Am Donnerstagmorgen nahm die Polizei acht Asylsuchende fest, am Abend folgten dann die Proteste, die in Gewalt mündeten. Die Polizei setzte Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein.
300 Personen haben sich am Donnerstagabend kurz nach 18 Uhr an der Matthäuskirche im Kleinbasel zu einer Kundgebung versammelt. Sie protestierten gegen die Festnahme von acht Asylsuchenden, die seit einigen Wochen in der besetzten Kirche Unterschlupf gefunden haben.
Aufgerufen zum Protestmarsch hatte die Gruppe «Wir bleiben». «Wir sind hier, um für die Menschlichkeit zu kämpfen», sagte einer der Demonstranten in ein Megafon. Dann setzte sich der Zug mit farbigen Plakaten und Bannern in Bewegung.
Unter «No border, no nation, stop deportation»-Rufen und «Wir sind hier, wir sind laut, weil man unsere Freunde klaut» machte sich der Protestzug auf. An der Ecke Hammerstrasse und Klingentalstrasse standen zwei Polizisten, die darauf hinwiesen, dass es sich um eine unbewilligte Demonstration handle.
Die Demonstranten marschieren in Richtung Claraplatz. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb der Protest friedlich. (Bild: Jeremias Schulthess)
Sie wiesen darauf hin, dass die Demonstranten mögliche Schäden selber zu verantworten hätten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren keine Gesetzeswidrigkeiten begangen worden.
Die Menge, darunter auch ältere Menschen und einzelne Vermummte, passierte die Polizisten und marschierte in Richtung Claraplatz weiter. Als die Demonstranten ihren Zug auf der Clarastrasse Richtung Messe fortsetzten, stellten sich ihnen auf Höhe des Clarapostens etwa 20 Polizisten in Vollmontur in den Weg.
Diese Frau, die vorne im Demonstrationszug mitlief, wurde von einem Gummigeschoss im Gesicht getroffen. (Bild: Jeremias Schulthess)
Die Polizei informierte die Demonstranten, sie sollten sich nicht nähern. Darauf feuerten die Polizisten mehrere Salven Gummigeschosse in die Menge. Die Demonstranten schreckten zurück.
Die Polizei schreibt dazu in einer Medienmitteilung, es sei darum gegangen, den Zug zu stoppen, dabei habe sie «in der Clarastrasse kurz Gummischrot» eingesetzt.
Mehrere Demonstranten gaben die Lautstärke der eigenen Parolen als Grund an, warum die Menge trotz Warnung weiterging. Sie hätten die Warnung der Polizei nicht gehört. Was auch eine ältere Frau bestätigte, die vorne im Zug mitmarschierte und von einem Gummigeschoss im Gesicht getroffen wurde.
Die Demonstranten liessen sich von den Schüssen jedenfalls nicht davon abhalten, weiter zu marschieren. Sie änderten allerdings ihre Route und liefen Parolen skandierend in Richtung Wettsteinplatz.
Ein Aufgebot von etwa 20 Polizisten wartet an der Wettsteinbrücke auf den Demonstrationszug. (Bild: Jeremias Schulthess)
Als der Zug an der Wettsteinbrücke ankam, standen ihnen erneut etwa 20 Polizisten im Weg, die Gummigeschoss-Gewehre im Anschlag. Eine ältere Frau, die im Zug mitlief, versuchte zwischen der Polizei und den Demonstranten zu vermitteln.
Was ihr auch gelang. Sie beschwichtigte die Menge mit den Worten: «Der Sache bringt es nichts, wenn die Demo in Gewalt endet.» Auf dem Weg zur Mittleren Brücke sprayten einige unter den Demonstranten Botschaften an die Wände, andere klebten Plakate mit der Aufschrift «Wir bleiben».
Zum Schluss auch noch Reizgas
Der Protest mündete an der Mittleren Brücke allerdings erneut in Gewalt: Die Polizei schoss wieder mit Gummigeschossen in die Menge, aus der Gruppe der Demonstranten flogen Bierflaschen zurück. Die Polizei wollte verhindern, dass die Kundgebung bis zum Untersuchungsgefängnis in Grossbasel weiterging.
Wie sie in der Medienmitteilung weiter schreibt, habe sie dazu Gummischrot eingesetzt, «um die Situation unter Kontrolle zu halten». Zudem, schreibt die Polizei weiter, seien «die Polizistinnen und Polizisten mit Flaschen und Pyrofackeln beworfen worden».
Eines der Gummigeschosse, das die Polizei einsetzte. (Bild: Jeremias Schulthess)
Da es an der Mittleren Brücke kein Durchkommen gab, gingen die Demonstranten zurück zur Matthäuskirche, von wo aus etwa 150 Personen zur Messe weiterzogen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich zwischenzeitlich mit Schutzmaterial ausgerüstet, schreibt Polizei-Sprecher Andreas Knuchel. Die Polizei setzte schliesslich Reizgas ein. Gegen 21 Uhr löste sich der Protestzug auf.
Was als Kundgebung für eine menschliche Flüchtlingspolitik begann, endete im Gummischrot-Hagel und Reizgas.
Eine ältere Frau aus dem Protestzug versucht die Vermummten davon abzuhalten, die Häuserwände zu besprayen. (Bild: Jeremias Schulthess)