Peter Hogenkamp, der Vielarbeiter

Peter Hogenkamp, 43, Leiter digitale Medien und Mitglied der Unternehmensleitung der NZZ-Gruppe, in fester Partnerschaft, Vater von zwei Kindern (2- und 6-jährig), pendelt täglich von seinem Wohnort St. Gallen nach Zürich. Peter Hogenkamp arbeitet mit einem 100-Prozent-Pensum ohne Arbeitszeiterfassung.

Peter Hogenkamp, Leiter Online der NZZ (Bild: Basile Bornand)

Peter Hogenkamp, 43, Leiter digitale Medien und Mitglied der Unternehmensleitung der NZZ-Gruppe, in fester Partnerschaft, Vater von zwei Kindern (2- und 6-jährig), pendelt täglich von seinem Wohnort St. Gallen nach Zürich. Peter Hogenkamp arbeitet mit einem 100-Prozent-Pensum ohne Arbeitszeiterfassung.

«Ich arbeite ausgesprochen gerne, das war schon immer so. Die Schulzeit fand ich noch eher langweilig, aber schon als ich mit 18 bei McDonald’s am Grill angefangen habe, fand ich es toll. Meine Präsenzzeiten im Büro sind eher kurz, ich komme zwar früh, aber gehe auch oft früh wieder auf den Zug, damit ich die Kinder noch sehe. Zum Glück ist mein Chef ähnlich, er sagt, ihn interessiere nicht der Input, sondern der Output. Dadurch ist mir auch nach zehn Jahren Selbstständigkeit der Wechsel ins Angestelltenleben leicht gefallen.

Ich bin aber fast ständig erreichbar. Mir macht es nichts aus, auch zu Hause online zu sein, im Gegenteil. Eher Mühe habe ich mit Leuten, die eine generell negative Einstellung zur Arbeit haben. Ich arbeite gern mit Menschen zusammen, denen ihre Arbeit sichtlich Freude macht. Natürlich gibt es Arbeit, die lästig ist. Vor allem Meetings, die es eigentlich nicht braucht.

Ich bin zwar Fan von allem Elektronischen, aber die Agenda, die für alle Leute einsehbar ist, hat auch Nachteile. Wenn beim Peter noch eine freie Stunde ist, wird schnell noch ein Termin reingedrückt. Ich merke, dass ich durch die vielen Sitzungen mehr Mühe als früher habe, konzentriert konzeptionell zu arbeiten. Insofern freue ich mich auch, wenn mal etwas ausfällt. Dann gehe ich gern mal im Haus spazieren oder bummle eine Runde durchs Quartier.

Natürlich ist mein Job stressig, aber ich würde nie jemand anderem die Schuld geben, wenn ich mich ausgepumpt fühle. Ich kann ja zu einem grossen Teil selbst entscheiden, wie viel ich mir auflade. Meine Frau arbeitet auch sehr viel, das mit den Kindern ist häufig ein Balanceakt. Für mich gibt die Familie die «natürliche Obergrenze» der Arbeitszeit vor, daher mache ich mir wenig Gedanken, ob ich mein Pensum reduzieren sollte. Mein Leben ist ausgefüllt mit Arbeit und Familie, da bleibt keine Zeit für individuelle Hobbys oder viele Freundschaften.

Ob ich ein Workaholic bin? Ich kann mit dem Begriff wenig anfangen, alles, was auf ‹-holic› endet, ist so negativ besetzt. Arbeiten macht mir Freude, ich bin glücklich mit dem Mix, wieso sollte ich etwas ändern?»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.01.12

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