Peng! Peng! – der Drogenkrieg von Richie und Rony

Kann man Drogen erschiessen? Das nicht, aber der «War on Drugs» fordert Opfer um Opfer. Unser Kolumnist hat herausgefunden, wie es dazu kam, und schildert, wohin das führt.

(Bild: Nils Fisch)

Kann man Drogen erschiessen? Das nicht, aber der «War on Drugs» fordert Opfer um Opfer. Unser Kolumnist hat herausgefunden, wie es dazu kam, und schildert, wohin das führt.

Am 8. November haben die USA etwas Schlaues gemacht. Wenn man ausser Acht lässt, dass sie an diesem Abend einen Internet-Troll zum mächtigsten Mann der Welt gewählt haben. Mit der «Proposition 300» haben nämlich nach Colorado, Alaska, Oregon und Washington vier weitere US-Staaten Anbau und Konsum von Marihuana legalisiert. Ein kleiner Schritt im Kampf gegen den Kampf dem Hanf – und ein Schritt Richtung Rückzug im sogenannten «War on Drugs».

Richard Nixon und Ronald Reagan haben diesen Begriff geprägt, und man könnte meinen, mindestens einer von ihnen war on Drugs. Aber was will man erwarten, wenn ein Krimineller (Watergate und so) und ein mittelmässiger Schauspieler versuchen mit einem der wichtigsten sozialen und weltpolitischen Themen der neuen Geschichte zu dealen.

«Du, Richie, da gibt es so Kräuter und Pülverchen, mit denen sich die Menschen berauschen. Das ist Teufelszeug. Wir müssen was dagegen machen.» «Ok, Rony. Kann man diese Drogen vielleicht erschiessen?» «Erschiessen?» «Ja, du weisst schon, wie du in deinem genialen Film neulich.» «Ah! Du meinst so mit Pistolen und so: Peng! Peng!» «Ja, genau! Peng! Peng! Das wär doch was.»

«Make America great again! Das klingt eher nach Hitler als nach Hit. Lass uns beim Peng! Peng! bleiben.» 

«Das klingt nach einem Plan, Richie! Der Claim könnte sein: Lasst uns das Drogenproblem erschiessen!» «Oh ja – erschiessen! Klingt aber noch etwas negativ, und man müsste es runterbrechen.» «Ok, wie wärs mit: Erschiesst die Drogen!» «Wow! Super! Das kann man sogar als deinen ganz persönlichen Wahlslogan nehmen: Ronald – Er schiesst die Drogen!» «Ich weiss nicht; unsere Wähler habens nicht so mit Wortspielen – die brauchen was Konkretes.» «Was ist denn konkreter als erschiessen?» «Stimmt, das ist schon sehr konkret. Aber es könnte noch besser sein – amerikanischer.» «Grösser?» «Ja, grösser!»

«Wie wärs mit: Make America great again!» «Halt, stop, Richie, das ist erstens völlig off-topic, und zweitens klingt es eher nach Hitler als nach Hit. Lass uns beim Peng! Peng! bleiben.» «Ok, sorry, Rony. Ich bin etwas abgedriftet! Hab eben vorher mit deiner Nancy etwas Feldforschung betrieben und muss sagen: Dieses Gras verwandelt die Jünglinge vielleicht in vom Teufel besessene Wix-Monster, aber für so ein Slogan-Brainstroming ist es nicht nur hinderlich.» «Schon gut, Richie, aber kommen wir zurück zum Thema: Drogen, vom Teufel, Peng! Peng!, aber grösser.»

