Petition verlangt Frauen als Kardinälinnen

Auf Initiative einer Basler Theologin fordern renommierte katholische Theologinnen und Theologen aus ganz Europa und den USA vom Papst, auch Frauen in der Weltkirche zu beteiligen.

Der Berufung zur Kardinälin würde historisch betrachtet grundsätzlich nichts im Wege stehen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Auf Initiative der Basler Theologin Helen Schüngel-Straumann fordern katholische Theologinnen und Theologen aus ganz Europa und den USA vom Papst, Frauen an den wichtigen Entscheidungen in der Weltkirche zu beteiligen. Ein Zeichen dafür kann die Berufung von Frauen ins Kardinalskollegium sein. Bisher tragen rund 500 Unterzeichnende den Appell an Papst Franziskus mit.

Frauen im Kardinalskollegium, im beratenden Gremium der Weltkirche und in der Wahlversammlung des Papstes: Wieso sollte das nicht möglich sein? Die römische Kirche hat bis ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder nicht geweihte Männer zu Kardinälen ernannt, die vorher weder Priester in einer Pfarrei oder Bischof eines Bistums waren. Demnach sollte der Berufung zur Kardinälin grundsätzlich nichts im Wege stehen.

Petition: Bislang 500 Unterschriften

Gestützt auf dieses Faktum haben sich Anfang dieser Woche international renommierte Theologinnen, Theologen und Laien mit einer Petition an Papst Franziskus gewandt. Sr. Irene Gassmann, Priorin des Klosters Fahr, Sr. Ingrid Grave, Theologiedozentin Doris Strahm und Monika Hungerbühler, Seelsorgerin der Offenen Kirche Elisabethen, sowie der Vorstand des Frauenbundes Basel figurieren neben so bekannten feministischen Theologinnen wie Elisabeth Schüssler Fiorenza und Teresa Berger. Zusammen mit mittlerweile rund 500 Unterzeichnenden fordern sie den Papst auf, «eine angemessene Zahl von Frauen zu Kardinälen zu ernennen».

Dies entspräche Jesu Botschaft der Gerechtigkeit. Wörtlich heisst es in dem Appell, der in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «aufbruch» publiziert wurde: «Weder in der Bibel noch in der Dogmatik und der kirchlichen Tradition spricht irgendein Argument dagegen, das den Papst daran hindern könnte, eine solche Massnahme baldmöglichst in die Tat umzusetzen.»

Tradition steht Kardinälinnen nicht im Weg 

Dem Faktum, dass im revidierten katholischen Kirchengesetzbuch von 1983 ein Passus eingefügt wurde, wonach jetzt neu die Priesterweihe Voraussetzung für das Kardinalsamt ist, kontert die Basler Initiantin Helen Schüngel-Straumann in der Petition wörtlich: Der Papst «ist frei, von der im Kirchenrecht vorausgesetzten Weihe zu dispensieren, wie dies in der Vergangenheit immer wieder geschehen ist.»

So erinnern die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner daran, dass noch bis ins 19. Jahrhundert gelegentlich Laien vom Papst zu Kardinälen ernannt wurden. Mit einem solchen Schritt könne nun auch Papst Franziskus dafür sorgen, dass die Frauen, die weltweit die Mehrheit der Kirchenmitglieder stellten, an «der nächsten Papstwahl aktiv beteiligt» würden, so Schüngel-Straumann. Eine derartige Entscheidung sei diplomatisch klug, weil sie dokumentieren würde, «dass die katholische Kirche nicht so frauenfeindlich ist, wie oft dargestellt.»

Die Initiantinnen der Petition unterstreichen, dass sie allerdings «keine weitere Klerikalisierung der Kirche» wünschten, «sondern eine aktive Beteiligung von Frauen an zentralen Entscheidungen.» Sollten «die Verantwortlichen in der Kirche den Patriarchalismus in Theorie und Praxis nicht überwinden und Frauen nicht an entscheidenden Stellen Mitsprache ermöglichen», werde die katholische Kirche immer mehr engagierte Frauen verlieren.

Die Petition an Papst Franziskus im Wortlaut kann online unterzeichnet werden.

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