Gleich zwei Gruppierungen nutzten den Art-Freitag, um an umstrittene Polizeieinsätze der letzten beiden Jahre zu erinnern. Die einen rollten mit einem selbst gebastelten «Panzer» an, die anderen organisierten ein Frisbee-Spiel. Die Polizei blieb im Hintergrund.
Der «Panzer» auf dem Weg zum Messeplatz.
(Bild: Stefan Bohrer)Eine Velo-Eskorte sorgte für die standesgemässe Begleitung.
(Bild: Stefan Bohrer)Der Tramverkehr wurde kurzzeitig beeinträchtigt.
(Bild: Stefan Bohrer)Das Gefährt kommt auf dem Messeplatz an.
(Bild: Stefan Bohrer)Weil der Motor ausgestiegen war, musste der umgebaute Kipplader geschoben werden.
(Bild: Stefan Bohrer)Gross und Klein hatten ihre Freude an dem wehrhaften Mobil.
(Bild: Stefan Bohrer)Ohne Pyro geht auch hier nix.
(Bild: Stefan Bohrer)Der Panzer spuckte schwarzen Rauch.
(Bild: Nils Fisch)Aufmarsch der Frisbee-Spieler.
Legt an!
(Bild: Hans-Joerg Walter)Der Art-Freitag war in den letzten beiden Jahren Anlass für Proteste, Kunstaktionen – vor allem jedoch für unverhältnismässige Polizeieinsätze. In diesem Jahr nutzten gleich zwei Gruppierungen unabhängig voneinander den Messeplatz für Aktionen.
Gegen 200 Aktivisten erinnerten rund um einen selbst gebastelten Panzer an die «Gegen-Favela», eine Party im Jahr 2013, die eine gewaltsame und viel kritisierte Reaktion der Basler Kantonspolizei nach sich gezogen hatte. Der Panzer – ein umfunktionierter Kipplader von der Baustelle – wurde gegen 16.15 Uhr aus einer nahen Liegenschaft auf den Platz vor den Messeturm gerollt. Der betagte Motor verabschiedete sich kurz vor dem Start der Aktion. Trotz Anlaufschwierigkeiten konnte das «Requisit» auf den Messeplatz geschoben werden. Eskortiert von Velofahrern, manche davon mit Gasmasken und Soldatenhelmen, wurde der Panzer dort feierlich erwartet: «I Shot the Sheriff» von Bob Marley dröhnte aus den Boxen und Bier wurde verteilt.
Für einen kurzen Moment «spuckte» der Panzer auch eine schwarze Rauchpulverwolke. Viele der Besammelten trugen schwarze Luftballons mit heftigen Worten an die Adresse der Kunstmesse – in ihren Augen ein «Handlanger der Reichen» – mit sich: «Art Basel stooge of the rich, calls police for censorship». Hinter der Aktion steht keine spezifische Gruppe – der Ort und Zeitpunkt der Aktion sowie der «friedliche Panzer» sollen nach Aussage eines Beteiligten für sich sprechen.
Messe verzichtet auf Anzeige
Die Angelegenheit blieb bis zum Verfassen dieses Artikels fröhlich und friedlich: Kinder erkletterten den Panzer, Art-Besucher stellten sich zum Selfie und viele der Aktivisten und Besucher versammelten sich gemütlich zum Plaudern und Biertrinken rund um das merkwürdige Gefährt. Zeitweise wurden Fackeln angezündet und Einzelne stellten skandierend die Frage «Was ist Kunst?». Da die Messe nach Informationen der TagesWoche anders als 2013 auf eine Anzeige verzichtete, blieb auch die Polizeipräsenz überschaubar.
Unmittelbar daneben übten sich Studenten, Künstler und Passanten im Frisbeespiel unter dem Titel «Dont shoot». Die Aktion der Künstlergruppe «diezelle» war im Vorfeld angekündigt worden und sollte wiederum an die von der Polizei verhinderte Performance des Vorjahres erinnern. In der Angelegenheit führt die Staatsanwaltschaft noch immer eine Strafuntersuchung gegen Verantwortliche des Einsatzes.
Der Kunst-Dozent Enrique Fontanilles von «diezelle» zieht eine positive Bilanz zu diesem spielerischen und friedlich verlaufenden halbstündigen Anlass: «Es ist toll, wie die Leute mitgespielt haben – es war ein wertvoller Moment.» Von der Aktion mit dem Panzer gleich nebenan wusste er nicht, doch habe er geahnt, dass etwas kommen wird.
Video: Jonas Grieder