Der hohe Ausländeranteil in einzelnen Quartieren und das angeblich tiefe Niveau in einzelnen Basler Schulen wird häufig kritisiert. Zu Unrecht, wie Erziehungsdirektor Christoph Eymann und Regierungspräsident Guy Morin nun zu belegen versuchen.
Dieses St. Johann! Oder dieses Gundeli! Und dieses Kleinbasel erst!
Die Basler Schulen aus bestimmten Quartieren werden gerne und häufig kritisiert. Es gebe dort viel zu viele fremdsprachige Schüler, heisst es, entsprechend tief sei das Niveau. Logisch, dass die jungen Schweizer Familien wegziehen, sobald ihr Kind in die Schule kommt.
Ebenso beliebt sind Vorschläge zur Verbesserung der Durchmischung in den Schulen und Quartieren.
Die letzte Idee kam von Seiten der SP. Grossrätin Sibylle Benz forderte eine Quote von mindestens 30 Prozent Schweizerdeutsch sprechenden Kindern in allen Basler Schulklassen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten notfalls auch Kinder von einem Quartier in ein anderes in die Schule geschickt werden. Der Vorschlag war stark umstritten, scheiterte im Kantonsparlament aber nur ganz knapp. Danach doppelte SP-Grossrat Daniel Goepfert mit einem weiteren, ähnlichen Vorstoss nach.
Ein entschiedener Gegner solcher Experimente ist Erziehungsdirektor Christoph Eymann (LDP). Weil die Schüler dort in die Schule gehen sollen, wo sie leben, wie er sagt. Und weil in den Basler Schulen im Bereich der Früh- und Sprachförderung ohnehin schon sehr viel unternommen werde für die Integration fremdsprachiger Kinder und damit für eine bessere Durchmischung.
Durchmischung wird besser
Am Donnerstagmorgen versuchte Eymann nun die Erfolgsbilanz seiner Anstrengungen aufzuzeigen, zusammen mit Regierungspräsident Guy Morin (Grüne) und Madeleine Imhof, der Leiterin des Statistischen Amtes.
Das Trio präsentierte die neusten Statistiken mit Zahlen auch von 2012. Diese zeigen unter anderem:
- dass Basels Bevölkerung in den vergangenen Jahren internationaler geworden ist
- dass nicht mehr vor allem Menschen aus den klassischen Auswandererländern wie der Türkei, den ex-jugoslawischen Staaten oder Albanien nach Basel ziehen, sondern Deutsche, Österreicher, Franzosen, Briten, Amerikaner und Asiaten. Das sind häufig auch gut gebildete Ausländer, wie Morin mehrfach betonte
- dass die Durchmischung in den einzelnen Quartieren in den vergangenen Jahren kontinuierlich besser geworden ist
- dass es nur sehr wenige Haushalte gibt, in denen gar kein Deutsch gesprochen wird (10 Prozent)
- dass die typischen «Ausländerquartiere», wie etwa das St. Johann oder das Matthäus-Quartier, eine grosse Dynamik aufweisen mit vielen Zuzügern (vor allem ausländischen) von auswärts und vielen Wegzügen in ein anderes Quartier (wobei die Schweizer interessanterweise sehr viel eher bleiben als die Ausländer). «Diese Quartiere sind ein wichtiges Tor für die Stadt», sagte Imhof dazu. (Die Statistiken finden Sie auf der Rückseite dieses Artikels.)
Es sind Erfolge, auf die Eymann und Morin recht stolz sind, wie sich an der Medienorientierung im Gotthelf-Schulhaus schon bald zeigte. Die beiden Regierungsräte lobten mit vielen schönen Worten die Schulen (ideal auf die Bedürfnisse der einzelnen Quartiere ausgerichtet), die Lehrerinnen und Lehrer (gross ihre Herausforderung, noch grösser ihre Motivation), die vielen Förderangebote (sehr gezielt einsetzbar) – und nicht zuletzt auch sich selbst und die gesamte Regierung.
Für ihre Massnahmen nicht nur in der Bildung, sondern auch in den Bereichen des Wohnungsbaus, des Verkehrs und der Sicherheit. Das alles habe zu einer verbesserten Durchmischung geführt, auch wenn es von Quartier zu Quartier noch immer Unterschiede gebe, das zumindest räumten die beiden Regierungsräte von sich aus ein. Sehr viel wichtiger war ihnen dann aber wieder die Botschaft, dass ein Schüler in jeder Schule erfolgreich sein kann.
Warum denn all die Tricksereien?
Das klang alles sehr gut. Ein paar kritische Fragen gab es dennoch. Zum Beispiel, warum es trotz der angeblich so wunderbaren Schule Basel-Stadt noch immer einige Schweizer Eltern gebe, die ihre Kinder mit Hilfe verschiedenster Tricks in anderen Quartieren in der Schule unterbringen, in einer Klasse mit weniger fremdsprachigen Kindern.
Na ja, sagte Eymann. Gewisse «Umgehungsmöglichkeiten» seien möglicherweise schon vorhanden und würden wahrscheinlich vereinzelt auch genutzt. «Wir wollen darauf keinesfalls mit scharfen Kontrollen reagieren, sondern mit Information. Wir wollen die Vorurteile gegenüber bestimmten Quartieren bekämpfen», sagte Eymann.
Womit höchstens noch eine Frage offen blieb: Wo denn die Regierungsräte ihre eigenen Kinder in die Schule schickten?
Eymann und Morin mussten kurz überlegen. Dann sprach der Regierungspräsident: «Die Antwort ist einfach: dort, wo sie wohnen.»
Heisst: eher in den mehrbesseren Quartieren.
Dafür leistet nun Morins Sohn seinen Zivildienst im Bläsischulhaus. Dem Vater zufolge ist das eine sehr gute Erfahrung.