Presseschau zur Presse-Götterdämmerung im Theater

Wenn «Rettet Basel»-Wortführer Guy Krneta in Zürich ein Stück über die Götterdämmerung der guten alten Presse präsentiert, sind die Basler Medien im Gegensatz zur Zürcher Konkurrenz nicht angetan.

Die Basler Medien sind nicht erfreut über den theatralen Pressediskurs in Zürich (Szenenbild aus «In Formation» von Guy Krnerta).

(Bild: Matthias Horn)

Wenn «Rettet Basel»-Wortführer Guy Krneta in Zürich ein Stück über die Götterdämmerung der guten alten Presse präsentiert, sind die Basler Medien im Gegensatz zur Zürcher Konkurrenz nicht angetan.

Aus Lesern werden User. Während gedruckte Zeitungen als «Lügenpresse» beschimpft werden, deckt man sich im Internet mit postfaktischen Infos ein. Das ist natürlich vereinfacht, bietet aber das Gerüst zum Stück «In Formation», das am Wochenende in der Schiffbau-Box des Schauspielhauses Zürich uraufgeführt wurde.

Autor des Stücks ist Guy Krneta. Der Kolumnist und Berndeutsch schreibende Spoken-Word-Spezialist aus Basel ist auch Mitgründer und Wortführer der Aktion «Rettet Basel», die eigentlich eine Re-Aktion ist auf die Übernahme der «Basler Zeitung» durch Christoph Blocher. Es sind noch weitere «Basler» an der Produktion beteiligt: so der Regisseur Sebastian Nübling und Slampoet Laurin Buser, der durch die gut zwei Dutzend Nummern der Presse-Schau führt und eigene Texte zum Stück beigetragen hat.

Lob aus Zürich

Es ist also ziemlich viel Basel im Theater der Schweizer Medienstadt Zürich. Die Zürcher Medien stört dies nicht. Sie zeigen sich im Gegenteil sehr angetan vom Projekt.

Im «Tages-Anzeiger» schreibt Alexandra Kedves:

«Die Leidenschaft für die vierte Gewalt lebt. ‹In Formation› hat sich formiert und fetzt bitter-bravourös gegen das Begräbnis an. Und man will sofort zehn Zeitungsabonnements bestellen.»

Als «klug» bezeichnet Daniele Muscionico in der NZZ, das Setting:

«Auf und hinein in einen Theaterabend, der klug gebaut ist, der durch die aktuelle Debatte der Medienkrise rast – Regisseur Sebastian Nübling lässt den Raum geschickt bespielen – und dabei rasend hoffnungslos macht.»

Die Begeisterung für das Stück vermochte aber nicht bis nach Basel durchzudringen.

Tadel aus Basel

In der «bz Basel» kann sich Susanna Petrin nicht so richtig für oder wider das Projekt entscheiden:

«Themenblock um Themenblock wird Textmaterial bewältigt. Manches ist bereits News von gestern – der rasche Medienwandel, das Hauptthema des Stücks, hat auch das Stück streckenweise bereits überholt. Und für ein Theater ist da etwas wenig Dramaturgie. Am schönsten sind Momente, in denen die ungereimten Probleme zu Slampoesie werden.»

Grundsätzlich wenig mit dem Theaterabend anfangen kann Christoph Heim in der «Basler Zeitung» (online nicht verfügbar).

«Das ist unterhaltend und deswegen ein Problem, weil hier eine Tragödie, nämlich der Untergang der gedruckten Presse, als Entertainment aufgebrezelt wird. Das wirkt in seiner Unentschiedenheit belanglos. Die Unterhaltungsshow ist, um es kurz zu machen, einfach das falsche Format für eine Botschaft, der eher das Requiem oder der Toten­tanz gerecht würde.»

Und die TagesWoche? Sie war nicht unter der offenbar grossen Schar an Medienvertretern bei der Premiere und lässt deshalb andere über das Stück urteilen.
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Schauspielhaus Zürich, Box im Schiffbau: «In Formation» von Guy Krneta. Die nächsten Vorstellungen: 19., 21., 27., 30. Dezember und im Januar. Im Anschluss an die meisten Vorstellungen findet jeweils ein Publikumsgespräch mit Journalistinnen und/oder Verlegern statt.

 

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