Seit Freitag ist die Liegenschaft am Petersgraben 20 besetzt. Die Eigentümerin Immobilien-Basel-Stadt hat nun Strafanzeige eingereicht.
Ein junger Mann steht vor der grün bemalten Türe am Petersgraben 20 und blickt um sich. «Hier ist es schön. Hier bleiben wir!», und «Eure Kinder werden sowie wir besetzen!», steht mit bunter Schrift auf den Transparenten. Viel mehr zu sehen gibt es für den neugierigen Passanten nicht. Die Bewohner am Petersgraben 20 haben sich verschanzt, die Storen zugeklappt. Nur das Licht im ersten Stock deutet darauf hin, dass das Gebäude, ein ehemaliges Studentenwohnheim, derzeit bewohnt wird.
Seit Freitag ist die Liegenschaft in Beschlag der ehemaligen Besetzer des vor kurzem geräumten Allschwilerweihers. Auch dieses Mal ist Immobilien Basel-Stadt Besitzerin des Gebäudes. Die staatliche Immobilienverwaltung will dort ab August 2013 Wohnungen bauen. «Das Haus am Petersgraben 20 ist eine hübsche Abwechslung vom Landleben in Allschwil», schreiben die Besetzer auf ihrer Website und bezeichnen Immobilien Basel-Stadt als «Profitgeier». Die Besetzer dagegen würden sich «noch immer ein Leben (möglichst) frei der Bürden Hierarchie und Konkurrenz» wünschen». «Deswegen wollen wir Sexismus, Rassismus und Homophobie an diesem Ort genauso wenig dulden wie Kommerz», heisst es weiter.
«Von den Wandmalereien begeistert»
Die Besetzer scheinen sich am Petersgraben 20 eingerichtet zu haben. Vor dem Hauseingang steht eine Sitzbank, ein Kerzenständer, ein Aschenbecher – auch eine Feuerstelle ist vorhanden. Den Dialog suchen sie nur mit der Nachbarschaft. Am Sonntag luden sie zu einem Brunch ein, um über «eure und unsere Bedürfnisse im Quartier» zu reden. So wünschen sie sich «selbstverwaltete Räume (Velo Holz- und Metallwerkstätte), gemeinschaftliches Zusammenleben der Vereinzelung zum Trotz, Ateliers, und einen Gemeinschaftsgarten auf dem Dach».
Für Immobilien Basel-Stadt kommt dies allerdings nicht in Frage. Gemäss ihrer Mitteilung (siehe Hintergrund zum Artikel) ist der Aufenthalt in der Liegenschaft, die sich in der Schutzzone befindet, gefährlich und die Sicherheit nicht gewährleistet. Zudem habe die Denkmalpflege archäologische und denkmalpflegerische Untersuchungen durchgeführt – dabei seien hochwertige Kunstwerke gefunden worden, die durch die Besetzung gefährdet seien. Die Besetzer ihrerseits schreiben dazu: «Wir haben die Wandmalereien entdeckt und sind natürlich hellauf begeistert. Nie käme es uns in den Sinn, diese Kunstwerke zu zerstören. Wir sind auch nicht diejenigen, die einen über hundert Jahre alten, wunderschönen Schiessstand abgerissen haben.»
Wie Sprecherin Barbara Neidhart sagt, hat Immobilien Basel-Stadt am Montag Strafantrag gestellt. Eine Räumung des Gebäudes durch die Polizei ist somit nur noch eine Frage der Zeit. Das Gespräch mit den Besetzern will die staatliche Liegenschaftsverwaltung dennoch suchen, allerdings nur um über den Strafantrag zu informieren – am Entscheid zu rütteln, gibt es nichts. «Wir haben schon bei der Besetzung des Allschwilerweihers verschiedene Gespräche geführt. Die Positionen sind eigentlich klar», sagt Neidhart. Auf die Frage, ob Immobilien Basel-Stadt von der Besetzung überrascht sei, sagt sie: «Eine Besetzung ist natürlich immer unerfreulich.»