Postkunden stehen vor der Wand

Im St. Johann wird der letzte Postomat entfernt. Damit wird das Angebot der Post im Quartier weiter abgebaut. Die Gründe für die Entfernung des Automaten sind unklar, die Kunden verärgert.

Die Postkunden fühlen sich verschaukelt, im St. Johann wurde der letzte Postomat ausgebaut. (Bild: Nils Fisch)

Im St. Johann wird der letzte Postomat entfernt. Damit wird das Angebot der Post im Quartier weiter abgebaut. Die Gründe für die Entfernung des Automaten sind unklar, die Kunden verärgert.

Die Poststelle Basel 4 an der St. Johanns-Vorstadt 80 ist bereits seit Anfang Jahr geschlossen. Ein Briefkasten und ein Postomat blieben nach der Schliessung erhalten.

Doch seit Beginn dieser Woche ist auch der letzte Postomat im Quartier Geschichte. Dort, wo in der Hauswand bisher der gelbe Postomat leuchtete, hängt nun eine Tafel. Ein Infoschreiben der Postfinance verkündet: «Da das Gebäude abgerissen wird, bauen wir den Postomat aus.» Die Kunden werden zum Geldautomaten an der Hauptpost im Stadtzentrum verwiesen.

Wer den Weg bis in die Innenstadt scheut – zu Fuss sind es knapp 20 Minuten – dem bleibt nur noch der Gang zur UBS oder zur Kantonalbank. Die Konkurrenten der Postfinance sind beide im Quartier verteten, ein Bargeldbezug ist für die Postkunden aber nur gegen eine Gebühr möglich.

Beschwerde von Bewohner

Ein verärgerter Quartierbewohner hat sich bereits schriftlich bei der Post beschwert. Er finde das Vorgehen absolut unverständlich, wie er gegenüber der TagesWoche sagt. Seine Anfrage, ob es demnächst einen Ersatz gäbe, habe man bisher nicht beantworten können.

Dass der Geldautomat einem Bedürfnis entsprach, zeigten auch die Menschenschlangen, die sich regelmässig davor bildeten. Die Begründung der Post, der Automat werde ausgebaut, weil das Gebäude abgerissen wird, lässt sich nicht bestätigen. Wie eine Nachfrage beim Bauinspektorat und beim Hauseigentümer ergibt, ist der Zeitpunkt des geplanten Abrisses noch offen. Ein Abriss sei vorgesehen, ob er aber auch realisierbar sei, müsse noch abgeklärt werden. Frühstens nächstes Jahr könne damit begonnen werden.

Gemäss Auskunft des Eigentümers habe er für die verbleibende Zeit aber eine Zwischennutzung für das Erdgeschoss vorgesehen. Mit dem bisherigen Postomaten hätte sich das nicht vereinbaren lassen, weshalb er das Mietverhältnis beendet habe. Zur geplanten Zwischennutzung könne er noch keine Angaben machen.

Die Post lässt ausrichten, dass sie auf der Suche nach einem neuen Standort sei. Spruchreif sei noch nichts.

Der verärgerte Kunde aus dem Quartier hat in der Zwischenzeit bei der Post angefragt, ob ihm die anfallenden Spesen für die Fremdbezüge vergütet werden. Zumindest telefonisch habe er zu seiner eigenen Verwunderung eine Bestätigung erhalten.

Kantonalbank habe weiteren Postomaten verhindert

Aus seiner Sicht sei es kein Zufall, dass es in seiner Gegend keinen Postomat mehr gebe. Beim Neubau Voltamitte am Vogesenplatz habe man die Chance für einen weiteren Automaten vertan. Dort hat es wohl eine Poststelle, ein Automat aber fehlt. Grund sei die Kantonalbank-Filiale im selben Gebäude. Die Bank habe den Mietvertrag nur mit der Auflage unterschrieben, dass ausserhalb des Gebäudes kein Postomat eingebaut werde. Das wisse er von einem Bankmitarbeiter.

Noch vor wenigen Jahren war die Post im Quartier stark präsent. Neben der Poststelle in der St. Johanns-Vorstadt gab es eine weitere Filiale am Voltaplatz. Übrig sind noch die meist überfrequentierte Poststelle beim Vogesenplatz und die Apotheke bei der Johanniterbrücke, wo Einschreiben abgeholt und Briefe aufgegeben werden können.

Wem der Weg aus dem St. Johann bis zur Hauptpost zu weit ist, der hat eine andere Möglichkeit: Nicht erwähnt hat die Post in ihrem Schreiben, dass es im Universitätsspital beim Eingang am Petersgraben ebenfalls einen gelben Geldautomaten gibt.

Nachtrag vom 8. Juli: Derweil haben sich Quartierbewohner bei der TagesWoche gemeldet, die einen Brief an die Post geschrieben haben. Darin beklagen sie sich unter anderem darüber, dass die Post auf Nachfrage, wie lang dieser Missstand daure, keine Antwort gewusst habe. Leicht ironisch beenden die Schreiber den Brief mit: «Danke für den Service Public!»

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