Der Umbruch bei der «Basler Zeitung» geht weiter. Das Rätsel bleibt, mit welchem Ziel: Vieles deutet darauf hin, dass sie fit gemacht wird für eine Übernahme. Die Verantwortlichen predigen indes die Unabhängigkeit.
Vier Tage nach dem plötzlichen Abgang des bisherigen «BaZ»-CEO Roland Steffen ist sein Nachfolger bereits bestimmt: Rolf Bollmann. Der 64-Jährige gehörte bis vor ein paar Tagen der Unternehmensleitung des Tamedia-Verlages an. Sein Wechsel ist genau so überraschend wie der Abgang von Steffen: Der 64-Jährige sollte im kommenden Jahr die Tamedia verlassen und in Rente gehen. Nun hat er eine neue Mission: Die «Basler Zeitung» fit machen für die Zukunft.
Nur, so ganz klar ist diese nicht. In der Medienmitteilung zum neuen CEO heisst es: «Das Ziel ist weiterhin, die Basler Zeitung als bedeutende, unabhängige Tageszeitung in der Nordwestschweiz zu erhalten.» Die Frage bleibt allerdings, wie die Zeitung unabhängig bleiben kann: Die Auflage schwindet, wie verschiedene Medien übereinstimmend schreiben, der Spardruck wird nicht kleiner, in regelmässigen Abständen werden neue Kündigungen ausgesprochen – und nun wechselt auch noch ein Geschäftsleitungsmitglied des Tamedia-Verlages zur «BaZ» – was zu weiteren Spekulationen führt.
Dass die Tamedia schon lange nach Basel expandieren möchte, ist ein offenes Geheimnis. Die Gerüchte über eine mögliche Übernahme dürften unter diesen Bedingungen kaum abreissen. Verleger Filippo Leutenegger sagt, dass die Gerüchte über eine Übernahme «der grösste Blödsinn» seien, den er je gehört habe. Er argumentiert aber unter schwierigen Bedingungen: Die Sanierung der «Basler Zeitung» – welche unausweichlich ist – kann durchaus auch als ein Fitmachen für eine Übernahme verstanden werden.
15 weitere Millionen von Blocher
Erst am Sonntag machte die «NZZ am Sonntag» publik, dass Christoph Blocher die unterdeckte Pensionskasse der «Basler Zeitung» mit 15 Millionen Franken ausfinanziert und an «Profond» übergeben hat. «Mit der kostspieligen Aktion räumt Blocher ein weiteres Hindernis aus dem Weg», schreibt die Zeitung: «Er hat mehrmals erklärt, dass die Basler Zeitung Medien ’saniert‘ werden müssten. Da hierzu nach Lage der Dinge grössere Teile der Belegschaft zu entlassen wären oder mit dem Verkauf von Unternehmensteilen die Basler Zeitung Medien verliessen, brauchte es dabei eine Teilliquidation der Pensionskasse. Mit einer Vorsorgekasse in Unterdeckung wäre dies allerdings schwierig.» In der Folge steht der Schliessung der Druckerei – des grössten Kostenpunktes – nichts mehr im Wege. Selbst Tito Tettamanti hat mit seiner Holding die «BaZ» nur unter der Bedingungen übernommen, dass Blocher eine Defizit-Garantie für die Druckerei leiste.
Inzwischen gibt es auch keinen Zweifel daran, dass Harry Zaugg, Weggefährte von Ex-CEO Roland Steffen und Chef der BaZ-eigenen Inserateagentur Keymedia AG, geht. Dass es angesichts der beiden Wechsel auf den wichtigsten nicht-publizistischen Posten zu weiteren Abgängen kommen dürfte, ist keine mutige Voraussage. Die Frage bleibt vielmehr, wer in Zukunft die Inserate der BaZ verkauft. Ob die Tamedia den Verkauf übernimmt oder möglicherweise es zur Annäherung mit der Publigroupe kommt. Wie der «Sonntag» schreibt, hatte diese in den vergangenen Monaten mehrfach eine Normalisierung des seit Jahren zerrütteten Geschäftsverhältnisses angestrebt. Eine Vorbedingung war gemäss der Zeitung, dass ihr Gegenüber nicht Roland Steffen heisst. Steffen selbst äusserte sich zu einer allfälligen Übernahme des Inserateverkaufs jedenfalls vielsagend knapp: «Kein Kommentar.»
«BaZ» würde bei Paywall mitmachen
Kommt hinzu, dass sich die «Basler Zeitung» in Zukunft im Online-Bereich noch stärker auf den «Tages-Anzeiger» beziehungsweise auf den Online-Verbund «Newsnet» stützen muss. Bereits jetzt wird die Website der «BaZ» grösstenteils von der Online-Redaktion aus Zürich bespielt, ein kleiner Teil von den vier Redaktoren in Basel. Nun ist aber die Zusammenlegung der Online- und Printredaktion beim «Tages-Anzeiger» beschlossene Sache, ein gebührenpflichtiges Modell dürfte bald Realität werden, und für die «BaZ» wird sich dann die Frage stellen: Wie weiter?
Geht es nach Verleger Filippo Leutenegger, hängt sich die «Basler Zeitung» an den «Tages-Anzeiger» an. «Wir würden auch bei einem solchen Modell die Zusammenarbeit weiterführen.» Wie eine gebührenpflichte Kooperation konkret aussehen soll, dazu gibt es noch keine Pläne. Die «BaZ» besitzt zwar 17 Prozent am Newsnet, ist in diesem Zusammenhang aber nur «ein Player» unter vielen, wie Leutenegger sagt. Einen Entscheid pro Paywall würde er allerdings begrüssen: «Wir sind auf jeden Fall dabei. Es ist Unsinn, alles gratis abzugeben.»
Eine schlechte Nachricht für die «BaZ» gibt es aus Aarau. Die AZ Medien haben am Montag mitgeteilt, dass sie den Schriftzug «Nordwestschweiz» in die Titel-Logos der einzelnen Regionaltitel und in die jeweiligen News-Portale integrieren. «Für den Werbe- und Leser-/Usermarkt wird mit ‹Die Nordwestschweiz› ein homogener, einheitlicher Auftritt geschaffen, der den medialen Entwicklungen, insbesondere im Raum Basel, gerecht wird», heisst es in der Mitteilung. Damit bekräftigt die AZ Medien ihre Absicht, von den Unruhen rund um die «BaZ» profitieren und in dieser Region stärker Fuss fassen zu wollen.