Roche: Die Erbauer feiern ihren Turm als städtebauliches Vorzeigebeispiel

Stadtgespräch ist das mit Abstand höchste Gebäude der Schweiz schon lange. Am Freitag weihte die Roche ihren neuen Bau 1 in Anwesenheit von viel Politprominenz offiziell ein.

Von oben herab wirkt die Stadt Basel auffällig klein.

(Bild: Dominique Spirgi)

Stadtgespräch ist das mit Abstand höchste Gebäude der Schweiz schon lange. Am Freitag weihte die Roche ihren neuen Bau 1 in Anwesenheit von viel Politprominenz offiziell ein.

Von aussen, also von unten nach oben betrachtet, wirkt der neue Bau 1 von Roche ja schon sehr hoch – kein Wunder, handelt es sich doch um das mit Abstand höchste Gebäude der Schweiz. Der Blick von oben nach unten lässt den Roche-Turm noch viel höher wirken. Von der Terrasse der «Topfloor-Cafeteria» im 38. Stockwerk aus präsentiert sich die Stadt wie eine Modelleisenbahn-Landschaft. Und als eigentlich recht kleine Stadt, denn der Blick reicht weit über die relativ engen Grenzen hinaus.

Rund 2000 Arbeitsplätze befinden sich im neuen, 178 Meter hohen Bürohochhaus, das eigentlich 41 Stockwerke hat (die obersten drei sind mit Einrichtungen für Technik und Logistik besetzt). 550 Millionen Franken hat der Bau gekostet. Auf der Baustelle waren im Durchschnitt 550 Arbeiter anwesend, die alles in allem 2,5 Millionen Arbeitsstunden geleistet haben. Rund 10’000 Lampen sorgen für Licht, und zwölf Lifte befördern die Mitarbeiter in einer Geschwindigkeit von rasanten 6 Metern pro Sekunde an ihren Arbeitsplatz.

Startschuss für weitere Ausbauschritte



Die Baunadel sterbt zu den Wolken: der neue Bau 1 von Roche

Die Baunadel strebt zu den Wolken: der neue Bau 1 von Roche (Bild: Dominique Spirgi)

Das sind nur ein paar wenige Zahlen, die zeigen, dass der Roche-Turm ein Bau der Superlative ist. Und nur der Anfang einer Entwicklung, die weitere Superlativen nach sich ziehen wird, wie CEO Severin Schwan an der Medienbegehung am Eröffungstag sagte: «Die Eröffnung des Baus 1 ist kein Abschluss, sondern Startpunkt für alles, was jetzt folgen wird. Eigentlich geht es jetzt erst wirklich los.»

Das neue Hochhaus wird bekanntlich nicht alleine stehen, sondern bis 2021 noch zwei hohe Nachbarbauten bekommen. Einer davon wird den heutigen Bau mit einer Höhe 205 Metern sogar noch deutlich überragen. «Das Gesamtbild wird noch besser werden, wenn weitere Gebäude mit abgestuften Höhen dazukommen», sagte Schwan.

Ein Zeichen für die Stadtentwicklung des 21. Jahrhunderts

Zunächst aber ist das Hochhaus ein Solitär, der auch Kritik auslöst. Architekt Jacques Herzog äusserte Verständnis dafür, dass ein Gebäude, das im Vergleich mit der restlichen Stadt und auch der restlichen Schweiz eine solche «Überhöhe» aufweise, Widerspruch hervorrufe. «Die Verdichtung auf dem engen Roche-Areal hat aber Modellcharakter für die Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert», sagte Herzog.

Und er gab sich überzeugt, dass die meisten Menschen sich von den städtebaulichen Gewohnheiten werden lösen können und diese Entwicklung annehmen werden. Er verglich diese aktuelle Entwicklung mit der im Mittelalter, als die Klöster mit stattlichen Steinbauten das von Holzbauten geprägte Bild der Stadt an bestimmten Orten ebenfalls massgeblich zu verändern begannen.

Fundamentalkritikern, wie dem in diesem Zusammenhang oft zitierten einstigen Basler Kantonsarchitekten Carl Fingerhuth, warf Herzog ein «eingefrorenes Bild der Stadt» vor. «Eine Stadt muss neue Brennpunkte schaffen können», sagte er.

