Schluss mit Einfamilienhäusern: Warum Baselland in die Höhe baut

Eine Studie des Bundes bestätigt, dass verdichtetes Bauen Kosten spart. Landbewohner kosten fast doppelt so viel wie Stadtbewohner.

An der Birs zwischen Reinach und Aesch sollen neue Hochhäuser gebaut werden.

(Bild: E2A Architekten)

Eine Studie des Bundes bestätigt, dass verdichtetes Bauen Kosten spart. Landbewohner kosten fast doppelt so viel wie Stadtbewohner.

Seit Mitte Februar wird es Agglo-Bewohnern schwarz auf weiss vorgehalten: Ihr Einfamilienhaus kostet den Steuerzahler mehr, als eine Wohnung im verdichteten Siedlungsgebiet. Das Bundesamt für Raumentwicklung rechnet in einer Studie vor, dass die Infrastrukturkosten pro Kopf in verdichteten Siedlungen markant tiefer liegen als in verstreuten Siedlungsgebieten.

Am deutlichsten zeigt sich das beim Verkehr. In Landgemeinden liegen die Pro-Kopf-Kosten für den öffentlichen Verkehr deutlich höher als in einem Grosszentrum – im Durchschnitt sind sie doppelt so hoch. Auch für Strassen, Abwasser und Strom muss in Landgemeinden pro Kopf mehr bezahlt werden. 

Diese Kosten seien nicht immer verursachergerecht verteilt, urteilt das Bundesamt. Häufig erfolge eine Quersubventionierung innerhalb einer Gemeinde und des Kantons. Das heisst: Der Einfamilienhaus-Besitzer müsste eigentlich viel mehr Abgaben entrichten als der Mieter im Siedlungszentrum. Das ist aber nicht immer so.

Martin Huber vom Amt für Raumplanung Baselland sagt, die Studie bestätige, was man bereits in Ansätzen wusste. Dichte Siedlungsgebiete seien aus volkswirtschaftlicher Sicht günstig. Das funktioniere allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Denn die Lebensqualität liege ja teilweise gerade in der Distanz zum Nachbarn.

Baselland ist seit 2014 daran, den kantonalen Richtplan zu überarbeiten. Die Herausforderung dabei sei, die Bevölkerung innerhalb der bestehenden Bauzonen zu platzieren, so Huber.

In Allschwil stosse man mit dem vorgegebenen Zonen-Richtplan immer wieder an die Grenzen, erklärt der zuständige Gemeinderat Christoph Morat. Denn die Gemeinde ist attraktiv, die Bevölkerung wächst. «Also müssen wir in die Höhe bauen.»

Freiräume für Wohnqualität 

Seit 2007 setze Allschwil auf verdichtetes Bauen. Das mache sich bezahlt. Denn Morat weiss: Der Steuerertrag pro Quadratmeter liegt in Quartieren mit Einfamilienhäusern deutlich tiefer als in verdichteten Siedlungen. «Verdichten heisst aber auch, dass wir genügend Freiräume zur Verfügung stellen.» Nur so könne eine hohe Wohnqualität gewährleistet werden, so Morat.

Wie das Baselbiet in die Höhe wächst, lässt sich unter anderem in Reinach beobachten. Gerade entstand eine neue verdichtete Siedlung mit teuren Wohnungen auf dem alten Werkhofareal. Bald sollen auf dem Stöcklin-Areal neue Hochhäuser entstehen. An der Grenze zu Aesch und Dornach sollen hier über 240 Wohnungen gebaut werden – es ist nur eines von vielen Hochhaus-Projekten im Baselbiet.

Nicht alle Projekte kommen bei den Agglomerations-Bewohnern gut an. In Muttenz regt sich Widerstand gegen die Hagnau-Überbauung. Das «Regionaljournal» berichtet von einem Anwohner, der befürchtet, dass die Hochhäuser ihm die Sicht rauben. Zusammen mit anderen Anwohnern will er sich gegen das «überrissene» Projekt wehren.

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