Reisen durch die eigene Chronik

Wer sich nicht allzu fest um seine Sicherheitseinstellungen beim Internetkonsum kümmert, kann sein Dasein als gläserner Mensch für Zeitreisen verwenden.

Das Resultat meine ersten protokollierten Suche auf Google: «Panda Gerippe».

Wer sich nicht allzu fest um seine Sicherheitseinstellungen beim Internetkonsum kümmert, kann sein Dasein als gläserner Mensch für Zeitreisen verwenden.

Wer seine Agenden nach Gebrauch nicht wegwirft, kennt das: Man blättert durch die Jahre und taucht in seine Biografie ein. Erinnerungen werden wach an längst vergangene Verabredungen, Anlässe und Sitzungen. Als Erinnerungsstütze haben mir Agenden immer wieder wertvolle Dienste geleistet.

In meiner Sammlung klaffen allerdings Löcher: Das Jahr 2002 fehlt, da experimentierte ich mit einem Palm, um meine Termine zu organisieren (ein elektronisches Notizgerät mit Eingabestift, das Handschrift lesen und in Zeichen übersetzen konnte). Nach dem Ableben des Gerätes und dem digitalen Verlust einer Sicherungskopie der Kalenderdaten existiert das Jahr nicht mehr.

Das Jahr 2007 steht im Zeichen meines ersten Smartphones, mit dem ich mein Leben in der Cloud aufgenommen habe. Ein Fehler beim Bedienen des Smartphones hat auch dieses Jahr vernichtet. 2008 entschied ich mich für eine hybride Lösung, mache seitdem alles doppelt und kann die papierene Agenda auch als Notizheft, Quittungssammlung und Einzahlungsscheinhalter verwenden.

Ruinen vergangener Tage

Aber unbestritten ist: Eine elektrische Agenda hat ihre Vorteile. Das Umherschieben von Terminen ist viel einfacher, gemailte Termineinladungen werden automatisch in der Agenda angezeigt. Und Zeitreisen gehen per Knopfdruck.

Reisen Sie einmal durch Ihre digitale Agenda im Zeitstrom zurück, vielleicht schaffen Sie ein paar Jahre, in diesem Fall sind Sie digital gut organisiert. Die meisten Zeitgenossen finden nur Ruinen vergangener Tage. Bei einer Neuanschaffung des Computers oder des Smartphones wurde vergessen, die Daten zu zügeln, oder man hat den Dienst in der Cloud gewechselt, oder das veraltete Datenformat lässt sich nicht mehr anzeigen.

Nicht nur durch die Termine zu surfen kann Vergnügen bereiten, auch die Chronik der Goolgesuche birgt so manche Überraschung. Wenn Sie schon länger auf dem Internet unterwegs sind, haben Sie über die Jahre Tausende von Websites oder ein Mehrfaches davon konsumiert. Erinnern können Sie sich nur an einen Bruchteil dessen, was Sie vor Jahren einmal gesucht und gefunden haben. Das ist auch gar nicht so schlimm. Stöbern Sie in Ihrer Chronik!

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Meine erste protokollierte Suche war am 28. April 2006, und zwar nach «Panda Gerippe». Der Grund für diese Recherche ist mir heute schleierhaft. Vielleicht wollte ich nachprüfen, ob Pandas wirklich mehr als fünf Finger haben (auch bekannt als Vielfingerigkeit oder Polydaktylie).

Anyway, es ist aufschlussreich, was da alles in einem Verlauf gespeichert ist. Das NSA-Spielen in der eigenen Big Data bringt aber auch schwierige Zeiten zutage.
25. Juni 2009: Gesucht nach «Beziehung retten» (www.expartner-zurueck.de) oder «SEO: Die 5 grössten Fehler, die Sie vermeiden müssen (Gratis-Report)».

Aber auch das: Gesucht am 22. Juni 2012 nach «speed cooking». Da geht es nicht um ein schnelles Rezept, sondern mehr um die Kochtechnik, Tiere so schnell zu verarbeiten, dass sie auf dem Teller noch leben. Igitt!

Wer seine Googlechronik nicht aufzeichnen möchte findet hier eine Anleitung, wie er seine Einstellungen verändern kann. Ob das hilft, seine kleinen und grossen Verbrechen vor den Geheimdiensten zu verbergen, steht auf einem anderen Blatt.

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