Funkstille herrschte am Samstag bei FCB-FCZ auf den Frequenzen von Radio Basilisk. Die Mutter der Basler Privatsender verzichtet künftig auf Liveübertragungen bei Abendspielen. Es sind, heisst es bei Basilisk, zu dieser Sendezeit keine guten Einschaltquoten mehr zu erzielen – selbst mit dem FC Basel nicht.
Mancher mag sich verwundert ins Ohr gekniffen, an eine Senderstörung geglaubt und am Frequenzschalter die 107,6 Megaherz nachjustiert haben. Vergeblich. Als der FC Basel am Samstagabend seine rauschende Fussballparty gegen den FC Zürich spielte, war bei Radio Basilisk davon nichts mitzubekommen. Und das wird öfter vorkommen.
Die Geschäftsleitung des Privatsenders um Eigentümer Matthias Hagemann hat beschlossen, dass von Abendspielen nach 20 Uhr nicht mehr live berichtet wird. Das betrifft also auch das nächste Heimspiel am Donnerstag gegen den FC St. Gallen, das um 20.00 Uhr im St.-Jakob-Park angepfiffen wird, und auch die demnächst anstehenden Spiele der Champions League.
Manchem Basilisk-Hörer und FCB-Fan wird so künftig eine liebgewonnene Hörgewohnheit verloren gehen. Die Reaktionen am Samstag, als der Match FCB-FCZ lief, und noch am Tag danach und am Montag ebenso waren dementsprechend. Von rund 50 Meldungen über verschiedene Kanäle berichtet der Privatsender, bei dem seit Gründung 1983 der FC Basel eine wesentliche Rolle spielt.
Die FCB-Fans unter Basilisk-Hörern ahnten nichts
Moritz Conzelmann (Bild: basilisk.ch)
Als nicht geschickt erwies sich, dass Radio Basilisk seinerseits die neue Abstinenz vorab nicht kommuniziert hat. «Das hätte man vielleicht machen sollen», räumt Moritz Conzelmann ein, der seit neun Jahren beim Sender arbeitet und 2012 Programmleiter wurde. Bitter für die enttäuschten Hörer war, dass das erste Spiel ohne Basilisk-Livereportage ausgerechnet der Klassiker der Super League war.
«So tönt s Läbe», lautet der Slogan von Basilisk, und die Begründung für den Serviceabbau klingt auch wie das richtige Leben: Zum einen ist das Budget der Grund für den Entschluss der Geschäftsleitung, auf die Übertragung von Abendspielen des FC Basel zu verzichten. Spielt der FCB in der Champions League, kommen, so Conzelmann, in einer Vollkostenrechnung samt Reisespesen und dem Aufwand für internationale Leitungen rund 150’000 Franken zusammen.
Es sei um die Verteilung der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen gegangen, so der Programmleiter. Mit einer generellen Sparübung habe dies nichts zu tun. Eher mit rückläufigen Hörerzahlen und verändertem Mediennutzungsverhalten.
Zu anderen Anstosszeiten gibt es den FCB weiterhin live
Basilisk wird weiter live vom FCB berichten, sonntags (13.45 und 16.00 Uhr) sowieso, samstags jedoch nur noch bei Liga-Spielen, die um 17.45 Uhr angepfiffen werden. Ab 19 Uhr jedoch, und das wird neben den Kosten als zweites Argument angeführt, geht die Einschaltquote rapide zurück. Nach Angaben von Conzelmann hat Basilisk tagsüber durchschnittlich 20’000 bis 25’000 Hörer pro Stunde. Am Samstagabend sinkt diese Zahl auf noch 3000 bis 6000. Exakte Zahlen bei einem FCB-Spiel werden bei der Erfassung der Hörerzahlen nicht ermittelt.
«Abends lässt sich keine Einschaltquote erzielen – auch mit dem FCB nicht.»
Basilisk-Programmleiter Moritz Conzelmann
Mit dem Entscheid, bei Abendspielen des FCB auf Tauchstation zu gehen, kapituliert Radio Basilisk ausserdem vor einem Trend: Wer beim FCB live dabei sein will, leistet sich eine Jahreskarte, ein Pay-TV-Abonnement oder bekommt – wie an diesem Donnerstag – den FCB im Free-TV live vom SRF ins Haus geliefert.
«Das TV-Angebot ist in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden», sagt Conzelmann, der von 2006 bis 2012 selbst live aus den Stadien für Basilisk über den FCB berichtet hat, «und die Leute informieren sich im Internet über die Spiele.» Vielleicht gar über die TagesWoche und dem mit «RotblauApp.ch» gestrickten Ticker? Conzelmanns Schlussfolgerung lautet jedenfalls: «Abends lässt sich keine Einschaltquote erzielen, auch mit dem FCB nicht. Und das ist ein Phänomen, das nicht nur wir kennen.»
Die Konkurrenz ist auch keine Alternative
Schon vergangene Saison baute Basilisk sein Live-Angebot rund um den FCB ab und berichtet seither nur noch mit einem Reporter aus dem Stadion. «Viel wichtiger geworden ist die Vor- und Nachberichterstattung», so Conzelmann, und wenn am Samstagabend nicht live ins Stadion geschaltet wird, spart man auch noch die Kosten für einen Techniker im Studio am Fischmarkt.
So tönt Basilisk aus dem Stadion – hier 2011 beim Champions-League-Match in Manchester:
Bis vor fünf Jahren durfte sich der Radio-Platzhirsch Basilisk noch das «offizielle FCB-Radio» nennen. Und bezahlte dem Club dafür um die 30’000 Franken jährlich. Dann sicherte sich Radio Basel diesen Titel für ein Mehrfaches des Betrages. Als der Sender in Radio Energy aufging, übernahm der Ringier-Konzern diesen Vertrag zunächst, doch aktuell gibt es keine Medienpartnerschaft mehr zwischen FCB mit einem Radiosender.
Die Konkurrenz ist übrigens auch keine Alternative bei den Abendspielen: Energy handhabt die FCB-Berichterstattung bereits ganz ähnlich und verzichtet abends grösstenteils auf Live-Schaltungen.
Die Reklamationen kommen grösstenteils von älteren Hörern
«Wir sind uns bewusst», sagt Conzelmann, «dass das nicht gerade eine populäre Entscheidung ist.» Der grosse Teil der irritierten Hörer, die sich bei den Radiomachern gemeldet haben, rechnet der Programmchef der älteren Generation zu: «Für eine kleine Gruppe von Hörern sind diese Liveübertragungen sehr wichtig, aber eine grosse Masse spricht man damit nicht mehr an.»
Immerhin: Es soll Ausnahmen geben, und «in Stein gemeisselt» sei der Verzicht auf die Abendspiele auch nicht. Vielleicht ändert sich das schon mit einem attraktiven Spiel in der Champions League. Moritz Conzelmann wird es womöglich nicht mehr in der Funktion als Programmleiter von Basilisk erleben: Er wechselt per Oktober zu Radio SRF 3.
» «Penalty» – die Fussball- und FCB-Sendung von Basilisk, samstags um 13 Uhr