Mit der Eröffnung der Marina-Bar am Klybeckquai beginnt die Zwischennutzung am Hafen. Doch längst nicht alle sind zufrieden mit der Ausgestaltung des Projekts. Am Rand der Brache entsteht – ohne Absprache – ein Nomadengarten.
Der Anfang ist gemacht: Nach dem Ende des NT-Areals ist am Rand Basels eine neue Zwischennutzung aufgegangen. Ausgerechnet am Abend des grossen Basler 1. August-Feuerwerks sperrte auf der früheren Esso-Parzelle am Klybeckquai die Marina ihren zur Bar umfunktionierten Bauwagen auf, um Currywurst zu verkaufen – und Bier für 4.50 Franken die Stange. Die Marina ist bis auf weiteres das Herz der Klybeck-Zwischennutzung, die letzten Herbst ambitioniert aufgegleist worden war.
Das Programm des Premierenabends: Auf einem rostigen Container, den der Verein Neubasel in den kommenden Wochen für Workshops nutzen will, schrummten Sweet N’Tender Hooligans ein Eröffnungsständchen. Grillkessel wurden in Betrieb genommen, eine Mini-Minigolf Anlage angelegt, Weinflaschen wanderten in kleinen Runden umher und auf einem Kleinbagger sass der Basler Skater Oli Bürgin, der mit Konsorten eine Skateboardanlage in die Brache betoniert.
300 kamen zur Eröffnung
Rund 300 Besucher verschafften sich einen Eindruck, ob am Klybeckquai die Basler Freiraumaktivisten ihren Platz finden würden. Beurteilen lässt sich das noch nicht, zahlreiche Projekte können erst in den nächsten Jahren starten. Zuletzt hatte sich herausgestellt, dass der Grossteil des von der Hafenverwaltung zugeteilten Areals noch nicht bezugsbereit ist. Erst stehen gröbere Abbrucharbeiten an.
Für die Spätkommenden, die in einem aufwendigen Wettbewerb erkoren worden waren, ist die Perspektive nicht besonders attraktiv. 2015 soll schon wieder Schluss sein mit der Zwischennutzung, die dann neuem Wohnraum Platz machen muss.
Viele zufriedene Gesichter
Das Fazit der Projektvordenker fällt allen Verzögerungen zum Trotz positiv aus. NT-Pionier Philippe Cabane, der den Projektaufruf im Auftrag des Kantons und des Hafens konzipiert und moderiert hat, befand, es würde Gutes entstehen, ein neues NT, nur mit anderen Inhalten: «Es sind die richtigen Leute, die hier zusammenarbeiten. Es ist richtig, dass es langsam anfängt und es so Raum gibt für neue Entwicklungen.»
Fabian Müller, Sprecher der IG Klybeckquai, sagte: «Verzögerungen gehören dazu, wenn so viele unterschiedliche Partner zusammenarbeiten.» Sämtliche involvierte Kreise – Kanton, Hafenverwaltung, aber auch die Projektbetreiber – seien sehr zufrieden mit der Premiere.
Sichtbar zufrieden war schliesslich auch Willi Moch. Der Basler Landschaftsgärtner sollte nach den ursprünglichen Plänen einen Nutzgarten im Zentrum der Zwischennutzung betreiben, zudem war ihm eine Stelle auf dem Areal in Aussicht gestellt worden. Beides blieb ein Versprechen. Nach mehrmaligem Nachhaken beschied man ihm, dass er allenfalls 2014 in die Gummistiefel steigen kann. Moch liess sich nicht abschütteln: An der Eröffnung tauchte er wieder auf mit Pflanzsäcken im Gepäck und 40 Sympathisanten im Gefolge, vorwiegend aus dem linksautonomen Spektrum. Sie feierten ohne Absprache den Start des Basler Nomadengartens.
«Was ist daran alternativ?»
«Wir wurden ignoriert und enttäuscht», klagt Moch. Er sieht sich auch getäuscht über die Form der Zwischennutzung: «Was ist daran alternative Kultur? Es geht doch wieder nur um Konsum und die Verwirklichung von Einzelinteressen.» Er will solange bleiben, wie eine Wirkung seines Projekts spürbar ist und dann allenfalls weiterziehen. Zwischennutzungs-Fachmann Cabane hat Freude am Nomadengarten: «Das ist super, solche konstruktiven Querschläger braucht es.»
Kaum ist der Klybeckquai ein Stück öffentlicher Raum geworden, zeigt sich, dass im weiten Hafenpanorama grundsätzliche Auseinandersetzungen Platz finden könnten. Über die Vorstellung von Freiraum und die Bedingungen unabhängiger Kultur – keine schlechte Vorzeichen für die nächsten Jahre.