Die Polizei und das Migrationsamt führten am Donnerstagmorgen in der Matthäuskirche Kontrollen durch und nahmen acht Asylsuchende fest.
Die Polizei nahm am Donnerstagmorgen acht Asylsuchende fest, die sich in der Matthäuskirche aufhielten. Die Gruppe «Wir bleiben», bestehend aus Aktivisten und Asylsuchenden, hatte sich vor vier Wochen in der Kirche niedergelassen. Die Polizeiaktion kommt nun einer Räumung gleich.
Um etwa 8.30 Uhr seien mindestens 16 Polizisten in die Kirche eingedrungen und hätten acht Asylsuchende festgenommen, schreiben die Aktivisten in einer Medienmitteilung. «Den anwesenden Unterstützenden verweigerten die Beamten jegliche Informationen.»
Das Justizdepartement schreibt, die Kontrollen seien «ruhig und ohne Zwischenfälle» verlaufen. Sechs Personen seien Asylsuchende gewesen, die nach dem Dublin-out-Verfahren behandelt werden. Das bedeutet, dass diese Personen ausgeschafft werden, da sie in einem anderen Dublin-Staat bereits registriert wurden und ihren Asylantrag dort stellen müssen.
«Keinen Konflikt mit der Kirche gesucht»
Die beiden weiteren Festgenommenen hatten keine gültigen Identitätspapiere bei sich. Das Migrationsamt nehme in diesen Fällen weitere Abklärungen vor. Drei Schweizerinnen und Schweizern, die ebenfalls kontrolliert wurden, «droht eine Verzeigung wegen Diensterschwerung», teilt das Justizdepartement mit.
Nach den Festnahmen beriefen die Aktivisten von «Wir bleiben» kurzfristig eine Medienkonferenz ein. Dort zeigten sich die Unterstützer enttäuscht über den Kirchenrat. Dieser habe «den Ball an die Behörden weitergespielt». Es sei ihnen jedoch klar, dass der Kirchenrat mit seiner Unterstützung nicht viel hätte bewirken können. Eine der Aktivistinnen betonte, es gehe nicht darum, eine Auseinandersetzung mit der Kirche zu suchen: «Der Konflikt besteht nicht so, wie dies in den Medien dargestellt wird.» Zudem habe es im Unterstützerkreis einige Leute mit kirchlichem Hintergrund.
Breite Bewegung ausgelöst
Christoph Albrecht, Leiter der katholischen Universitätsgemeinde, der als Sympathisant vor Ort war, sagt: «Obschon es kein Kirchenasyl mehr gibt, sollte es doch auf symbolischer Ebene respektiert werden.» Das Kirchenasyl sei ein ungeschriebenes Gesetz.
Die Aktivisten sagen: «Wir wollen weiterhin auf solidarische Alternativen aufmerksam machen.» Die Besetzung der Matthäuskirche habe eine «breite Bewegung» ausgelöst. Über 100 Sympathisanten seien an der Unterstützung der Asylsuchenden beteiligt gewesen. Ein engerer Kreis von etwa 50 Menschen sei regelmässig vor Ort gewesen, beispielsweise, um Essen zu bringen.
Ob die Unterstützer auch nach dem Polizeieinsatz in der Kirche bleiben werden, lassen sie noch offen. Sie lassen aber durchblicken, dass dies keinen Sinn mehr machen würde.