Schlagzeugzwerge und Rentierorchester

Erstmals veranstaltet das Sinfonieorchester Basel ein Weihnachtsfamilienkonzert. Dass dies ein voller Erfolg ist, liegt nicht nur an den beteiligten Star-Sängerinnen Nuria Rial und Vesselina Kasarova. Heute Sonntag um 11 Uhr kann man sich im Theater Basel davon überzeugen.

(Bild: Jean-François Taillard)

Erstmals veranstaltete das Sinfonieorchester Basel ein Weihnachtsfamilienkonzert. Dass dies ein voller Erfolg wurde, lag nicht nur an den beteiligten Star-Sängerinnen Nuria Rial und Vesselina Kasarova.

Es herrscht Aufbruchsstimmung beim Sinfonieorchester Basel. 2012 löste sich der Klangkörper aus den Fesseln des privaten Konzertveranstalters AMG (Allgemeine Musikgesellschaft Basel), um unter eigenem Namen und in Eigenregie Konzertanlässe anbieten zu können. Seither sprudelt es nur so vor Ideen, um mit experimentellen Formaten neue Publikumsschichten zu erschliessen. In der Kuppel werden «Cube Sessions» veranstaltet, bei denen zwischen Feierabenddrink und DJ-Bässen avantgardistische Klassik zu hören ist; die Papiermühle etabliert sich als Ort der Begegnung zwischen zeitgenössischer Kammermusik und Literatur; im Festsaal des Stadtcasinos sind ungezwungene Cocktailkonzerte und bunte Konzertinszenierungen für Kinder eingezogen.

Nun hat das SOB ein weiteres Terrain erobert: das Weihnachtsfamilienkonzert. Hauptdarsteller war der orchestereigene Solo-Kontrabassist Christian Sutter, der als versierter Samichlaus das Geschehen auf der Bühne kommentierte. Er stellte die sieben Schlagzeugzwerge vor, die sich um ihr Harfe spielendes Schneewittchen formierten. Doch einer fehlte noch: Zauberer Merlin. Den durften die Kinder im Publikum lauthals herbeirufen, denn: «Ein Orchester funktioniert nicht ohne Zauberer!», weiss Samichlaus.

Ihr Kinderlein kommet

So wurden gleich zu Beginn die Kinder einbezogen und für den Fortgang des Konzerts mitverantwortlich gemacht – die Schranke zwischen Bühne und Publikum verschwand ganz unmittelbar. Gemeinsam durften alle «Ihr Kinderlein kommet» anstimmen, begleitet vom jüngsten Streichensemble Basels: dem Rentierorchester. Die Kinder stammen aus dem Schulhaus Insel in Kleinhüningen, das für drei Jahre eine Patenschaft mit dem Sinfonieorchester Basel vereinbart hat. Wöchentlich geben zwei Orchestermusiker den Kindern einer Klasse Geigen-, Cello- und Kontrabassunterricht; und dass diese Kinder nach drei Monaten einen tragenden Auftritt im Theater Basel haben, ist für sich genommen schon ein Ereignis. 

Ein Ereignis waren auch die drei Engel, die je zwei Weihnachtslieder aus ihrer polnischen, bulgarischen und katalanischen Heimat sangen. Mit Vesselina Kasarova und Nuria Rial traten zwei Star-Sängerinnen auf, die sich sichtlich wohl fühlten im farbig-familiären Ambiente; wie auch das Basler Ensemblemitglied Agata Wilewska. Vielleicht hatten die drei Damen für ein Kinderkonzert etwas zu ruhige, melancholische Lieder ausgewählt; doch die zeitgenössische Performance auf dem selbst entworfenen Metall-Klangbaum der Schlagzeugzwerge brachte den Schwung zurück.

Ein voller Erfolg

Dass dieses erste Familienweihnachtskonzert ein voller Erfolg wurde, mochte nicht nur an der hochstehenden, anspruchsvollen musikalischen Darbietung und der lokalen Verankerung mit der streichenden Schulklasse liegen, sondern auch am Konzertraum. Das Foyer des Theater Basel erwies sich als ideale Spielstätte: Nahezu alle Plätze boten die gerade für Kinder so wichtige Sicht auf die Bühne, dazwischen gab es Sitzkissen und genügend Freilauf für die Kleinsten. Und als die jungen, hungrigen Konzertgänger mit leuchtenden Augen und roten Wangen am Ausgang mit Schokoladennikoläusen verabschiedet wurden, bestand kein Zweifel daran, dass hier ein neues Publikum erschlossen worden ist.

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2. Familienkonzert Klingelingeling: Am Sonntag, 8.12., 11 Uhr, im Foyer des Theater Basel.

 

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