Photoshop, Cyberwar und Bahntickets. Oder kurz: das Netz der Woche

Wir klären, wie das Bild der Woche in nicht unbedingt erwünschter Weise zur Meme wurde, wer wem im Netz gerade den Krieg erklärt hat und was es sonst so Neues gibt in den Weiten des World Wide Web.

Das Bild der Woche: Staats- und Regierungschefs, die vereint gegen den Terror marschieren.

Die Verarbeitung des Charlie Hebdo-Attentats hält an. Auch im Netz. Das Bild der Woche wurde in mannigfaltiger Weise manipuliert, eine Hackerorganisation erklärte den Krieg gegen den Terror, ein Student hatte eine gute Idee zur Shareconomy und beim YouTube-Netzwerk Mediacraft hängt der Haussegen schief.

Am vergangenen Sonntag trafen sich in Folge des Attentats auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» mehr als anderthalb Millionen Menschen in Paris, um der Toten zu gedenken und ein Zeichen gegen den Terror zu setzen.

Das Bild der Staats- und Regierungschefs der Welt, wie sie vereint gegen den Terror marschieren, ging um die Welt. Ein historisches Bild. Von dem sich kurz danach herausstellte: es war vor dem Gedenkmarsch in einem abgesperrten Strassenstück und nicht an der Spitze des Demonstrationszuges entstanden, wie viele Medien vermittelt hatten.

Im Nachhinein ist das nachvollziehbar, schon aus Sicherheitsgründen. Vielen stiess das trotzdem sauer auf. Da half es auch nicht, dass ausgerechnet das Wort «Lügenpresse» in Deutschland zum Unwort des Jahres gewählt wurde. Kritisiert wurde auch, dass einige Regierungsvertreter an der Trauerkundgebung teilnahmen, die in ihrer Heimat die Pressefreiheit nicht unbedingt hochhalten.

Das Bild wurde gleich darauf noch in anderer Hinsicht zur Meme. Einmal als Scherz, weil sich Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarcozy etwas dreist nach vorne gedrängelt hatte.

Zum anderen, weil die ultraorthodoxe jüdische Zeitung «HaModia» alle Frauen aus dem Bild retuschiert hatte:

Die irische Website «Waterford Wispers News» reagierte und photoshoppte kurzerhand alle Männer aus dem Bild, was ein etwas grösserer Aufwand gewesen sein dürfte.

Ein US-amerikanisches Magazin regagiert mit einem «Million Merkel March». Weitere Manipulationen stehen noch aus.

Mehr Charlie

Der Hashtag #jesuischarlie hat mittlerweile Social Media Rekorde gebrochen. Nun wehren sich die Urheber gegen die Kommerzialisierung. Auch andere Personengruppen beschäftigte das Charlie Hebdo-Attentat. Die Sprayer zum Beispiel. Der Blog urbanshit.de hat Graffiti aus aller Welt zum Thema zusammengetragen. Dieses Bild stammt von Dzia Krank und wurde in Antwerpen aufgenommen.

Graffiti in Antwerpen.

Graffiti in Antwerpen. (Bild: Dzia Krank )

Sympathischer Hack zum Thema «Charlie»

Eine harmloses, wenn auch nettes Detail konnte man auch auf französischen Webseiten beobachten. Ein «whois» auf jedwede *.fr domain ergab kurzzeitig diesen Output. «Whois» wird normalerweise verwendet, um Eigenschaften der Betreiber von Websites anzuzeigen.

 Anonymous kündigt Cyberwar gegen Jihadisten an

Ob das Anonymous war? Die Hackerorganisation hat Jihadisten in Folge des Attentats vergangene Woche den Cyberkrieg erklärt. Ziel der Hackerorganisation sei es, jihadistische Web- und Social Media-Seiten zu zerstören oder unbenutzbar zu machen. Erste Erfolge will Anonymous schon verzeichnet haben.

IS übernimmt Twitterkonten der US-Armee

Gar nicht untätig war die Gegenseite. Eine Hackergruppe, die sich als «Cyber-Kalifat» bezeichnet und angeblich zum IS (Islamischer Staat) gehört, hat vorrübergehend das Twitter- und Youtube-Konto des US-Militärkommandos Centcom gekapert und vertrauliche Dokumente veröffentlicht. Der Youtube-Accont von Centcom (Central Command) wurde von den Hackern mit einem Propagandavideo versehen. Centcom ist im Irak und in Syrien aktiv.

Eine Terrororganisation hackte ein Twitterkonto der US-Armee und versah es mit dem Untertitel «we love you isis»

Eine Terrororganisation hackte ein Twitterkonto der US-Armee und versah es mit dem Untertitel «we love you isis»

Shareconomy oder doch nicht?

Eine schöne Idee zur Shareconomy stammt von einem deutschen Studenten, verbloggt mal wieder vom Kraftfuttermischwerk. Unter dem Begriff «Karmaticket» stellte Paul Blotzki eine Bastelanleitung für diese praktischen Taschen ins Netz. Mitmachende hängten sie an Haltestellen der ÖV auf.

Eine Idee der Sharecomomy zum Selbstbasteln: das Karmaticket.

Eine Idee der Sharecomomy zum Selbstbasteln: das Karmaticket. (Bild: kraftfuttermischwerk.de)

Schade nur, dass die Betreiber diese, wenn möglich, wieder entfernen. Nach Auskunft der Nürnberger Verkehrsbetriebe an die «Süddeutsche Zeitung» gelte ein Fahrschein nur für eine Person. Theoretisch. Aber die Taschen müssen ja nicht im Bahnhof hängen.

Mehr Youtuber verlassen das Netzwerk Mediacraft

Nach LeFloid und Simon Unge verlassen nun auch die erfolgreichen Youtuber ApeCrime das Netzwerk Mediacraft. Dieses hatte sich schon vor Wochen einem kritischen Video von Unge stellen müssen, in dem sich Unge über mangelnde Unterstützung durch Mediacraft beschwerte (wir berichteten). ApeCrime haben im Gegensatz zu Unge schlicht den Vertrag mit dem Mediennetzwerk nicht verlängert, das für seine Kunden die Vermarktung übernimmt. Auch Verträge anderer Youtuber laufen aus. Einige hätten ebenfalls bereits gekündigt, berichtete die «Wirtschafts Woche». Das meistgeklickte Video der Comedians ist ein Musikvideo. Hier nochmal zum Reinhören, bevor es sich eventuell auf einer anderen URL wiederfindet:

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