Der Zoo Basel hat sein Betriebsgebäude komplett renoviert und umgebaut. Futterküche, Tierarztstation und Werkstätten wurden auf den neusten Stand gebracht.
Im Betriebsgebäude des Zoo Basel geschieht alles, was dem Zoobesucher normalerweise verborgen bleibt: Ob Verarbeitung und Bereitstellen des täglichen Futters, Verarztung kranker Tiere oder das Herstellen von Transportkisten. Nach über 50 Jahren Betrieb erstrahlt das Gebäude nun in neuem Glanz. Der Umbau brachte für die Tierarztstation grosse Veränderungen. Was früher in drei kleinen Räumen Platz finden musste, ist heute auf ein Behandlungszimmer, einen Operationsraum, ein Labor, eine Apotheke, einen Aufwachraum und einen Sektionsraum verteilt. Auch das alte Röntgengerät wurde durch ein zeitgemäss digitales ersetzt.
Tierarzt Christian Wenker freut sich über die vielen Neuerungen: «Ich bin nun schon seit elf Jahren im Zoo Basel. Früher arbeiteten wir mit einfachsten Mitteln – heute haben wir eine moderne Praxis.» Besonders wichtig ist für Wenker, dass die Station neuerdings über einen separaten Aufwachraum für frisch operierte Tiere verfügt. «Der Raum garantiert ein störungsfreies Aufwachen.» Vereinfacht wurde zudem der Transport der Tiere in die Praxis. «Früher war der Zugang nur durch das Betriebsgebäude – direkt am Futter vorbei – möglich», sagt Wenker. «Jetzt haben wir eine direkte Zufahrt vom Zoo her.»
Vom Graumull bis zum Bären
In der neuen Tierarztstation können Tiere bis zur Grösse von Löwen und Bären behandelt werden. «Eingriffe bei grösseren Tieren wie Elefanten müssen wir direkt vor Ort vornehmen», erklärt der Tierarzt. «Wir bringen die Praxis mit unserem Fahrzeug sozusagen zum Tier.» Jährlich hätten sie rund 700 bis 1000 medizinische Einsätze, täglich seien es ein bis zwei. Ein grosser Teil davon seien jedoch präventive Massnahmen wie Impfungen. «Im Gegensatz zu den Humanmedizinern wünschen wir uns so wenig Patienten wie möglich. Die Tiere sollen ja gesund bleiben.» Der erste Patient, der in der neuen Praxis behandelt wurde, war «königlicher Herkunft», erzählt Wenker. Es war nicht etwa ein Löwe oder ein Königspinguin, sondern der Anführer der Sambischen Graumulle.
Vom Fisch bis zum Elefanten, sie alle zu behandeln erfordert manchmal Erfindungsgeist, denn nicht für jede Tierart sind massgeschneiderte Geräte vorhanden. So mussten die beiden Tierärzte schon Narkosemasken aus Petflaschen basteln oder einen Pinguin mit Hilfe einer Pylone ruhigstellen. Für die Entfernung eines Steins aus einem Elefantenrüssel griffen sie kurzerhand auf eine Geburtszange zurück. Aber nicht alle Einsätze dieser Hilfsmittel waren beim ersten Versuch erfolgreich. «Einen der Affen wollten wir mit einem Blasrohr betäuben, aber ihm gefiel diese Idee nicht», so Wenker. «Er stürmte auf uns zu und verbog kurzerhand das Rohr.»
An Apple a Day
Als Leiter des tierärztlichen Diensts ist Christian Wenker auch in anderer Hinsicht für die Gesundheit seiner Patienten verantwortlich: Alle Tiere müssen artgerecht und ausgewogen ernährt werden. Im Zuge der Sanierung des Betriebsgebäudes wurde deshalb auch die Futterküche ausgebaut. Rund 7000 Tiere leben im Zolli. Allein 70 Tonnen Äpfel und 180 Tonnen Heu werden jährlich verspeist. Um diesen Dimensionen gerecht zu werden, fasst der Warenlift fortan das Fünffache seines bisherigen Maximalgewichts. Eine neue Abladerampe mit Hebebühne erleichtert die Anlieferung.
In den neuen Kühlräumen ist jetzt auch Platz für umfangreiche Spenden: «Vor Silvester haben die Grosshändler viel exotisches Obst wie Litschis und Kakteenfrüchte im Angebot», sagt Stefan Wermelinger, Leiter der Küche. Was es davon nicht auf die exklusiven Empfänge schafft, geben die Märkte an den Zoo ab, wo die Affen damit ihre ganz eigene Party feiern. «Wir frieren jetzt auch Laub und Äste ein, damit die Blätterfresser im Winter nicht auf ihr Lieblingsessen verzichten müssen.» Davon profitieren zum Beispiel die Giraffen. Und sogar eine eigene Metzgerei hat es im Zoo, wo imposante Rinderhälften von der Decke hängen. Kleinere Snacks werden direkt vor Ort gezüchtet: Mäuse und Insekten.
Handwerker mit Sonderstatus
Schliesslich haben auch Schreinerei und Schlosserei eine Modernisierung erfahren. Der Zoo beschäftigt eigene Handwerker, die Anlage und Maschinen instand halten. Jeder von ihnen hat auch eine Tierpfleger-Ausbildung durchlaufen, damit er weiss, wie er sich den Bewohnern zu nähern hat, wenn er in den Gehegen zu tun hat. Umgekehrt verfügt jeder Tierpfleger über eine handwerkliche Ausbildung. Bei Engpässen springt dann der eine für den anderen ein. In der Schlosserei werden mithin gänzlich neue Konstruktionen für die Zooanlage entwickelt, die Schreiner fertigen zum Beispiel Transportkisten.
Selber erleben: Der Zolli hinter den Kulissen
An diesem Mittwoch zimmern die Zoomitarbeiter etwas, was sie vorher noch nicht auf der Liste hatten: Einen Holz-Seelöwen – mit offenem Maul, in das am Freitag kommender Woche Stofffische fliegen sollen. Dann öffnet der Zoo sein neues Betriebsgebäude auch für die Besucher der Museumsnacht. Von 18 bis 2 Uhr können sich Neugierige dann selber im Blasrohrschiessen versuchen – in gebührendem Abstand zum Affenhaus.