Schampus auf dem Campus

Ohne Studenten, dafür mit exklusiven Gästen und hochwertigen Häppchen wurde gestern offiziell der Campus Dreispitz übernommen.

Gediegene Atmosphäre: Am Donnerstag eröffnete auf dem Dreispitz der Campus der FHNW. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Ohne Studenten, dafür mit exklusiven Gästen und hochwertigen Häppchen wurde am Donnerstag offiziell der Campus Dreispitz übernommen.

Die Eröffnung des neuen Campus auf dem Dreispitz begann mit einer Abwesenheit. Der Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels sei leider verhindert, meinte Eva Wannenmacher, die in gewagtem pinkfarbenen Kleid durch die Ansprachen führte. «Es hat einen Unfall gegeben.» Dann räusperte sie sich. «Aha, nein, ein Spitalaufenthalt. Der Unfall kommt später.»

Eine gute Taktik: Die eingeladenen Gäste blickten von ihren Smartphones auf und die Campus-Einweihung konnte mit der nötigen Aufmerksamkeit in Angriff genommen werden.

Nachdem bereits Anfang September die Hochschule für Gestaltung und Kunst mit einer Diplomausstellung und einem Preview ihre Tore öffnete, wurden gestern das umgebaute ehemalige Zollfreilager und das neu gebaute Hochhaus von offizieller Seite her eingeweiht. 

Die Studierenden fehlten  

Der Veranstaltung beiwohnen durfte nur, wer eine Einladung vorweisen konnte. Entsprechend exklusiv sah später auch die neue Aula aus, in der die Eröffnungsreden gehalten wurde: Jeder, der mitmischt in der Basler Kultur, war vor Ort. Studenten suchte man im Saal vergebens.

Kurz nach der Unfall-Bekundung Wannenmachers betrat Regierungsrat Christoph Eymann die Bühne. Er sprach von einem «wunderschönen Tag für die Bildungspolitik» und bedauerte die Abwesenheit Wessels‘, aber verriet den Namen des Verunfallten nicht.

Die Auflösung brachte schliesslich der Leiter des Hochbauamts, Thomas Blanckarts: Es handle sich um den Kantonsbaumeister Basel-Stadt, Fritz Schumacher, der sich vor einiger Zeit bei einem schweren Unfall den Fuss und mehrere Rippen gebrochen hätte. Er müsse jetzt doch noch sein persönliches Befinden zu diesem Thema kundtun, meinte Blanckarts mitfühlend und erklärte, wie Schumacher es nicht verdient hätte, an diesem Tag nicht da zu sein. 

Geheimnis gelüftet, Konzentration dahin

Als das Geheimnis um den Unfall gelüftet war, liess auch die Konzentration der Anwesenden mit jeder weiteren Ansprache nach (auf Blanckarts folgten Beat von Wartburg, Direktor der Christoph Merian Stiftung, ein inbrünstig gestikulierender Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident FHNW, Kirsten Langkilde, Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst, sowie Festredner Bernd Scherer, Intendant des Haus der Kulturen der Welt in Berlin). Da half es auch nicht, dass Langkilde in ihrer Rede noch einmal ihr Bedauern darüber betonte, dass Schumacher nicht «unter uns» weilen könne.

Und obwohl letztere Aussage der Veranstaltung einen informellen Hauch verlieh, verfestigte er in erster Linie dessen Exklusivität. Die oberen Hundert der Basler Kulturwelt versammelten sich zum feierlichen Band-Zerschneiden (welches übrigens aus demselben Material bestand wie die Eintrittsbänder, die jeder Geladene angeschnürt bekam) des Campus Dreispitz.

Hochkarätige Häppchen

An der exklusiven Atmosphäre änderten auch die bodenständigen Intermezzi des Blashornquartetts Hornroh und des Jodlerclubs Nordwestschweiz nichts, die an den Seiten der Tribüne die Campus-Fahne schwangen.

Nach der Übernahme wurde einen Stock weiter unten Bramata mit Geschnetzeltem und Leckerli-Mousse gereicht, dazu führten Models Kreationen des Institut Mode-Design vor. Für den Rest des Abends war noch ein kulturelles Rahmenprogramm geplant, das in Zusammenarbeit mit den Studierenden organisiert wurde.

Trotz oder gerade wegen dieses vornehmen Starts auf dem Dreispitz dachte man unweigerlich an die Worte Bernd Scherers in der Festrede, in der er sich auf Mary Shelleys «Frankenstein» bezog, der trotz seiner Funktionalität und obwohl er von Menschenhand geschaffen wurde, aus der Welt der Menschen ausgegerenzt wurde. Und blieb mit der Hoffnung, der Campus möge sich seine Aufforderung auf die neue Fahne schreiben: «Beginnen wir, uns um unsere Monster zu kümmern, bevor diese sich um uns kümmern.»

Nächster Artikel