Renten: Es geht auch ohne Generationen-Krieg

Wer schon Rentner ist, fährt, wie der nebenstehende Beitrag zeigt, besser als der noch Erwerbstätige. Das ist so, jedenfalls heute. Daraus zu schlies­sen, nun müsse ein Generationenkrieg ausgerufen werden, wäre aber völlig verfehlt. Die berufliche Vorsorge ist, wie jedes Sozialwerk, eine Veranstaltung der ­Solidarität. Die gesunden Jungen zahlen ihre Krankenkassenprämien auch für die kranken Alten; […]

Wer schon Rentner ist, fährt, wie der nebenstehende Beitrag zeigt, besser als der noch Erwerbstätige. Das ist so, jedenfalls heute. Daraus zu schlies­sen, nun müsse ein Generationenkrieg ausgerufen werden, wäre aber völlig verfehlt. Die berufliche Vorsorge ist, wie jedes Sozialwerk, eine Veranstaltung der ­Solidarität. Die gesunden Jungen zahlen ihre Krankenkassenprämien auch für die kranken Alten; wer arbeiten kann und eine Stelle hat, zahlt seine Beiträge für die Arbeits­losen, für die Behinderten und für die AHV-Rentner. Wer keine Kinder hat, zahlt seine Steuern auch für die Schulen der Kinder der anderen; er zahlt für den Strassenbau, wenn er nicht Auto fährt – und für Gripen-Jets, auch wenn er diese völlig überflüssig findet.

Wenn durch äussere Umstände Ungleichgewichte in der Belastung entstehen, dann muss man diese bereinigen. Aber nicht, indem man linear die Renten kürzt – weder direkt bei den Rentnern noch zeitverschoben bei den Erwerbstätigen, indem man diese länger arbeiten lässt. Das ist Unsinn.

Kurzfristig auftretende Schwierigkeiten mit punktuellen, aber langfristig wirkenden Massnahmen zu bekämpfen, schafft nur neue Probleme – im Falle der Pensionskassen etwa bei der Sozialhilfe oder bei der Finanzierung von Spitex und Pflege­heimen. Angesagt wäre vielmehr eine Rückbesinnung auf die Grundwerte der sozialen Marktwirtschaft, in der neben der ­«Liberté», der Freiheit, eben auch die «Egalité» und die «Fraternité» eine Rolle spielen, die Gleichheit und die Brüderlichkeit. Es gilt, das Ganze im Auge zu behalten – neben den Pensions­kassen also auch die AHV, die IV, die Sozialhilfe –, denn diese Einrichtungen hän­gen zusammen, auch wenn sie juristisch getrennt sind.

Und es gilt, sich vor in Stein gemeis­selten Lösungen zu hüten; man kann nicht heute beschliessen, was in 40 Jahren noch wahr sein soll. Vernünftige Lösungen sind flexibel, sie können auch einmal ohne Schaden widerrufen werden. Um die zu finden, ist aber vor allem eines vonnöten: Gelassenheit.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09/12/11

Nächster Artikel