Sinnvolle Verdichtung

Auch Severin Schwan hob hervor, dass es städtebaulich sinnvoll sei, die Industriezonen zu verdichten und sich nicht wie amerikanische Firmen in einem geschlossenen Campus auszubreiten. «Unser Areal ist begrenzt, wir haben gar keine andere Möglichkeit, als in die Höhe zu bauen», sagte er. Und er betonte den Umstand, dass das Roche-Areal letztlich Teil der Stadt bleiben werde – die Grenzacherstrasse, die mitten durchs Gelände führt, bleibt öffentliche Strasse, dazu wurden die Absperrzäune zum Gelände hin nach hinten versetzt. «Wir wollen keine Insel sein, die sich von Stadt abschottet», sagte er.

Den Bau selber beschrieb er als «elegant». «Er setzt die von Otto R. Salvisberg begründete Architektursprache fort und fügt sich auf eine sehr evolutionäre Weise sehr gut in das Gesamtareal ein.» Und die Kritiker erinnerte er daran, dass im Bauhausstil errichtete Verwaltungsgebäude von Salvisberg zur Zeit seiner Fertigstellung 1936 auf harsche Kritik gestossen war, heute aber als Vorzeigebau der Moderne gelte.

Beeindruckendes Innenleben

Die öffentliche Diskussion wird sich auch in Zukunft zum Grossteil auf das äussere Erscheinungsbild beschränken, denn ein Blick ins Innere wird nur bei organisierten Führungen möglich sein, die jetzt bereits für lange Zeit ausgebucht seien, wie Severin Schwan sagte. Das ist für einen Bürobau, der ja in erster Linie funktionieren muss, verständlich, aber auch bedauerlich. Denn alleine der Blick vom 38. Stockwerk hinunter auf die kleine Stadt Basel wäre eine Reise wert.



In der Vertikale geöffnet: die Begegnungszentren im Bürokomplex

In der Vertikale geöffnet: die Begegnungszentren im Bürokomplex (Bild: Dominique Spirgi)

Und nicht nur das beeindruckt. Das Spezielle am Bau 1 ist, dass es die Architekten geschafft haben, das Hochhaus nicht nur als Stapelung von Stockwerken zu konzipieren, sondern es auch in der Vertikale aufzubrechen. An verschiedenen Stellen schufen sie grosszügige Begegnungszonen mit Aufenthaltsräumen und Sitzungszimmern, die sich mit grosszügigen Treppenverbindungen über zwei oder gar drei Stockwerke ziehen.

Auffällig an den Treppenverbindungen ist der Bezug zur Architektursprache von Otto R. Salvisberg, dessen elegant geschwungene Treppen längst als Ikonen der neuen Sachlichkeit gelten. Aussergewöhnlich an einem Bürobau dieser Höhe ist auch, dass er über die gesamte Höhe auch Aussenbereiche bietet, Terrassen, die den Mitarbeitern auch mal die Möglichkeit eröffnen, ohne das Gebäude zu verlassen, frische Luft zu schnuppern.

Feierliche Eröffnung



Prominente Eröffnungsmannschaft mit Standortchef Jürg Erismann, Bundesrat Alain Berset, Verwaltungsratspräsident Christoph Franz, den Verwaltungsräten und Vertretern der Besitzerfamilien André Hoffmann und Andreas Oeri, CEO Severin Schwan und Architekt Pierre de Meuron

Prominente Eröffnungsmannschaft mit Standortchef Jürg Erismann, Bundesrat Alain Berset, Verwaltungsratspräsident Christoph Franz, den Verwaltungsräten und Vertretern der Besitzerfamilien André Hoffmann und Andreas Oeri, CEO Severin Schwan und Architekt Pierre de Meuron (Bild: Dominique Spirgi)

Der offizielle Teil der Eröffnung spülte dann viel Politprominenz auf den Vorplatz des neuen Hochhauses. Allen voran Bundesrat Alain Berset, der die Roche-Spitze mit der Aussage erfreute, dass er nicht jeden Tag so angenehme Einladungen erhalte. Anwesend waren auch der gesamte Basler Regierungsrat und viele Wirtschaftsvertreter, die sich den grossen Tag bei diesem grossen Gebäude nicht entgehen liessen. 

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