«Rony, shit, ich hab eine Erleuchtung: Kriiiiiiieeeeeg!» «OMG, Richie, nächstes Mal will ich auch mal ziehen. Wieso sind wir nicht vorher draufgekommen, klar, das ist es: Krieg!» «Krieg geht immer!» «Bekriegen wir die Drogen!» «Oder: Kriegen wir die Drogen.» «Rony, das ist nicht lustig!» «Sorry, Richie.» «Aber Rony, der Satz ist zu kompliziert, da ist ein Prädikat drin.» «Ein was?» «Ein Verb.» «Stimmt… Ich habs! Denken wirs als Titel von einem meiner Filme…» Richie und Rony schauen sich an und sagen wie aus einem Mund: «War on Drugs.»

Das hat sich genau so zugetragen! (Achtung: Prüfen Sie die Quelle. Fake-News sind ein riesen Problem im postfaktischen Zeitalter. Vielleicht ist der vorangegangene Dialog nur das Produkt der bekifften Fantasie des Autors – Anmerkung der Redaktion.) (Diese Klammerbemerkung stammt nicht von uns – Anmerkung der wirklichen Redaktion.)

Der dringend benötigte kühle Kopf hat sich den goldenen Schuss gegeben.

Der «War on Drugs» wütet. Weltweit sterben Tausende Strassenjungs, Polizisten und Junkies in einem Teufelskreis aus Sucht, Kriminalisierung, Profitgier und dem Recht des Stärkeren. Es sprechen die Waffen. Der dringend benötigte kühle Kopf hat sich den goldenen Schuss gegeben.

Es wird retrospektiv betrachtet eine der lächerlichsten und fatalsten Verhaltensweisen der Spezies Mensch sein. So wie wir heute kopfschüttelnd über Menschenopfer oder Hexenverbrennung lesen, werden unsere Nachfahren (so Trump will) diesen hirnverbrannten Krieg gegen die Drogen streamen und dabei facepalmende Smiley-Hologramme über ihre Avatare projizieren.

Es gäbe ein Zauberwort, das die Opferzahlen dieses Krieges drastisch sinken liesse und vielleicht gar den Krieg beenden könnte: Es heisst «Legalisierung». Werden Drogen legalisiert, purzeln die Preise. Den Drogenkartellen wird der Boden entzogen, den Law-and-Order-Fanatikern auch. Kein Junkie wird mehr eingebuchtet oder gar erschossen. Riesige Geldsummen, die heute in die Strafverfolgung von Drogenkranken fliessen, werden gespart. Die Welt würde ein besserer Ort.

Auf den Philippinen werden Drogenkonsumenten zu Dämonen, Dealer zu Teufeln und die Polizei zum Hexenjäger.

Wer mir nicht glaubt, schaue nach Portugal. Längst wurden dort Drogen im grossen Stil legalisiert. Es gab keinen signifikanten Anstieg der Drogenabhängigen, dafür einen grossen Zuwachs an Lebensqualität. Das Geld fliesst anstatt in die Strafverfolgung in das Sozial- und Gesundheitswesen. Es klingt ernüchternd – aber es funktioniert

Wer will, kann auch auf die Philippinen schauen. Dort eröffnete ein grössenwahnsinniger Mini-Trump namens Duterte eine Lynchjagd auf kleine Dealer. Drogenkonsumenten werden zu Dämonen, Dealer zu Teufeln – die Polizei zum Hexenjäger. Das Resultat: Mehr Tote, mehr Gewalt, die Lebensqualität sinkt. Ausser für die Profiteure des Drogenkrieges.

Auch Rony und Richie haben vom Krieg gegen die Drogen profitiert. Das sind die zwei grössten Feinde auf dem Weg zu einem gesunden Umgang der Menschheit mit berauschenden Substanzen: die Lukrativität des Krieges und die Bigotterie der religiösen Moral. Denn wir glauben lieber, dass es einen bösen Feind gibt, den man aussperren, einsperren oder erschiessen kann, als uns damit abzufinden, dass berauschende Substanzen seit jeher zur Menschheitsgeschichte gehören und wir einen Weg finden müssen, mit ihnen zu dealen anstatt mit ihnen zu dealen. In diesem Sinne: Peng! Peng!

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