von der Redaktion mit Balken versehen.

In Basel zeigen derzeit Wandzeitungen Köpfe, die zur rechtsextremen Szene Südbadens gezählt werden. Zudem rufen antifaschistische Kreise zu einer Demo in Weil am Rhein auf. Der Hintergrund: Rassistische Übergriffe und Drohungen gegen eine Familie sowie ein mittlerweile abgesagter rechter Aufmarsch.

«Wir stellen uns vor – Rechtsradikale aus ihrer Region»: Unter dieser Überschrift sind auf dem Poster 20 Köpfe zu sehen. Ein zweites Plakat klärt auf, worum es geht: Unter dem Titel «Nazi-Terror in Weil am Rhein» wird auf eine Serie von Übergriffen in Weil am Rhein verwiesen. Die beiden Wandzeitungen von Unbekannten sind zurzeit an mehreren Orten in Basel zu sehen. Dabei werden mutmassliche Rechtsextreme aus Weil am Rhein an den Pranger gestellt. 

Der Hintergrund: Laut Berichten der «Badischen Zeitung» wird im Weiler Stadtteil Friedlingen seit Monaten eine vierköpfige Familie drangsaliert und rassistisch beschimpft. Sowohl die Kinder wie auch die Mutter und der Vater, der westafrikanische Wurzeln hat, wurden dabei immer wieder zu Zielscheiben von Drohungen. Hinter diesen Einschüchterungsaktionen sollen Personen stehen, die letzten Winter die Kundgebungen unter dem Label «Pegida Dreiländereck» mitorganisiert haben.

Demo gegen Rechts statt «Tag der Europäischen Völker»

Dass die Plakate in Basel in den letzten Tagen auftauchten, hat wohl noch weitere Gründe: In den letzten Monaten ist die rechtsextreme Szene verstärkt in Erscheinung getreten. Seit Mai verfügt etwa die Partei «Die Rechte» in Weil am Rhein über einen Kreisverband. Dieser plante zusammen mit anderen Gruppierungen für den 24. September den «Ersten Tag der Europäischen Völker». Die Facebook-Seite der Veranstaltung offenbart die Ideologie der Organisatoren: Wie dort zu lesen ist, werde «seit geraumer Zeit von der Politik die Vermischung der Völker in Europa gnadenlos vorangetrieben».

Der Aufmarsch wurde jedoch abgeblasen und auf November verschoben. Wie Andreas Weigand, Vorsitzender des Kreisverbands der Partei «Die Rechte» gegenüber der «Badischen Zeitung» sagt, habe die Verschiebung der Demo «organisatorische und taktische Gründe».

Seit Wochen rufen antifaschistische Kreise zu einer Gegendemo in Weil am Rhein auf. Trotz der Absage der «Rechten» wollen sie am Samstag Präsenz markieren: Der Stadtverwaltung liegt  eine Anmeldung für eine Demo «gegen rechte Umtriebe» in Weil am Rhein vor. Mehrere Gruppen aus dem linken Spektrum des Dreilands haben dafür mobilisiert. Auf dem Portal «Indymedia» ruft zum Beispiel das «Offene Antifa Treffen Schopfheim» zur Kundgebung auf. Den vorläufigen Rückzieher der «Rechten» werten die anonymen Verfasser als «antifaschistischen Erfolg», sehen aber angesichts mehrerer rechtsextremer Vorfälle in Weil am Rhein noch keinen Grund zum Aufatmen. 

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