Riehen ist hipper als das Matthäusquartier

Das Matthäusquartier gilt mit seinen szenigen Beizen, den Alleen und Altbauwohnungen als Trendviertel Basels. Nun zeigt eine Analyse des Kantons: Die Leute kehren dem Matthäus den Rücken und strömen nach Riehen.

Stehen sich die Füsse platt, um nach Riehen zu kommen: Baslerinnen und Basler ziehts in die Agglo.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Matthäusquartier gilt mit seinen szenigen Beizen, den Alleen und Altbauten als Trendviertel Basels. Nun zeigt eine Analyse des Kantons: Die Leute kehren dem Matthäus den Rücken und strömen nach Riehen.

Warum das Matthäusquartier populärer sein muss als die Basler Landgemeinde Riehen, ist offensichtlich: wunderschön sanierte Altbauwohnungen, Quartierinitiativen wie der Wochenmarkt, nischige Beizen und Bars und nicht zuletzt die Nähe zum Rhein findet sich nur im Kleinbasler Matthäusquartier. In Riehen dagegen: Agglo-Mief, bürgerlich-biedere Türmattenromantik, konservative Denke, SVP-Hochburg. 

Wenn oft von urbaner Qualität gesprochen wird, die eine Stadt erst spannend und anziehend macht, dann ist vieles davon im Matthäusquartier erfüllt. Und doch verliessen die Bewohner im vergangenen Jahr das Matthäus in Scharen und siedelten nach Riehen über. Zu diesem Befund kommt die Wanderungsanalyse des Statistischen Amtes

Auch das Gundeli verliert

Über 300 Einwohner verlor das Trendquartier um Feldberg- und Klybeckstrasse 2016 an andere Basler Quartiere. Riehen dagegen ist im innerbaslerischen Wettbewerb der grosse Sieger und lockte 400 neue Einwohner aus dem Kanton an. Weiterer Verlierer ist das Gundeli, das ebenfalls 300 Einwohner an andere Stadtteile verliert – ausgerechnet das Gundeli, das seit Jahren eine vermeintliche Aufwertung erfährt.

Innerkantonale Wanderungsanalyse: In welche Quartiere die Baslerinnen und Basler umziehen. (Quelle: Statistische Amt BS)

Viel Freude an den Zahlen und eine Erklärung für das Phänomen hat Hansjörg Wilde, parteiloser Gemeindepräsident in Riehen: 

«Riehen konnte sich in den letzten Jahren ein sehr gutes Image als familienfreundliche Gemeinde erarbeiten. Die sehr guten Freizeitangebote und die Schulautonomie in der Primarstufe sowie den durch die Gemeinde geförderten genossenschaftlichen Wohnungsbau stellen eine Alternative für bestimmte Bevölkerungsgruppen zu den städtischen Quartieren dar.»

Der Basler Stadtentwickler Roland Frank erklärt die Dynamik mit enttäuschten Erwartungen:

«Aufgrund des grossen Wohnungsangebotes sind das Gundeli und Matthäus beliebt als Erstankunftsorte, sprich Zuzugsorte von ausserhalb, dies hat sich in der Wanderungsanalyse von 2016 gezeigt. Nach einer gewissen Zeit ziehen viele weiter in andere Quartiere, die mehrheitlich einen etwas ruhigeren und grüneren Charakter haben.»

Die Zahlen stützen Franks Einschätzung: Alles in allem ziehen mehr Menschen pro Jahr ins Matthäusquartier als daraus weg. Im Matthäus wohnten Ende Februar knapp 16’000 Personen, in Riehen sind es mittlerweile fast 21’000. Der ganze Kanton ist mit 198’290 Einwohnern nur noch knapp von der magischen Grenze von 200’000 Einwohnern entfernt.

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Viele weitere spannende Zahlen und Grafiken zur Bevölkerungsentwicklung finden sich beim Statistischen Amt.

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