«Press Start to Play»

Das Spielzeugmuseum Riehen erzählt die Geschichte der Computerspiele – in feiner Auswahl, von Anfang an und zum Selberspielen. Ein Trip für Kinder und alle, die nicht vergessen haben, dass sie es einmal waren.

(Bild: Valentin Kimstedt)

Das Spielzeugmuseum Riehen erzählt die Geschichte der Computerspiele – in feiner Auswahl, von Anfang an und zum Selberspielen. Ein Trip für Kinder und alle, die nicht vergessen haben, dass sie es einmal waren.

Game Over? Das ist Ansichtssache. Zumindest die erste Supermario-Version für die Nintendokonsole Famicom (Familiy Computer) scheint für immer Vergangenheit. 1983 kam sie in Japan auf den Markt, der Erfolg war beispiellos. Die Bedienelemente der Konsole sind scharfkantige Rechtecke und der Urmario besteht aus einer Pixelzahl, die sich an den Fingern abzählen lässt. Der Gamesound ist jedem ab Jahrgang 1970 so tief ins Bewusstsein geschrieben, wie der Geruch von Omas Apfelkuchen. Vor allem das «Bling», das erklingt, wenn Mario von unten gegen eines jener Kästchen springt und ein Taler in den Himmel fährt. Wirklich Game Over?

Wenn man die alte Gittertüre zum Hof des Spielzeugmuseums Riehen durchquert, löst eine Lichtschranke genau dieses «Bling» aus. Man hört es kaum, aber ein verstaubter Gedächtniszipfel horcht auf. Der Trip ins eigene Spielzimmer und in die Geschichte der Computerspiele kann losgehen. Die Ausstellung «Press Start To Play» erzählt sie von Anfang an, die meisten Etappen können die Besucher selber spielen.

«Tennis for Two»: Der Mammut unter den Spielen

In der hintersten Ecke steht ein regelrechtes Fossil der Spielwelt, ein analoges Monstrum aus dem Jahr 1958. Bei dem ehrwürdigen Stück handelt es sich um einen Nachbau vom Mega (Museum of Electronic Games and Art). Einziger Unterschied zum Original: Es war noch viel grösser. Es sieht aus wie ein Radargerät und leuchtet giftgrün. Über einen Knopf (Abschuss) und einen Drehregler (Richtung) lässt sich zu zweit Tennis spielen. Das Original hat das Brookhaven National Laboratory in den USA gebaut, das sich zu dieser Zeit noch mit Waffenbau beschäftigte – das Kriegsgeschäft ist die Geburtstätte der Computerspiele.

Ausserdem unverzichtbare Stationen sind etwa der Commodore (als Computer noch sichtlich arbeitende Geräte waren) und Streetfighter II für die Konsole Sega. Eine Donkeykong-Version für Gamecube lässt sich mit Trommeln bedienen. 

Nicht nur ballern

Recht viele Spiele funktionieren leider nicht. Das liegt zum Teil in der Natur der Sache und erinnert daran, dass Abstürzen zu den Lieblingsbeschäftigungen von Computern gehörte. Zugleich arbeite die Ausstellung an einer Verbesserung, sagt der Kurator Dominik Marosi. Nicht nur aus diesem Grund könnte es reizvoll sein, am Mittwoch oder Sonntag zu kommen. Dann sind Fachleute vor Ort und begleiten durch die Ausstellung. Deren Ziel ist es, die Vielfalt der Spielwelt zu vermitteln.

Doch es wurden nicht nur Spiele und Konsolen aufeinandergehäuft. Texttafeln erzählen, wie kleinere und grössere Revolutionen die Spielwelt vorantrieben. Und was es alles für Ausläufer gab, von denen man heute nicht mehr weiss. Allzu oft werde die Spielwelt mit Gewalt und Sinnfreiheit gleichgesetzt, sagt Morasi. Daher auch die Aufforderung, gemeinsam zu spielen – «vielleicht sogar die Grosseltern mit ihren Enkeln».

Entdecke das Kind in dir

Gleich am Anfang der Ausstellung öffnet sich die Spielwelt in eine weitere Richtung und überschreitet die Grenze zur Kunst. Der Bildschirm mit einer Arbeit aus jüngerer Zeit, zeigt ein kleines Kind, das per Sensor die Mimik dessen spiegelt, der vor ihm steht. Die Botschaft ist klar und deutlich: Computer berieseln nicht nur, sie spiegeln dich auch. Und dazu noch das Kind in dir. In diesem Fall ist das recht gfürchig. Das Kind, das da zurückgrinst, sieht aus wie ein Zombie. 

Diese Unheimlichkeit passt zum Gefühl, das immer dann aufkommt, wenn der digitale Markt wieder ein neues Baby erfunden hat. So die Googlebrille, die in letzter Zeit apokalyptische Befürchtungen ausgelöst hat. Und dann stellen sich die Erfindungen doch wieder als Babies heraus. Jedenfalls bleibt es spannend. «Press Start To Play» hat die Geschichte dazu.

  • Spielzeugmuseum Riehen: «Press Start To Play». Baselstrasse 34, 4125 Riehen. Mi-Mo 11-17 Uhr. Bis Februar 2014.

  • Demnächst startet ein Begleitprogramm zur Ausstellung, Informationen gibts auf der Homepage.

Nächster Artikel