Der Erlen-Verein will die Hirsche im Schwarzpark nicht mehr länger pflegen und erschiessen. Protestierende Anwohner und Tierschützer gehen dem Verein auf die Nerven. Nun denkt man laut darüber nach, die Hirsche durch Schafe zu ersetzen.
Edwin Tschopp, Geschäftsführer des Erlen-Vereins, mag nicht mehr. Er und seine Mitarbeiter haben die Nase voll. Voll von all diesen Tierfreunden und ihre Moralpredigten. Seit sechs Jahren pflegt der Erlen-Verein im Auftrag des Kantons die rund 25 Damhirsche im Schwarzpark.
Dazu gehört auch, dass die Pfleger des Tierparks Lange Erlen jeden Winter den zu gross gewordenen Hirschbestand «regulieren» müssen. Überzählige Tiere, meist Männchen, werden erschossen. Ansonsten drohen Krankheiten, Inzucht und eine Überweidung des Geländes. Doch jedes Mal gibt es im Schwarzpark einen Aufstand von empörten Anwohnern und Tierschützern. Garantiert wird das auch in wenigen Wochen der Fall sein, wenn wieder sechs Hirsche erlegt werden müssen.
«Die Leute verstehen einfach nicht, dass wir keine andere Wahl haben. Wir werden immer angepöbelt», sagt Tschopp. Dabei hätten es die Wildtiere «so schön» dort und man halte das Tierschutzgesetz beim Erschiessen vollumfänglich ein («noch nie ist es zu Komplikationen gekommen»). Der Erlen-Verein kann dies nicht länger hinnehmen und will nun gemäss Informationen der TagesWoche die Hirsche nicht mehr pflegen. «Die ewigen Diskussionen sind mühsam und schaden unserem Image. Wir können das Gejammer nicht mehr hören und haben deshalb das Gespräch mit der Stadtgärtnerei gesucht», bestätigt Tschopp.
Der Entscheid hört sich definitiv an. Fast zumindest: «Es sei denn, wir kommen mit den Anwohnern plötzlich zu einer vernünftigen Lösung», sagt Tschopp. Er bringt aber noch eine andere Option ins Spiel. Eine Option, die das Ende der Hirsche bedeuten würde: Schafe. Diese müssten zwar bei der Bestandesregulierung ebenfalls getötet werden – aber im Schlachthaus statt auf der Wiese.
Zunehmend schwierig, Hirsche zu halten
Dass Edwin Tschopp die Verantwortung abgeben will, kann Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei, nachvollziehen: «Die negativen Begleiterscheinungen einer Hirschhaltung rücken den Erlen-Verein zunehmend in ein schlechtes Licht. Das wollen wir nicht.» Man suche nun Leute oder Institutionen, die die Hirsche pflegen könnten. Denn der Stadtgärtnerei fehle das nötige Know-how dafür. Vorstellig wurde sie bereits beim Basler Zoo – allerdings winkte dieser ab.
Obwohl Trueb derzeit Ersatzpfleger für die Hirsche sucht, denkt auch er laut über Schafe nach. «Das wäre eine wertvolle Option. Wir müssen vernünftig sein: Es ist zunehmend schwierig, an einem solchen Ort Wildtiere zu halten.» Wie gut die Idee im Quartier ankommen wird, sei eine andere Frage. Klar ist momentant einzig: Bis in sechs Monaten muss eine Lösung her, dann läuft laut Trueb der Hirschhaltungs-Vertrag mit dem Erlen-Verein aus.
Diese Idee dürfte umstritten sein. Die Hirsche leben seit eh und je im Schwarzpark. Im Jahr 1996 gelangte der Park (einst in Besitz der Familie Schwarz und grösser als der Schützenmattpark) in staatlichen Besitz. Ein Hirschgehege gab es bereits zu Zeiten der Familie Schwarz im Park. Beata Wackernagel, Co-Präsidentin des Neutralen Quartiervereins St. Alban-Gellert meint: «Ich persönlich hänge nicht an den Hirschen. Aber ich kenne einige Leute im Quartier, die das tun.» Der Neutrale Quartierverein Breite-Lehenmatt war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.