An seiner Büchervernissage in Liestal stellte der Verlag des Kantons Basel-Landschaft sieben Neuerscheinungen vor. Bildungs- und Kulturdirektor Urs Wüthrich-Pelloli freute sich über die Bücher und kritisierte die Medien.
Jeweils im November findet in Liestal die Büchervernissage des Verlags des Kantons Basel-Landschaft statt. Wenn immer es seine Agenda zulässt, überbringt der zuständige Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli die Grussbotschaft der Regierung persönlich. Er tut dies stets mit grossem Engagement und sichtlichem Vergnügen. Dabei lässt er es sich auch nicht nehmen, gelegentlich etwas zu sticheln. Diesmal verband der das Lob der Autoren mit der Kritik gewisser Medien: «Es wird zurzeit nicht viel Gutes geschrieben über Baselland, und schon gar nicht über die Regierung. Umso wichtiger ist es, dass der Kanton mit seinem Verlag ein eigenes Sprachrohr hat.» Von ihm würden Bücher publiziert, die gut recherchiert seien, nicht wie Artikel in gewissen Zeitungen, die von Falschmeldungen in anderen Blättern abgeschrieben würden.
Blick in die Zukunft
Wer nach diesen Worten meint, im «Staatsverlag» würde Regierungspropaganda veröffentlicht, sieht sich nach einem Blick in die Neuerscheinungen eines Besseren belehrt. Als «regierungsnah» kann man allenfalls die zwei Bücher «Miir wäi fürsi luege. Szenarien für den Kanton Basel-Landschaft 2030» und «Staats- und Verwaltungsrecht des Kantons Basel-Landschaft V» bezeichnen. Ersteres dokumentiert die Tagung «Baselland 2030», an der am 21. April 2012 im Schloss Ebenrain in Sissach über mögliche Zukunftsszenarien nachgedacht wurde. Letzteres erscheint in einer Reihe, die zur kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der kantonalen Rechtsordnung beitragen will. Besonders beleuchtet werden in Band V der Universitätsvertrag und der Kulturvertrag sowie die Einführung des Öffentlichkeitsprinzips.
Mann im Hintergrund
Muss man in einer Republik in der Regierung sein, um mitregieren zu können? Im Falle von Alfred Oberer lautet die Antwort Nein, wie das Buch «Der Königmacher» zeigt. Der 1927 geborene Freisinnige hatte nie ein öffentliches Amt inne. Trotzdem hat er viele Weichen gestellt und etliche Regierungsräte, Ständeräte und Gerichtspräsidenten «gemacht». Roger Blum, Robert Bösiger, René Rhinow und Thomas Schweizer schildern Oberers vielfältige Aktivitäten und stellen sie in den Kontext des politischen Systems von Baselland. Das Buch enthält zudem eine Chronologie der Baselbieter Wahlen von 1919 bis heute sowie Kurzbiografien von mehr als 300 im Text erwähnten Personen.
Eingriffe in die Landschaft
Die Gestaltung und Veränderung von Landschaften beschäftigen Gregor Klaus und Hansjörg Stalder. Klaus zeigt im Band «Gewässer im Baselbiet» anhand historischer und neuer Fotos, wie sich unser Umgang mit Bächen und Flüssen verändert. So wurde es beispielsweise kurz nach 1900 üblich, Dorfbäche einzudolen, während nun das Pendel zur Freude des Biologen Klaus wieder etwas zurückschwingt. Uns bewusst machen, wie die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute alte Hauenstein-Eisenbahnlinie die Landschaft des Homburgertals verändert hat, will uns Hansjörg Stalder mit seinem Buch «Das Homburgertal», das zu Wanderungen und damit zum Augenschein vor Ort einlädt.
Blick über die Grenzen
In der Schrift «Joseph Ferdinand Gerster – ein Burger von Laufen-Stadt im 19. Jahrhundert» gerät die Welt jenseits der Baselbieter Grenzen in unser Blickfeld. Gerster erlebt als Söldner die kulturellen, politischen und militärischen Auseinandersetzungen, aus denen die Entstehung der vereinigten Italien resultierte.
Mitten in unsere Zeit führt schliesslich der Band «Sich einmischen – Friedensprojekte im ehemaligen Jugoslawien», der die Tätigkeit der 1992 gegründeten NGO «Friedensbrugg» dokumentiert. Bleibt zu wünschen, dass das eine oder andere hier vorgestellte Buch auch den Weg über die Baselbieter Grenzen hinaus in die Regio findet und man das «Sprachrohr» nicht nur auf der Landschaft vernimmt.
Lukas Ott, Roland Plattner, Franziska Ritter, Ruth Voggensperger: Miir wäi fürsi luege. Szenarien für den Kanton Basel-Landschaft 2030. Tagungsband „Baselland 2030, 21. April 2012, Schloss Ebenrain, Sissach. 200 Seiten, Fr. 25.– ISBN 978-3-85673-329-2
Giovanni Biaggini, Alex Achermann, Stephan Mathis, Lukas Ott: Staats- und Verwaltungsrecht des Kantons Basel-Landschaft V. 340 Seiten, Fr. 25.– ISBN 978-3-85673-330-8
Roger Blum, Robert Bösiger, René Rhinow, Thomas Schweizer: Der Baselbieter Königsmacher – Alfred Oberer und die Mechanik der Politik. 180 Seiten, Fr. 25.– ISBN 978-3-85673-328-5
Gregor Klaus: Gewässer im Baselbiet. 118 Seiten, reich bebildert, Fr. 23.– ISBN 978-3-85673-687-3
Hansjörg Stalder: Das Homburgertal – die Eisenbahn prägt eine Landschaft. 120 Seiten, reich bebildert und mit einer Einlegekarte, Fr. 38.– ISBN 978-3-85673-689-7
Giuseppe Gerster: Joseph Ferdinand Gerster – ein Burger von Laufen-Stadt im 19. Jahrhundert. 78 Seiten, illustriert, Fr. 20.– ISBN 978-3-85673-685-9
Marc Joset, Louis Kuhn, Agathe Schuler, Monika Wiedemann (Hrsg.): Sich einmischen – Friedensprojekte im ehemaligen Jugoslawien. 20 Jahre Friedensbrugg. 130 Seiten, illustriert, Fr. 20.– ISBN 978-3-85673-686-7